["Kunst im 21. Jahrhundert"] [Shahzia Sikander] Dieser Prozess, der Miniatur-Prozess beim Malen, hat diese Eigenart, die den Vorgang unter Kontrolle hält. Im Prinzip färbe ich das Papier, und es muss eine sehr regelmäßige Färbung sein. Das geht sehr langsam, und man muss sozusagen die "Kannte" des Tees im Fluss halten, und kontinuierlich Druck auf die Kannte ausüben. Das ist sehr meditativ, und es hat diesen Sinn des Familiären, wegen all den Jahren, die hier drinstecken. Wenn ich eines gelernt habe, dann ist es der Respekt vor der Tradition und der Respekt vor der Geduld, denn man kann nichts, aber auch rein gar nichts beim Malen erreichen, ohne sich dabei Zeit zu nehmen. Zeit ist entscheidend. Ich kann also keine Ausstellung innerhalb eines Jahres vorbereiten. Ich brauche 3 bis 4 Jahre. [Shahzia] Miniaturmalerei kommt von der Buchillustration, der Manuskriptmalerei. Es ist eine alte Kunstform. Diese ganze seltsam aufgestapelte, angehäufte Perspektive, Innenräume, und dann die Andeutung von Fenstern und Türen, die dann die Außenwelt, die spirituelle Welt andeuten, mit einer gewissen Anspielung auf Perfektion. Diese juwelenhafte Transluzenz, die dabei entsteht gibt es nur wegen deiner eigenen Disziplin darin. Es braucht sehr viele Schichten, mindestens 10 bis 20 Schichten unterschiedlicher Farben, um das aufzubauen. Und du musst sehr vorsichtig sein, denn wenn dein Pinsel zu viel Wasser drauf hat,