Wow! Hallo, alle zusammen.
Ich werde mein Telefon weglegen
und völlig dem Drang widerstehen,
als Beweis meiner Anwesenheit
ein Selfie zu schießen.
Wie man bereits sagte,
heiße ich Jessica O'Reilly
und ich bin eine Sexologin.
Sexologen gibt es tatsächlich.
Glauben Sie mir?
Drei von Ihnen, okay.
Sie sind alle auf der Seite meiner Eltern.
Ich verstehe, geht klar, kein Problem.
Ich hatte eine Mutter
mit hohen Erwartungen.
Was heißt es, eine Sexologin zu sein?
Das bedeutet,
dass ich viel Zeit damit verbringe
über Sex zu sprechen
und fast keine, welchen zu haben.
(Lachen)
Aber heute bin ich hier,
um über ein ernstes Thema zu sprechen.
Wir befinden uns in Krisenzeiten.
Wir haben eine weltweite Epidemie
vor unserer Haustür
und sie wird durch die Luft übertragen.
Es betrifft Alt und Jung
und kennt keine räumlichen Grenzen.
Dieses Problem ist nicht
wie andere weitverbreitete Krisen,
wie etwa die der Wirtschaft
oder die des Klimawandels.
Sondern diese Krise betrifft mehr Menschen
in persönlicherer und spürbarer Hinsicht.
Sie reißt Familien auseinander.
Sie fordert die schlimmsten Opfer
von den Verletzlichsten unter uns
und ist ansteckend.
Sie breitet sich aus.
Doch irgendwie sind wir durch sie
gefangen genommen.
Ich spreche von der Krise
der modernen monogamen Ehe.
Würde ich Ihnen ein Angebot
für irgendeinen Lebensbereich
mit einer Chance 50:50 machen,
nähmen Sie es an?
Wenn ich sagen würde,
investieren Sie in mein Vergnügen,
es gibt eine 50%ige Chance
für einen Gewinn.
Oder unterzeichnen Sie diesen Vertrag,
Sie haben ein 50%-iges Risiko
des Scheiterns, aber warum nicht?
Oder nehmen Sie diesen Flug,
Ihre Chancen stehen 50:50,
das Ziel sicher zu erreichen.
Sogar wenn ich Ihnen für zwei Koffer
eine Gratis-Gepäckaufgabe anböte,
(Lachen)
würden Sie vermutlich Nein sagen.
Aber die moderne monogame Ehe
bietet sogar kleinere statistische Quoten,
wenn man Scheidungsraten
und den Grad der Untreue einkalkuliert.
In Nordamerika liegen Scheidungsraten
bei über 40 Prozent;
noch höher, wenn man
die Zweit- und Drittehen zählt.
In meiner Familie gehen wir
manchmal sogar über drei hinaus.
Vier, Fünf und Sechs.
Sie wissen bereits wegen Riaz
von den Kämpfen meines Mannes.
Also kann ich genauso gut
einige Infos ausplaudern.
Der Grad der Untreue liegt in Nordamerika
zwischen 25 und 45 Prozent,
je nachdem, wer fragt
und wer am Morgen
sein Wahrheitsserum getrunken hat.
Die Forschung deutet an,
dass die Zufriedenheit in der Ehe
nach der "Flitterwochen-Phase" abstürzt,
ohne sich jemals wieder zu erholen.
Beängstigend.
Viele junge Menschen entscheiden sich
tatsächlich gegen die Ehe.
Eheschließungen nehmen ab.
Vielleicht, weil die Forschung zeigt,
dass verheiratete Menschen
tatsächlich nicht glücklicher
als ihre ledigen Pendents sind.
Haben Sie vom Partnerklau gehört?
Anscheinend versuchten 60 % der Männer --
Schande, Schande --
und 54 % der Frauen --
wir sind nicht besser,
nicht viel besser --
trotz eines aktuellen Ehepartners,
jemanden für sich zu gewinnen.
Was geht hier vor?
Wenn man diese Statistiken
miteinander verbindet
und sich die Zahlen anschaut,
erkennt man, dass in der Ehe
die Chancen tatsächlich
im besten Fall 50:50 stehen.
Die Ehe ist in einer Krise.
Ich schlage nicht vor,
die Ehe abzuschaffen.
Ich bin ein Fan der Ehe.
Ich gabelte mir sogar selbst einen auf.
(Lachen)
Ich bin mit meinem Mann
seit 8 Jahren glücklich verheiratet
und lebe mit ihm seit 13 zusammen.
Ich meine, dass die Ehe
ein menschlicher Konstruktionsfehler ist.
Es spielt keine Rolle,
dass die Forschung besagt,
die Ehe sei gut für meine Gesundheit,
und sogar besser
für die Gesundheit von Männern;
irgendwie gewinnen sie immer.
Es ist unerheblich,
dass wir alle die Ehe
mit den edelsten Absichten eingehen, oder?
Glücklich zu sein bis ans Lebensende,
unseren Partner bedingungslos zu lieben,
sich zu unterstützen, zur besten Version
seiner selbst zu werden.
Denn es muss nicht immer so enden.
Wegen des Konstruktionsfehlers
kann die Ehe für persönliches Wachstum
einschränkend und sogar unterdrückend
in ihrer Forderung
völliger Monogamie sein.
In jedem anderen Bereich,
in dem man Misserfolge erlebt
wie bei der Ehe,
würde man etwas dagegen tun.
Wenn Märkte einbrechen,
macht man etwas dagegen;
man passt die Zinssätze an,
man ergreift Sparmaßnahmen,
man entwickelt "Stimulationspakete".
Oder?
(Lachen)
Wenn ein Auto irgendwie
nicht richtig funktioniert,
startet man einen Rückruf,
damit man es reparieren kann.
Wenn ein multiresistenter Erreger
auf eine aktuelle Impfung nicht anspricht,
geht man zurück ins Labor
und entwickelt eine neue Rezeptur.
Wenn etwas nicht funktioniert,
wenn irgendetwas nicht funktioniert,
nimmt man Neuerungen vor.
Also warum akzeptieren wir
die monogame Ehe in ihrer jetzigen Form,
trotz ihrer Konstruktionsmängel?
Könnten unsere Beziehungen nicht
von einem Stimulationspaket profitieren?
Ein vorübergehender Rückruf.
Nur über Nacht.
(Lachen)
Ist es nicht Zeit für das Labor,
um die Probleme zu analysieren,
die fehlerhafte Norm anzuzweifeln
und Neuerungen vorzunehmen?
Manche Paare haben das bereits getan.
Sie lehnen Monogamie gänzlich ab.
Swinger zum Beispiel, ich kenne viele.
Überraschung, Überraschung,
meint die Sexologin.
Sie haben Sex mit wechselnden Leuten
und es funktioniert für sie.
Polyamoröse haben emotionale,
intime Liebes- und Sexbeziehungen
mit mehreren Partnern gleichzeitig
und es funktioniert für sie.
Offene Beziehungen
gibt es in riesiger Bandbreite,
die von jedem Paar
oder Dreier, Vierer oder ...
für sich zugeschnitten wurden,
wie auch immer es kommt.
Ich kenne viele Paare,
deren offene Beziehungen
funktioniert haben:
Rosa und Dan zum Beispiel.
Nach 22 Jahren Ehe sagten sie:
"So kann es nicht weitergehen."
Ihre Worte, nicht meine.
Also beschlossen sie,
eine offene Beziehung zu führen
und jetzt haben sie Liebhaber
in ganz Nordamerika.
Sie könnten nicht glücklicher sein.
Aber wie Monogamie
funktionieren offene Beziehungen
nur für sehr wenige Menschen.
Geschätzte 4 – 5 %, nicht 45 %,
versuchten es bereits mit gutem Erfolg.
Das Problem ist, die meisten Menschen
wollen einfach keine offene Beziehung.
Es ist okay, wenn andere Leute offen sind,
aber wir wollen die Partner nicht teilen.
Glücklich bis ans Lebensende
mit einem Seelenverwandten zu sein,
ist in unserem Unterbewusstsein
seit unserer Geburt zu tief verwurzelt.
Also bisher haben wir festgestellt,
hierdrüben sind die Monogamen.
Monogamie funktioniert
für eine kleine Zahl von Menschen.
Dort drüben sind die Nicht-Monogamen.
Das funktioniert für noch weniger
Prozent der Menschen.
Und der übrige Rest
liegt irgendwo dazwischen.
Also was ist mit dem Rest von uns?
Betrügen ist keine Option.
Ich denke gar nicht dran.
Wie finden wir also
unser Glück bis ans Lebensende?
Meine Damen und Herren, geschätzte Gäste,
Ich unterbreite Ihnen,
dass die Lösung ist,
die "monogamische" Grauzone
in Erwägung zu ziehen.
(Lachen)
Dieser Begriff ist bereits
seit einiger Zeit in Umlauf.
Ich hörte ihn als Kind
bereits in den 80ern,
als ich Freunden meiner Eltern
unerlaubterweise zuhörte.
Aber bekannt gemacht
wurde er erst kürzlich
vom Sexkolumnisten Dan Savage.
Dan benutzte diesen Begriff
zur Beschreibung seiner Beziehung,
in der er emotional, und praktisch
gesehen, liebevoll monogam ist,
es aber erlaubt ist,
sexuell etwas anderes zu versuchen.
Für mich ist das mehr
eine offene Beziehung.
Ich schlage vor, an dem Begriff --
an der "monogamischen" Philosophie --
eine Feinabstimmung vorzunehmen,
um sie für den Rest von uns,
der in diese Grauzone fällt,
zugänglicher zu machen.
Benutzen wir "monogamisch" zu sein,
um die Eintönigkeit auf eine Weise
aus der Monogamie herauszunehmen,
die die Heiligkeit, die Sicherheit
und die Behaglichkeit
unserer Beziehungen bewahrt.
"Monogamisch". Wie kann das aussehen?
"Monogamische" Paare suchen vielleicht
durch außereheliche Quellen
nach sexueller Stimulation.
Aber nur in Gedanken, nicht durch Taten.
Also wenn ich "monogamisch" wäre
und hinter der Bühne wäre ein Volontär,
der irgendwie süß wäre,
würde ich genauer hinsehen.
Ich hoffe, ich bereitete ihm
kein Unbehagen
und nie ein unbehagliches Gefühl.
Ich hätte vielleicht eine Pause eingelegt
und ein wenig über ihn nachgedacht.
Ich hätte vielleicht später
in der Nacht an ihn gedacht.
(Lachen)
Aber ich werde niemals
nach diesem Gedanken handeln.
Diesem Gedanke und Gedanken wie diesem,
die in so vielen monogamen Beziehungen
verboten sind, Raum zu geben,
dient dazu meine Beziehung
weiter zu stabilisieren,
denn äußert man
die verbotenen Gedanken offen,
reduziert man ihre Macht
und verringert die Wahrscheinlichkeit,
dass man tatsächlich danach handelt.
Wir haben Gedanken, aber keine Taten,
und dann haben wir Gerede,
aber kein Anfassen.
"Monogamische" Paare
suchen nach außerehelichen Quellen
für sexuelle Stimulation und Freude
nur durch Reden, ohne Berührung.
Das Flirten mit anderen Leuten
ist dafür ein wirklich gutes Beispiel.
Haben Sie bitte einen Moment Geduld.
Stellen Sie sich vor:
Sie sind mit ihrem Partner an einer Bar ,
zum Beispiel mit ihrem Ehemann.
Da ist eine hübsche Kellnerin.
Nicht zu hübsch.
(Lachen)
Wir alle haben unsere Grenzen.
Sie necken ihn ein wenig:
"Sie ist wirklich hübsch, oder?
Ich glaube, sie checkt dich ab..
Liebling, heute Abend siehst du heiß aus."
Sie hat ihn gar nicht abgecheckt,
aber sie lieben alle
das Streicheln des Egos.
Durch das Schmeicheln
flirtet er mit ihr sogar ein wenig.
Vielleicht steigen Sie auch
in das Flirten ein.
Bringen natürlich ihr und auch ihrer
Beziehung äußersten Respekt entgegen.
Am Ende des Abends
gehen Sie zusammen nach Hause,
Sie und ihr Ehemann, nicht die Kellnerin.
(Lachen)
Um das ganz klarzustellen.
Sie gehen nach Hause
und setzen die Fantasie fort.
Sie bringen sie ins Schlafzimmer ein.
Sie sprechen sogar davon
einen "flotten Dreier" zu haben.
"Liebling, heute Abend
siehst du so heiß aus.
Ich wollte sie zu uns nach Hause bringen.
Das hätte mir sehr gefallen,
Willst du keine vier Hände auf dir?
Ich würde dich gerne teilen."
Das ist nur Gerede.
Sie ziehen alle Register.
Sie steigern ihn in einen Rausch hinein
und haben beide einen Orgasmus;
es ist großartig.
Wenn Sie fertig sind,
nehmen Sie seine Hand,
schauen ihm in die Augen und sagen:
"Denk nicht mal daran."
(Lachen)
Er weiß es genau und sagt:
"Natürlich nicht, Liebling.
Das war großartig, danke.
Du bist alles, was ich will.
Kann ich dir etwas bringen,
ein Bier oder einen Cheeseburger?"
(Lachen)
Sollte es so nicht immer enden?
So ...
Man bricht die Norm strenger Monogamie
ohne Berührung einer anderen Person.
Es ist nur Gerede.
Das ganze Flirten, die Fantasie,
die vier Hände, die Kellnerin.
Im Übrigen geht man
nie wieder zu dieser Bar.
Also eine einmalige Gelegenheit.
Es ist nur Gerede, nicht mehr.
Wir haben Gedanken, aber keine Taten.
Es gibt das Reden, aber kein Anfassen.
Dann gibt es noch Paare,
die einen Ausflug
auf "monogamisches" Gebiet wagen
und es lieben.
Sie genießen es und sie sagen:
"Weißt du was? Es war nie besser.
Bringen wir es auf die nächste Stufe."
Diese Paare beschließen vielleicht:
"Lass uns in einen Strip-Club gehen.
Holen wir uns ein paar Lap Dances."
Ein paar Jahre später
gelangen sie ins Hinterzimmer,
das Champagner-Zimmer.
Ich weiß nicht einmal,
was dort vor sich geht.
(Lachen)
Vielleicht mögen sie
das verbalerotische Element
und wollen eine dritte Person dazu holen,
aber wollen nicht das Risiko
mit einer echten Person in natura.
Also rufen sie zusammen
eine Telefon-Sex-Nummer an.
Ich weiß, es ist nicht mehr 1982,
aber es gibt sie immer noch.
Die verdienen viel Geld,
es ist eine gewinnbringende Industrie.
Vielleicht kennen sie jemanden,
der Swinger ist,
und sie sind zu Swinger-Partys
eingeladen worden.
Sie wollen nicht den Partner tauschen,
aber sie mögen das Konzept
dieser Umgebung,
von einer erotischen Note
umgeben zu sein;
die Schwelle, der Anblick,
die Geräusche, die Gerüche.
Nicht die Gerüche, vergessen Sie das.
Nur der Anblick, die Geräusche
und die Energie.
Man muss bedenken,
dass "monogamisch" zu sein,
eine Mentalität und kein Verhalten ist.
Man macht, was man vorzieht.
Wenn einen der Strip-Club nicht anspricht,
geht man nicht hin.
Erscheint das Flirten
mit einer echten Person zu riskant,
lässt man es.
Vielleicht beschließt man stattdessen,
sich in einem Chat-Room anzumelden,
oder ein Live-Webcam-Portal
für ein bisschen Spaß
am Samstag Abend zu nutzen.
Es gibt kein allgemeingültiges Rezept
für lebenslanges Glück
und es gibt kein universelles Rezept
"monogamisch" zu sein.
Ich deute nur an,
dass wir davon profitieren könnten,
Optionen jenseits der strikten Monogamie
in Erwägung zu ziehen.
Sie denken gerade:
"Okay, "monogamisch" klingt gut,
ich liebe Stripper."
(Lachen)
Oder?
Die Kerle haben nicht nur Six-Packs,
sie haben Eight-Packs.
Das klingt nicht schlecht.
Sie denken gerade: "Das ist okay, aber wie
überwinde ich meine Unsicherheit?
Wie gehe ich mit Eifersucht um?
Ein Teil von mir
will dieser hübschen Kellnerin
die Haare ausreißen.
Oder: Ich will nicht, dass muskulöse Kerle
sich an meiner Frau reiben.
Ich kann damit nicht umgehen.
Während ihrer Schwangerschaft
nahm ich Gewicht zu;
hatte ein heftiges Verlangen.
Man kann nicht erwarten,
dass ein Mann nach einer Schwangerschaft
ein Six-Pack hat, oder?
Das sind alles berechtigte Bedenken.
Ich kann Ihnen nicht
mit dem Six-Pack helfen,
aber jedes Paar
befasst sich mit Eifersucht,
mit den Unsicherheiten,
mit den Zweifeln auf ihre eigene Weise.
Manche machen kleine Schritte.
Sie tauchen nicht ins "Monogamische" ein,
sie tun es scheibchenweise.
Sie beginnen vielleicht damit zuzugeben,
welche Prominenten sie attraktiv finden.
Es kann Jahre brauchen,
bis sie es schaffen,
sich ihr tiefsten und dunkelsten
Fantasien zu enthüllen.
Aber diese Jahre, der Prozess
macht es leidenschaftlich.
Ein wenig Sorge und Angst,
ausbalanciert durch Liebe, Geborgenheit
und Sicherheit, ist das perfekte Rezept,
nicht nur für Liebe, sondern für Lust.
Andere Paare beschließen,
zusätzlich zu den kleinen Schritten,
das "monogamische" Element
ihrer Beziehung einzugrenzen.
Sie meinen: "Ich mag unsere Beziehung
wirklich so wie sie ist.
Ich mag ein wenig "monogamisch" sein,
aber nicht zu viel."
Also stellen sie vielleicht
eine Regel auf,
dass sie über Fantasien,
die andere Personen einbeziehen,
nur bei besonderen Anlässen reden;
an Dienstagen oder im Monat März,
was immer auch für sie funktioniert.
Vielleicht mögen sie die Vorstellung
mit anderen Menschen zu flirten,
weil Flirten so viel Spaß macht.
Es holt die sexuelle Bestie
aus einem heraus,
stärkt das Selbstwertgefühl
und es kann tatsächlich
irgendwie heiß sein,
den Partner zu beobachten,
wie er mit jemanden anderen
unter den richtigen,
einvernehmlichen Umständen flirtet.
Aber vielleicht macht man das
nur einmal im Jahr im Urlaub.
Vielleicht ist die Bar mit der Kellnerin
einfach zu nah beim Zuhause,
also macht man es,
wenn man mindestens 300 Kilometer
von der Heimatstadt fort ist,
was auch immer funktioniert.
Manche Paare streben danach,
"monogamisch" zu sein,
überschreiten ihre Grenzen zu weit
und bedauern es am Ende.
Aber Bedauern ist nicht
gleichbedeutend mit Unglück.
In einer Beziehung sind Fehler
die wichtigsten Lern-
und Wachstumschancen.
"Monogamisch" zu sein, kann man
mit einem Gummiband vergleichen.
Man kann es in diese Richtung dehnen,
aber es kehrt immer wieder
in die ursprüngliche Form zurück.
Man kann es bis hierher dehnen
und das bedeutet nicht, es zu wiederholen,
wenn man es nicht möchte.
Dehnt man es so, heißt das nicht,
dass man es beim nächsten Mal,
den nächsten Tag, den nächsten Monat
oder im nächsten Jahr, weiter dehnen muss.
Eigentlich möchte man es nicht,
weil es vielleicht reißen könnte.
Uns muss klar sein, dass Fortschritt
und Beziehungen elastisch sind.
Sie sind nicht starr.
Nehmen wir "monogamisch"
zu sein in den Blick,
können wir nicht nur Anekdoten
und Mutmaßungen betrachten,
wir müssen auch die Wissenschaft befragen,
warum "monogamische" Beziehungen
vielleicht das Allheilmittel ist,
das wir als Antwort auf die Epidemie
scheiternder monogamer Ehen suchen.
Es gibt natürlich
kein universelles Regelwerk
für eine erfolgreiche Beziehung.
Allerdings gibt es einige Bestandteile,
die in glücklichen, dauerhaften Ehen
tendenziell vorhanden sind.
Der erste ist: durch Gewohnheit gebildete
emotionale Ausdrucksfähigkeit.
Wissenschaftler klingen gerne abgehoben.
Es bedeutet: Miteinander reden.
Reden über die eigenen Gefühle.
Die guten, die schlechten
und die scheußlichen.
Zuzugeben, wenn man eifersüchtig ist
und wenn man verärgert ist.
Das ist wichtig.
Der zweite umfasst das Gleichgewicht
zwischen Verbundenheit und Freiheit.
Das beruht alles
auf der "Self-Expansion-Theory".
Die "Self-Expansion-Theory" erklärt,
dass man am glücklichsten
in einer Beziehung ist,
wenn unsere Partner uns
Möglichkeiten zum Wachsen geben.
Wir Menschen sind Tiere
und darauf programmiert,
nach Wandel und Neuerungen zu suchen.
Wir sind hungrig danach.
Wenn unser Partner diesen Hunger stillt,
sind wir glücklicher mit ihm
und stärker von ihm angezogen.
Der dritte Bestandteil
einer glücklichen Beziehung
ist ein aktives Sexualleben.
Ein aktives Sexualleben bedeutet nicht,
dass man an Kronleuchtern schwingt
oder "es" jeden Tag, jede Woche,
jeden Monat tun muss.
Es heißt nur, sich mit dem Sexualleben
etwas Mühe zu geben.
Sogar der Papst, katholische Kardinäle
und Bischöfe wissen das.
Wissen Sie, warum?
Diese zölibatären Männer
hatten letzte Woche im Vatikan
ein Symposium zur Ehe.
Sie diskutierten gemeinsam,
was eine Ehe funktionieren lässt.
Aber sie luden auch Experten ein.
Ein Expertenpaar aus Australien,
das seit 55 Jahren verheiratet ist,
erzählte dieser Gruppe
vollkommen zölibatärer Männer,
dass ihr Sexualleben höchste Bedeutung hat
und weiterhin haben wird.
Sehr interessant für mich.
In meinem Job arbeite ich
mit Paaren aus der ganzen Welt,
Tausenden pro Jahr.
Ich habe erlebt,
dass Paare, die ihre Definition
von Monogamie durchlässiger machen,
wenn auch nur auf die geringste Weise,
ihre Beziehung dazu gebracht werden,
in diesen Kernbestandteilen aufzublühen.
Emotionale Ausdrucksfähigkeit,
Verbundenheit ausbalanciert durch Freiheit
und ein aktives Sexualleben
werden die Regel,
sobald man anfängt, Monogamie
entlang eines Kontinuums zu sehen.
Ich gebe Ihnen ein Beispiel
dieser Beobachtungen.
Ich moderiere eine Reality-Show,
tut mir leid das zu sagen,
und sie läuft auf PlayboyTV.
Aber ich kann stolz sagen,
dass diese Reality-Show
einer der wenigen echten Programme
im Fernsehen ist.
Diese Show dreht sich um eine große Gruppe
von Swingern, die in einem Haus leben,
und jedes Wochenende
bringe ich ein neues Paar hinzu,
ein Anfängerpaar, das vorher noch nie
den Partner getauscht hat.
Sie können sich entscheiden,
ob sie es vielleicht ausprobieren wollen.
Das Haus wird "The Swing House" genannt,
aber ich nenne es mein persönliches Labor,
weil es mir ermöglicht, die Paare
in ihrem natürlichen Lebensraum zu sehen,
mit Ausnahme der Kameras
und solcher Sachen.
(Lachen)
Nach ein paar Minuten vergisst man,
dass sie vorhanden sind.
Manche dieser Anfängerpaare,
die niemals vorher den Partner tauschten,
beschließen "kopfüber einzutauchen".
Sie wissen, dass Partnertausch
für sie gemacht ist.
Andere hingegen erkennen sehr schnell,
dass sie nicht das Zeug dazu haben,
ihren Partner zu teilen.
Interessant ist,
dass ich so viel von der zweiten Gruppe
gelernt habe, weil sie nicht monogam,
aber auch nicht Swinger sein wollen.
Aber die bloße Möglichkeit,
ihre Beziehung durchlässiger zu machen,
bringt sie tatsächlich näher zusammen.
Sie sind gezwungen,
über ihre Gefühle zu sprechen.
Sie müssen für einen Ausgleich
zwischen den Bedürfnissen des Paares
und des Einzelnen zu sorgen.
Es ist das Swing House von PlayboyTV,
sie sind offensichtlich gezwungen,
über ihr Sexualleben nachzudenken.
Um das klarzustellen,
"monogamische" Paare sind keine Swinger.
Ich verwende dieses Beispiel nur,
weil sich viele Paare
gegen den Partnertausch entscheiden.
Tatsächlich praktizieren sie
eine Form der Monogamie.
Man könnte sie vielleicht
Monogamie 2.0 nennen,
und ihre Ehen blühen auf.
Wird "monogamisch" zu sein,
scheiternde Ehen retten?
Natürlich nicht.
Es spricht nur ein Element
einer Beziehung an, den intimen Teil.
Aber das ist, neben Kindern und Geld,
ein wichtiges Element.
Sex ist in modernen Ehen
eine der strittigsten Sachen.
Obwohl "monogamisch" zu sein,
keine Ehe retten wird,
kann es vielleicht
die notwendige Rettungsleine sein,
die den Ausschlag zugunsten
der Institution Ehe gibt.
Wir müssen etwas gegen Monogamie
als Standardeinstellung unternehmen,
weil wir uns im Krisenmodus befinden.
Diese Krise,
die scheiternde monogame Ehe,
treibt uns in einen neuen Grenzbereich.
Die Lösung "monogamisch zu sein",
erscheint vielleicht radikal,
aber was ist unsere andere Option?
Das Scheitern?
Ob wir es zugeben wollen oder nicht:
jedes Paar hier drin
und außerhalb dieses Raumes
geht die Gefahr zu scheitern ein,
Das ist eine statistische Realität.
Ich verabschiede mich mit einer Frage:
Zögen Sie in Betracht,
Ihre Perspektive zu ändern
und sich für den Gedanken
"monogamisch" zu sein zu öffnen,
wenn es bedeuten könnte,
Ihre Beziehung gegen die Krise zu wappnen,
Ihre Bindung zu stärken,
und Ihre Chancen auf gemeinsames Glück
bis ans Lebensende zu erhöhen?
Danke.
(Applaus)