[Script Info] Title: [Events] Format: Layer, Start, End, Style, Name, MarginL, MarginR, MarginV, Effect, Text Dialogue: 0,0:00:01.00,0:00:03.00,Default,,0000,0000,0000,,Ich würde heute gerne ein wenig über Dialogue: 0,0:00:03.00,0:00:06.00,Default,,0000,0000,0000,,vorhersehbare Irrationalität sprechen. Dialogue: 0,0:00:06.00,0:00:10.00,Default,,0000,0000,0000,,Mein Interesse an irrationalem Verhalten Dialogue: 0,0:00:10.00,0:00:13.00,Default,,0000,0000,0000,,begann vor vielen Jahren im Krankenhaus. Dialogue: 0,0:00:13.00,0:00:17.00,Default,,0000,0000,0000,,Ich hatte damals schwere Verbrennungen, Dialogue: 0,0:00:17.00,0:00:20.00,Default,,0000,0000,0000,,und wenn man lange Zeit im Krankenhaus ist, Dialogue: 0,0:00:20.00,0:00:23.00,Default,,0000,0000,0000,,begegnet man vielen Arten von Irrationalität. Dialogue: 0,0:00:23.00,0:00:28.00,Default,,0000,0000,0000,,Was mich auf der Verbrennungsstation immer am meisten gestört hat Dialogue: 0,0:00:28.00,0:00:32.00,Default,,0000,0000,0000,,war, wie die Krankenschwestern meine Verbände gewechselt haben. Dialogue: 0,0:00:33.00,0:00:35.00,Default,,0000,0000,0000,,Jeder von Ihnen hat schon mal ein Heftpflaster abgenommen Dialogue: 0,0:00:35.00,0:00:38.00,Default,,0000,0000,0000,,und sich dabei irgendwann gefragt, was wohl besser sei: Dialogue: 0,0:00:38.00,0:00:42.00,Default,,0000,0000,0000,,Soll man es schnell abreißen -- Der Schmerz ist dann nur kurz aber dafür sehr intensiv -- Dialogue: 0,0:00:42.00,0:00:44.00,Default,,0000,0000,0000,,oder es stattdessen langsam abziehen -- Dialogue: 0,0:00:44.00,0:00:48.00,Default,,0000,0000,0000,,was zwar länger dauert, aber jeden einzelnen Moment erträglicher macht. Dialogue: 0,0:00:48.00,0:00:51.00,Default,,0000,0000,0000,,Welches ist der richtige Ansatz? Dialogue: 0,0:00:51.00,0:00:55.00,Default,,0000,0000,0000,,Die Schwestern auf meiner Station dachten, der richtige Ansatz Dialogue: 0,0:00:55.00,0:00:58.00,Default,,0000,0000,0000,,wäre das Abreißen, also haben sie festgehalten und abgerissen, Dialogue: 0,0:00:58.00,0:01:00.00,Default,,0000,0000,0000,,und festgehalten und abgerissen. Dialogue: 0,0:01:00.00,0:01:04.00,Default,,0000,0000,0000,,Und weil ich Verbrennungen an 70% meines Körpers hatte, dauerte das Ganze etwa eine Stunde. Dialogue: 0,0:01:04.00,0:01:07.00,Default,,0000,0000,0000,,Wie Sie sich vorstellen können, Dialogue: 0,0:01:07.00,0:01:11.00,Default,,0000,0000,0000,,habe ich den Moment des Abreißens unglaublich gehasst. Dialogue: 0,0:01:11.00,0:01:13.00,Default,,0000,0000,0000,,Ich habe versucht mit den Schwestern zu reden, ich fragte sie: Dialogue: 0,0:01:13.00,0:01:14.00,Default,,0000,0000,0000,,"Warum versuchen wir nicht mal was anderes? Dialogue: 0,0:01:14.00,0:01:16.00,Default,,0000,0000,0000,,Warum lassen wir uns nicht ein wenig mehr Zeit -- Dialogue: 0,0:01:16.00,0:01:21.00,Default,,0000,0000,0000,,sagen wir zwei Stunden statt einer -- damit der Schmerz nicht so intensiv ist?" Dialogue: 0,0:01:21.00,0:01:23.00,Default,,0000,0000,0000,,Darauf sagten die Schwestern mir zwei Dinge. Dialogue: 0,0:01:23.00,0:01:27.00,Default,,0000,0000,0000,,Sie sagten mir erstens, sie hätten das richtige Modell vom Patienten -- Dialogue: 0,0:01:27.00,0:01:30.00,Default,,0000,0000,0000,,daß sie wüßten, was das Richtige sei um den Schmerz gering zu halten -- Dialogue: 0,0:01:30.00,0:01:33.00,Default,,0000,0000,0000,,Und dann sagten sie mir, die Bedeutung des Wortes "Patient" Dialogue: 0,0:01:33.00,0:01:35.00,Default,,0000,0000,0000,,habe nichts damit zu tun, Ratschläge zu geben, oder sich einzumischen, oder... Dialogue: 0,0:01:35.00,0:01:38.00,Default,,0000,0000,0000,,Das ist übrigens nicht nur im Hebräischen so, Dialogue: 0,0:01:38.00,0:01:41.00,Default,,0000,0000,0000,,sondern in jeder Sprache, mit der ich bis jetzt zu tun hatte. Dialogue: 0,0:01:41.00,0:01:45.00,Default,,0000,0000,0000,,Und, wissen Sie, es gibt nicht viel -- es gab nicht viel, was ich tun konnte, Dialogue: 0,0:01:45.00,0:01:48.00,Default,,0000,0000,0000,,also machten sie weiter mit dem was sie machten. Dialogue: 0,0:01:48.00,0:01:50.00,Default,,0000,0000,0000,,Als ich dann etwa drei Jahre später aus dem Krankenhaus entlassen wurde, Dialogue: 0,0:01:50.00,0:01:53.00,Default,,0000,0000,0000,,habe ich angefangen, an der Universität zu studieren Dialogue: 0,0:01:53.00,0:01:56.00,Default,,0000,0000,0000,,und eins der interessantesten Dinge, die ich dort gelernt habe Dialogue: 0,0:01:56.00,0:01:58.00,Default,,0000,0000,0000,,war, daß es eine wissenschaftliche Methode gibt Dialogue: 0,0:01:58.00,0:02:02.00,Default,,0000,0000,0000,,in der man eine Frage die man hat auf abstrakte Weise Dialogue: 0,0:02:02.00,0:02:06.00,Default,,0000,0000,0000,,neu stellt und durch die Untersuchung dieser neuen Frage Dialogue: 0,0:02:06.00,0:02:08.00,Default,,0000,0000,0000,,vielleicht etwas über die Welt erfahren kann. Dialogue: 0,0:02:08.00,0:02:10.00,Default,,0000,0000,0000,,Genau das habe ich also getan. Dialogue: 0,0:02:10.00,0:02:11.00,Default,,0000,0000,0000,,Mich interessierte nämlich noch immer die Frage, Dialogue: 0,0:02:11.00,0:02:13.00,Default,,0000,0000,0000,,wie man Verbrennungspatienten am besten die Verbände abnimmt. Dialogue: 0,0:02:13.00,0:02:16.00,Default,,0000,0000,0000,,Am Anfang hatte ich nicht viel Geld, Dialogue: 0,0:02:16.00,0:02:20.00,Default,,0000,0000,0000,,also ging ich in einen Werkzeugladen und kaufte mir einen Schraubstock. Dialogue: 0,0:02:20.00,0:02:24.00,Default,,0000,0000,0000,,Dann habe ich Leute in mein Labor gebracht, ihre Finger eingespannt Dialogue: 0,0:02:24.00,0:02:26.00,Default,,0000,0000,0000,,und ihn ein bißchen gequetscht. Dialogue: 0,0:02:26.00,0:02:28.00,Default,,0000,0000,0000,,(Gelächter) Dialogue: 0,0:02:28.00,0:02:31.00,Default,,0000,0000,0000,,Ich habe manchmal länger gequetscht und manchmal kürzer, Dialogue: 0,0:02:31.00,0:02:33.00,Default,,0000,0000,0000,,manchmal mit ansteigendem Schmerz, manchmal mit absteigendem, Dialogue: 0,0:02:33.00,0:02:37.00,Default,,0000,0000,0000,,mal mit Pause, mal ohne Pause - jede Art und Weise von Schmerz. Dialogue: 0,0:02:37.00,0:02:39.00,Default,,0000,0000,0000,,Wenn ich dann damit fertig war die Leute zu quälen, habe ich sie gefragt: Dialogue: 0,0:02:39.00,0:02:41.00,Default,,0000,0000,0000,,"Wie schmerzhaft war das? Oder das?" Dialogue: 0,0:02:41.00,0:02:43.00,Default,,0000,0000,0000,,Oder, "Wenn sie sich zwischen den letzten beiden entscheiden müßten, Dialogue: 0,0:02:43.00,0:02:45.00,Default,,0000,0000,0000,,Welchen Schmerz würden Sie wählen?" Dialogue: 0,0:02:45.00,0:02:48.00,Default,,0000,0000,0000,,(Gelächter) Dialogue: 0,0:02:48.00,0:02:51.00,Default,,0000,0000,0000,,Das habe ich eine Zeit lang so betrieben. Dialogue: 0,0:02:51.00,0:02:53.00,Default,,0000,0000,0000,,(Gelächter) Dialogue: 0,0:02:53.00,0:02:57.00,Default,,0000,0000,0000,,Und dann bekam ich, wie jedes gute akademische Projekt, mehr Geld zugesprochen. Dialogue: 0,0:02:57.00,0:02:59.00,Default,,0000,0000,0000,,Ich beschäftigte mich mit Geräuschen, Elektroschocks -- Dialogue: 0,0:02:59.00,0:03:04.00,Default,,0000,0000,0000,,Ich hatte sogar einen Schmerzanzug, mit dem ich sehr starke Schmerzen verursachen konnte. Dialogue: 0,0:03:04.00,0:03:08.00,Default,,0000,0000,0000,,Am Ende dieses Prozesses hat sich dann herausgestellt, Dialogue: 0,0:03:08.00,0:03:11.00,Default,,0000,0000,0000,,daß die Krankenschwestern unrecht hatten. Dialogue: 0,0:03:11.00,0:03:14.00,Default,,0000,0000,0000,,Sicherlich waren sie wundervolle Menschen mit guten Absichten Dialogue: 0,0:03:14.00,0:03:16.00,Default,,0000,0000,0000,,und großer Erfahrung, aber trotzdem haben sie Dialogue: 0,0:03:16.00,0:03:20.00,Default,,0000,0000,0000,,ständig und vorhersehbar die selben Fehler wiederholt. Dialogue: 0,0:03:20.00,0:03:23.00,Default,,0000,0000,0000,,Wie sich herausstellt, nehmen wir nämlich die Länge des Schmerzes Dialogue: 0,0:03:23.00,0:03:25.00,Default,,0000,0000,0000,,und seine Intensität unterschiedlich wahr, weswegen Dialogue: 0,0:03:25.00,0:03:29.00,Default,,0000,0000,0000,,ich weniger Schmerzen gehabt hätte, wenn es zwar länger wehgetan hätte Dialogue: 0,0:03:29.00,0:03:31.00,Default,,0000,0000,0000,,aber dafür nicht so sehr. Dialogue: 0,0:03:31.00,0:03:34.00,Default,,0000,0000,0000,,Es wäre auch besser gewesen, mit meinem Gesicht anzufangen, Dialogue: 0,0:03:34.00,0:03:36.00,Default,,0000,0000,0000,,weil es da sehr weh getan hat, und sich zu meinen Beinen vorzuarbeiten Dialogue: 0,0:03:36.00,0:03:39.00,Default,,0000,0000,0000,,damit der Schmerz im Laufe der Zeit geringer wird -- Dialogue: 0,0:03:39.00,0:03:40.00,Default,,0000,0000,0000,,auch das wäre weniger schmerzhaft gewesen. Dialogue: 0,0:03:40.00,0:03:42.00,Default,,0000,0000,0000,,Wir haben auch herausgefunden daß es gut gewesen wäre, Dialogue: 0,0:03:42.00,0:03:44.00,Default,,0000,0000,0000,,hätte man mir zwischendurch Pausen gegeben um mich vom Schmerz zu erholen. Dialogue: 0,0:03:44.00,0:03:46.00,Default,,0000,0000,0000,,Alles tolle Sachen, die man mit mir hätte machen können, Dialogue: 0,0:03:46.00,0:03:49.00,Default,,0000,0000,0000,,aber meine Pfleger hatten keine Ahnung. Dialogue: 0,0:03:49.00,0:03:50.00,Default,,0000,0000,0000,,Und dieser Punkt gab mir zu denken: Dialogue: 0,0:03:50.00,0:03:53.00,Default,,0000,0000,0000,,Sind Krankenschwestern die einzigen auf der Welt, die sich in diesem Punkt Dialogue: 0,0:03:53.00,0:03:56.00,Default,,0000,0000,0000,,täuschen, oder ist die Fehleinschätzung weiter verbreitet? Dialogue: 0,0:03:56.00,0:03:58.00,Default,,0000,0000,0000,,Wie sich herausstellt, ist sie weiter verbreitet -- Dialogue: 0,0:03:58.00,0:04:01.00,Default,,0000,0000,0000,,Wir machen viele Fehler. Dialogue: 0,0:04:01.00,0:04:06.00,Default,,0000,0000,0000,,Ich möchte Ihnen ein Beispiel für solcherlei Irrationalität geben Dialogue: 0,0:04:06.00,0:04:09.00,Default,,0000,0000,0000,,und mit Ihnen über Betrug reden. Dialogue: 0,0:04:09.00,0:04:11.00,Default,,0000,0000,0000,,Ich beschäftige mich mit dem Betrügen weil es interessant ist, Dialogue: 0,0:04:11.00,0:04:13.00,Default,,0000,0000,0000,,uns aber auch, wie ich meine, etwas Dialogue: 0,0:04:13.00,0:04:16.00,Default,,0000,0000,0000,,über die gegenwärtige Börsenlage erzählen kann. Dialogue: 0,0:04:16.00,0:04:19.00,Default,,0000,0000,0000,,Mein Interesse am Betrügen begann Dialogue: 0,0:04:19.00,0:04:21.00,Default,,0000,0000,0000,,als Enron die Bühne betrat und plötzlich explodierte Dialogue: 0,0:04:21.00,0:04:24.00,Default,,0000,0000,0000,,und ich mich zu fragen begann, was gerade passiert war. Dialogue: 0,0:04:24.00,0:04:25.00,Default,,0000,0000,0000,,Gab es nur einige wenige Dialogue: 0,0:04:25.00,0:04:28.00,Default,,0000,0000,0000,,schwarze Schafe die zu solchen Dingen fähig waren, Dialogue: 0,0:04:28.00,0:04:30.00,Default,,0000,0000,0000,,oder war die Situation eher eine endemische? Dialogue: 0,0:04:30.00,0:04:34.00,Default,,0000,0000,0000,,Waren viele Menschen in der Lage, sich so zu verhalten? Dialogue: 0,0:04:34.00,0:04:38.00,Default,,0000,0000,0000,,Also begann ich wie so oft mit einem einfachen Experiment. Dialogue: 0,0:04:38.00,0:04:39.00,Default,,0000,0000,0000,,Und das sah so aus. Dialogue: 0,0:04:39.00,0:04:42.00,Default,,0000,0000,0000,,Wenn Sie in meinem Experiment waren, hätten Sie von mir ein Blatt Papier Dialogue: 0,0:04:42.00,0:04:46.00,Default,,0000,0000,0000,,mit 20 einfachen Mathematikaufgaben bekommen, die jeder lösen kann -- Dialogue: 0,0:04:46.00,0:04:48.00,Default,,0000,0000,0000,,aber ich hätte Ihnen nicht genug Zeit gegeben. Dialogue: 0,0:04:48.00,0:04:50.00,Default,,0000,0000,0000,,Nach fünf Minuten hätte ich gesagt: Dialogue: 0,0:04:50.00,0:04:53.00,Default,,0000,0000,0000,,"Geben Sie mir ihre Blätter und ich zahle Ihnen einen Dollar pro gelöster Aufgabe." Dialogue: 0,0:04:53.00,0:04:57.00,Default,,0000,0000,0000,,Die Probanden haben das akzeptiert, und ich habe ihnen vier Dollar dafür gezahlt -- Dialogue: 0,0:04:57.00,0:04:59.00,Default,,0000,0000,0000,,denn im Durchschnitt haben Sie vier Aufgaben lösen können. Dialogue: 0,0:04:59.00,0:05:02.00,Default,,0000,0000,0000,,Andere habe ich zum Schummeln verleitet. Dialogue: 0,0:05:02.00,0:05:03.00,Default,,0000,0000,0000,,Ich habe ihnen die Blätter ausgeteilt Dialogue: 0,0:05:03.00,0:05:05.00,Default,,0000,0000,0000,,Und nach den fünf Minuten habe ich gesagt: Dialogue: 0,0:05:05.00,0:05:06.00,Default,,0000,0000,0000,,"Zerreissen sie Ihr Arbeitsblatt, Dialogue: 0,0:05:06.00,0:05:09.00,Default,,0000,0000,0000,,stecken Sie die Schnipsel in Ihre Tasche Dialogue: 0,0:05:09.00,0:05:12.00,Default,,0000,0000,0000,,und sagen Sie mir wie viele Fragen Sie richtig beantwortet haben." Dialogue: 0,0:05:12.00,0:05:15.00,Default,,0000,0000,0000,,Und siehe da, plötzlich hat der Durchschnitt sieben Fragen beantwortet. Dialogue: 0,0:05:15.00,0:05:20.00,Default,,0000,0000,0000,,Es ist nicht so, als gäbe es wenige schwarze Schafe -- Dialogue: 0,0:05:20.00,0:05:23.00,Default,,0000,0000,0000,,als betrögen wenige Leute und diese dafür sehr viel. Dialogue: 0,0:05:23.00,0:05:26.00,Default,,0000,0000,0000,,Wir sahen stattdessen daß viele Leute betrügen, jeder von ihnen aber nur ein bißchen. Dialogue: 0,0:05:26.00,0:05:29.00,Default,,0000,0000,0000,,In der Wirtschaftstheorie Dialogue: 0,0:05:29.00,0:05:32.00,Default,,0000,0000,0000,,ist Betrug nur eine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung. Dialogue: 0,0:05:32.00,0:05:34.00,Default,,0000,0000,0000,,Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden? Dialogue: 0,0:05:34.00,0:05:37.00,Default,,0000,0000,0000,,Wieviel wird es mir nützen, zu betrügen? Dialogue: 0,0:05:37.00,0:05:39.00,Default,,0000,0000,0000,,Und wie schlimm wäre die Strafe, falls ich erwischt würde? Dialogue: 0,0:05:39.00,0:05:41.00,Default,,0000,0000,0000,,Man wägt diese Fragen gegeneinander ab -- Dialogue: 0,0:05:41.00,0:05:43.00,Default,,0000,0000,0000,,eben eine ganz einfache Kosten-Nutzen-Rechnung -- Dialogue: 0,0:05:43.00,0:05:46.00,Default,,0000,0000,0000,,und entscheidet dann, ob es sich lohnt, ein Verbrechen zu begehen oder nicht. Dialogue: 0,0:05:46.00,0:05:48.00,Default,,0000,0000,0000,,Also versuchten wir das zu überprüfen. Dialogue: 0,0:05:48.00,0:05:52.00,Default,,0000,0000,0000,,Bei manchen Testpersonen variierten wir, mit wieviel Geld sie davonkommen konnten -- Dialogue: 0,0:05:52.00,0:05:53.00,Default,,0000,0000,0000,,Wieviel Geld sie stehlen durften. Dialogue: 0,0:05:53.00,0:05:56.00,Default,,0000,0000,0000,,Wir zahlten ihnen 10 cent pro richtiger Frage, 50 cent, Dialogue: 0,0:05:56.00,0:05:59.00,Default,,0000,0000,0000,,einen Dollar, fünf Dollar, 10 Dollar pro richtiger Frage. Dialogue: 0,0:05:59.00,0:06:03.00,Default,,0000,0000,0000,,Man könnte annehmen, daß, sobald die Summen höher wurden Dialogue: 0,0:06:03.00,0:06:06.00,Default,,0000,0000,0000,,auch mehr betrogen wurde - aber dem war nicht so. Dialogue: 0,0:06:06.00,0:06:09.00,Default,,0000,0000,0000,,Die meisten Leute betrogen und stahlen nur ein wenig. Dialogue: 0,0:06:09.00,0:06:12.00,Default,,0000,0000,0000,,Was ist mit der Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden? Dialogue: 0,0:06:12.00,0:06:14.00,Default,,0000,0000,0000,,Manche haben nur ihr halbes Arbeitsblatt zerrissen Dialogue: 0,0:06:14.00,0:06:15.00,Default,,0000,0000,0000,,es waren also noch Beweise übrig. Dialogue: 0,0:06:15.00,0:06:17.00,Default,,0000,0000,0000,,Andere haben ihr ganzes Arbeitsblatt zerrissen. Dialogue: 0,0:06:17.00,0:06:20.00,Default,,0000,0000,0000,,Andere haben alles zerrissen und gingen aus dem Zimmer Dialogue: 0,0:06:20.00,0:06:23.00,Default,,0000,0000,0000,,um sich draußen aus einer Geldschale zu bedienen, in der mehr als 100 Dollar lagen. Dialogue: 0,0:06:23.00,0:06:26.00,Default,,0000,0000,0000,,Man könnte erwarten, daß Leute häufiger betrügen, sobald die Wahrscheinlichkeit Dialogue: 0,0:06:26.00,0:06:29.00,Default,,0000,0000,0000,,erwischt zu werden, geringer wird - aber wieder war das nicht der Fall. Dialogue: 0,0:06:29.00,0:06:32.00,Default,,0000,0000,0000,,Wieder haben viele Leute nur ein klein wenig betrogen Dialogue: 0,0:06:32.00,0:06:35.00,Default,,0000,0000,0000,,ohne sich dabei um die ökonomischen Anreize zu kümmern. Dialogue: 0,0:06:35.00,0:06:36.00,Default,,0000,0000,0000,,Also fragten wir uns, wenn die Leute offenbar der Dialogue: 0,0:06:36.00,0:06:41.00,Default,,0000,0000,0000,,rationalen Entscheidungstheorie und ihren Kräften nicht unterliegen, Dialogue: 0,0:06:41.00,0:06:44.00,Default,,0000,0000,0000,,was geht hier dann vor sich? Dialogue: 0,0:06:44.00,0:06:47.00,Default,,0000,0000,0000,,Und wir kamen auf die Idee, daß es ja vielleicht zwei Kräfte gibt. Dialogue: 0,0:06:47.00,0:06:49.00,Default,,0000,0000,0000,,Einerseits wollen wir uns alle im Spiegel betrachten können Dialogue: 0,0:06:49.00,0:06:52.00,Default,,0000,0000,0000,,und uns dabei gut fühlen, also wollen wir nicht betrügen. Dialogue: 0,0:06:52.00,0:06:54.00,Default,,0000,0000,0000,,Anderseits könnten wir ein klein wenig schummeln Dialogue: 0,0:06:54.00,0:06:56.00,Default,,0000,0000,0000,,und uns immer noch gut fühlen. Dialogue: 0,0:06:56.00,0:06:57.00,Default,,0000,0000,0000,,Vielleicht ist es ja so, daß es Dialogue: 0,0:06:57.00,0:06:59.00,Default,,0000,0000,0000,,eine gewisse Schummelgrenze gibt die wir nicht übertreten wollen, Dialogue: 0,0:06:59.00,0:07:03.00,Default,,0000,0000,0000,,während wir trotzdem gerne von kleinen Betrügereien profitieren Dialogue: 0,0:07:03.00,0:07:06.00,Default,,0000,0000,0000,,solange diese unser Selbstbild nicht verschlechtern. Dialogue: 0,0:07:06.00,0:07:09.00,Default,,0000,0000,0000,,Wir nennen das den persönlichen Schummelfaktor. Dialogue: 0,0:07:10.00,0:07:14.00,Default,,0000,0000,0000,,Wie kann man so einen Schummelfaktor testen? Dialogue: 0,0:07:14.00,0:07:18.00,Default,,0000,0000,0000,,Zuerst haben wir gesehen, wie man den Fuffziger-Faktor verkleinern kann. Dialogue: 0,0:07:18.00,0:07:20.00,Default,,0000,0000,0000,,Wir haben uns Leute ins Labor geholt und ihnen gesagt, Dialogue: 0,0:07:20.00,0:07:22.00,Default,,0000,0000,0000,,wir hätten zwei Aufgaben für sie. Dialogue: 0,0:07:22.00,0:07:23.00,Default,,0000,0000,0000,,Zunächst haben wir die Hälfte der Probanden gebeten, Dialogue: 0,0:07:23.00,0:07:25.00,Default,,0000,0000,0000,,10 Buchtitel aus ihrer Schulzeit aufzuzählen Dialogue: 0,0:07:25.00,0:07:28.00,Default,,0000,0000,0000,,und die anderen, die Zehn Gebote zu rezitieren. Dialogue: 0,0:07:28.00,0:07:30.00,Default,,0000,0000,0000,,Dann haben wir sie in Versuchung geführt, zu schummeln. Dialogue: 0,0:07:30.00,0:07:33.00,Default,,0000,0000,0000,,Interessanterweise hat die Gruppe, die versucht hat die Zehn Gebote zu rezitieren -- Dialogue: 0,0:07:33.00,0:07:35.00,Default,,0000,0000,0000,,in unserem Versuch hat es übrigens niemand geschafft, sich an alle Zehn zu erinnern -- Dialogue: 0,0:07:36.00,0:07:40.00,Default,,0000,0000,0000,,aber die, die versucht haben die Zehn Gebote wiederzugeben, Dialogue: 0,0:07:40.00,0:07:43.00,Default,,0000,0000,0000,,haben, selbst wenn man ihnen die Chance gegeben hat zu betrügen, überhaupt nicht geschummelt. Dialogue: 0,0:07:43.00,0:07:45.00,Default,,0000,0000,0000,,Es war nicht so, daß die religiöseren Personen -- Dialogue: 0,0:07:45.00,0:07:46.00,Default,,0000,0000,0000,,die, die mehr Gebote gewußt haben -- weniger betrogen hätten Dialogue: 0,0:07:46.00,0:07:48.00,Default,,0000,0000,0000,,und daß die weniger religiösen -- Dialogue: 0,0:07:48.00,0:07:49.00,Default,,0000,0000,0000,,diejenigen, die sich an fast gar keine Gebote erinnern konnten -- Dialogue: 0,0:07:49.00,0:07:51.00,Default,,0000,0000,0000,,mehr betrogen hätten. Dialogue: 0,0:07:51.00,0:07:55.00,Default,,0000,0000,0000,,Es war so, daß alle Probanden, sobald sie sich an die Zehn Gebote erinnern sollten, Dialogue: 0,0:07:55.00,0:07:56.00,Default,,0000,0000,0000,,einfach aufgehört haben zu betrügen. Dialogue: 0,0:07:56.00,0:07:58.00,Default,,0000,0000,0000,,Wir haben sogar einige bekennende Atheisten gebeten Dialogue: 0,0:07:58.00,0:08:02.00,Default,,0000,0000,0000,,auf die Bibel zu schwören und ihnen dabei die Möglichkeit gegeben zu schwindeln: Dialogue: 0,0:08:02.00,0:08:04.00,Default,,0000,0000,0000,,sie taten es nicht. Dialogue: 0,0:08:06.00,0:08:08.00,Default,,0000,0000,0000,,Die Zehn Gebote sind allerdings nur schwierig Dialogue: 0,0:08:08.00,0:08:10.00,Default,,0000,0000,0000,,mit dem Bildungssystem vereinbar, also haben wir uns überlegt, Dialogue: 0,0:08:10.00,0:08:12.00,Default,,0000,0000,0000,,warum wir nicht von Leuten verlangen, einen Ehrenkodex zu unterschreiben. Dialogue: 0,0:08:12.00,0:08:14.00,Default,,0000,0000,0000,,Also baten wir sie, folgendes zu unterschreiben: Dialogue: 0,0:08:14.00,0:08:18.00,Default,,0000,0000,0000,,"Ich bin mir im Klaren darüber, daß diese Untersuchung dem Ehrenkodex des MIT unterliegt." Dialogue: 0,0:08:18.00,0:08:21.00,Default,,0000,0000,0000,,Danach durften sie den Zettel zerreißen. Niemand hat geschummelt. Dialogue: 0,0:08:21.00,0:08:22.00,Default,,0000,0000,0000,,Das ist vor allem deswegen interessant, Dialogue: 0,0:08:22.00,0:08:24.00,Default,,0000,0000,0000,,weil das MIT überhaupt keinen Ehrenkodex hat. Dialogue: 0,0:08:24.00,0:08:29.00,Default,,0000,0000,0000,,(Gelächter) Dialogue: 0,0:08:29.00,0:08:33.00,Default,,0000,0000,0000,,So haben wir versucht, den Schummelfaktor gering zu halten. Dialogue: 0,0:08:33.00,0:08:36.00,Default,,0000,0000,0000,,Wie kann man ihn vergrößern? Dialogue: 0,0:08:36.00,0:08:38.00,Default,,0000,0000,0000,,Für das erste Experiment bin ich durch das MIT gelaufen Dialogue: 0,0:08:38.00,0:08:41.00,Default,,0000,0000,0000,,und habe Sechserpacks Cola in den Kühlschränken verteilt -- Dialogue: 0,0:08:41.00,0:08:43.00,Default,,0000,0000,0000,,das waren öffentliche Kühlschränke für die Studenten. Dialogue: 0,0:08:43.00,0:08:46.00,Default,,0000,0000,0000,,Später kam ich zurück um zu messen, was wir im Fachjargon Dialogue: 0,0:08:46.00,0:08:50.00,Default,,0000,0000,0000,,die Halbwertszeit von Cola nennen - wie lange hält sie sich im Kühlschrank? Dialogue: 0,0:08:50.00,0:08:53.00,Default,,0000,0000,0000,,Wie Sie sich vorstellen können, hält sie nicht sehr lange - Leute nehmen sie sich. Dialogue: 0,0:08:53.00,0:08:57.00,Default,,0000,0000,0000,,Zum Gegensatz dazu nahm ich einen Teller mit sechs Ein-Dollar-Scheinen Dialogue: 0,0:08:57.00,0:09:00.00,Default,,0000,0000,0000,,und stellte solche Teller in die selben Kühlschränke. Dialogue: 0,0:09:00.00,0:09:01.00,Default,,0000,0000,0000,,Kein einziger Geldschein ist jemals verschwunden. Dialogue: 0,0:09:01.00,0:09:04.00,Default,,0000,0000,0000,,Das ist aber kein gutes sozialwissenschaftliches Experiment, Dialogue: 0,0:09:04.00,0:09:07.00,Default,,0000,0000,0000,,also haben wir das Experiment von zuvor verbessert Dialogue: 0,0:09:07.00,0:09:09.00,Default,,0000,0000,0000,,und nochmals wiederholt: Dialogue: 0,0:09:09.00,0:09:12.00,Default,,0000,0000,0000,,Ein Drittel der Probanden denen wir die Zettel gegeben haben, gab ihn uns zurück Dialogue: 0,0:09:12.00,0:09:15.00,Default,,0000,0000,0000,,Ein Drittel der Probanden hat ihren Zettel zerrissen, Dialogue: 0,0:09:15.00,0:09:16.00,Default,,0000,0000,0000,,sind zu uns gekommen und haben gesagt, Dialogue: 0,0:09:16.00,0:09:19.00,Default,,0000,0000,0000,,"Herr Versuchsleiter, ich habe X Fragen beantwortet, geben Sie mir X Dollar." Dialogue: 0,0:09:19.00,0:09:22.00,Default,,0000,0000,0000,,Und ein Drittel kam nach dem zerreissen ihres Blattes zu uns Dialogue: 0,0:09:22.00,0:09:24.00,Default,,0000,0000,0000,,und hat gesagt, Dialogue: 0,0:09:24.00,0:09:30.00,Default,,0000,0000,0000,,"Herr Versuchsleiter, ich habe X Fragen beantwortet, geben sie mir X Marken." Dialogue: 0,0:09:30.00,0:09:33.00,Default,,0000,0000,0000,,Wir haben Ihnen kein Geld gegeben, sondern Marken, Dialogue: 0,0:09:33.00,0:09:36.00,Default,,0000,0000,0000,,und dann mußten sie diese Marken nehmen und ein paar Meter weiter gehen Dialogue: 0,0:09:36.00,0:09:38.00,Default,,0000,0000,0000,,wo sie sie in echte Dollars eintauschen konnten. Dialogue: 0,0:09:38.00,0:09:40.00,Default,,0000,0000,0000,,Denken Sie einmal über das Folgende nach: Dialogue: 0,0:09:40.00,0:09:43.00,Default,,0000,0000,0000,,Wie schlecht fühlen Sie sich, wenn sie einen Stift von Ihrer Arbeit mit nach Hause nehmen Dialogue: 0,0:09:43.00,0:09:45.00,Default,,0000,0000,0000,,und wie schlecht Dialogue: 0,0:09:45.00,0:09:47.00,Default,,0000,0000,0000,,wenn sie 10 cent aus einer Kleingelddose stehlen? Dialogue: 0,0:09:47.00,0:09:50.00,Default,,0000,0000,0000,,Diese Dinge fühlen sich sehr unterschiedlich an. Dialogue: 0,0:09:50.00,0:09:53.00,Default,,0000,0000,0000,,Wenn man also für ein paar Sekunden nicht direkt an Geld denkt Dialogue: 0,0:09:53.00,0:09:56.00,Default,,0000,0000,0000,,weil man eine Marke bekommt, macht das einen Unterschied? Dialogue: 0,0:09:56.00,0:09:58.00,Default,,0000,0000,0000,,Unsere Testpersonen haben doppelt so viel betrogen. Dialogue: 0,0:09:58.00,0:10:00.00,Default,,0000,0000,0000,,Ich werde Ihnen gleich erzählen Dialogue: 0,0:10:00.00,0:10:02.00,Default,,0000,0000,0000,,was ich darüber und über die Börse denke. Dialogue: 0,0:10:03.00,0:10:07.00,Default,,0000,0000,0000,,Aber das hat das größte Problem noch nicht gelöst, das ich in Enron sah, Dialogue: 0,0:10:07.00,0:10:10.00,Default,,0000,0000,0000,,da Enron nämlich ein zusätzliches soziales Element besaß: Dialogue: 0,0:10:10.00,0:10:11.00,Default,,0000,0000,0000,,Denn Leute können ihr Verhalten gegenseitig beobachten. Dialogue: 0,0:10:11.00,0:10:13.00,Default,,0000,0000,0000,,Es ist doch so, daß wir jeden Tag wenn wir die Zeitung öffnen Dialogue: 0,0:10:13.00,0:10:15.00,Default,,0000,0000,0000,,Menschen sehen, die betrügen. Dialogue: 0,0:10:15.00,0:10:18.00,Default,,0000,0000,0000,,Was bedeutet das für uns? Dialogue: 0,0:10:18.00,0:10:19.00,Default,,0000,0000,0000,,Wir dachten uns also ein neues Experiment aus. Dialogue: 0,0:10:19.00,0:10:22.00,Default,,0000,0000,0000,,Wir haben jede Menge Studenten rekrutiert, an dem Experiment teilzunehmen Dialogue: 0,0:10:22.00,0:10:23.00,Default,,0000,0000,0000,,und sie im Voraus bezahlt. Dialogue: 0,0:10:23.00,0:10:26.00,Default,,0000,0000,0000,,Wir haben allen einen Umschlag mit der gesamten Bezahlung für das Experiment gegeben Dialogue: 0,0:10:26.00,0:10:28.00,Default,,0000,0000,0000,,und ihnen gesagt, wir würden sie am Ende bitten Dialogue: 0,0:10:28.00,0:10:32.00,Default,,0000,0000,0000,,uns das Geld zurückzugeben, das ihnen nicht zustünde. OK? Dialogue: 0,0:10:32.00,0:10:33.00,Default,,0000,0000,0000,,Das Gleiche ist passiert. Dialogue: 0,0:10:33.00,0:10:35.00,Default,,0000,0000,0000,,Wenn wir Menschen die Gelegenheit geben zu betrügen, betrügen sie auch. Dialogue: 0,0:10:35.00,0:10:38.00,Default,,0000,0000,0000,,Sie betrügen nur ein klein wenig, aber immerhin. Dialogue: 0,0:10:38.00,0:10:41.00,Default,,0000,0000,0000,,Wir haben für dieses Experiment aber auch einen Schauspielschüler engagiert. Dialogue: 0,0:10:41.00,0:10:45.00,Default,,0000,0000,0000,,Seine Rolle war es, nach 30 Sekunden aufzustehen und zu sagen: Dialogue: 0,0:10:45.00,0:10:48.00,Default,,0000,0000,0000,,"Ich habe alles gelöst. Was soll ich jetzt machen?" Dialogue: 0,0:10:48.00,0:10:52.00,Default,,0000,0000,0000,,Worauf der Versuchsleiter sagen würde: "Wenn Sie mit allem fertig sind, können Sie heimgehen." Dialogue: 0,0:10:52.00,0:10:53.00,Default,,0000,0000,0000,,Das war's. Mission erfüllt. Dialogue: 0,0:10:53.00,0:10:57.00,Default,,0000,0000,0000,,Wir hatten also einen Studenten -- einen Schauspielstudenten -- Dialogue: 0,0:10:57.00,0:10:59.00,Default,,0000,0000,0000,,eingeschleust, und ihn zu einem Teil dieser Gruppe gemacht Dialogue: 0,0:10:59.00,0:11:01.00,Default,,0000,0000,0000,,in der niemand wußte, daß er ein Schauspieler war. Dialogue: 0,0:11:01.00,0:11:05.00,Default,,0000,0000,0000,,Und nun hat diese Person ganz offensichtlich einen dreisten Betrug begangen. Dialogue: 0,0:11:05.00,0:11:08.00,Default,,0000,0000,0000,,Wie würden die anderen Personen in der Gruppe reagieren? Dialogue: 0,0:11:08.00,0:11:11.00,Default,,0000,0000,0000,,Würden sie weniger schummeln oder mehr schummeln? Dialogue: 0,0:11:11.00,0:11:13.00,Default,,0000,0000,0000,,Das Folgende ist passiert: Dialogue: 0,0:11:13.00,0:11:17.00,Default,,0000,0000,0000,,Es hat sich herausgestellt daß es davon abhängt, was für ein Sweatshirt man trägt. Dialogue: 0,0:11:17.00,0:11:19.00,Default,,0000,0000,0000,,Es ist nämlich so: Dialogue: 0,0:11:19.00,0:11:22.00,Default,,0000,0000,0000,,Wir haben dieses Experiment an mehreren Unis durchgeführt. Dialogue: 0,0:11:22.00,0:11:24.00,Default,,0000,0000,0000,,Es gibt zwei große Universitäten in Pittsburgh, Dialogue: 0,0:11:24.00,0:11:27.00,Default,,0000,0000,0000,,Die Carnegie Mellon und die University of Pittsburgh. Dialogue: 0,0:11:27.00,0:11:29.00,Default,,0000,0000,0000,,Alle Testpersonen im Experiment Dialogue: 0,0:11:29.00,0:11:31.00,Default,,0000,0000,0000,,studierten an der Carnegie Mellon. Dialogue: 0,0:11:31.00,0:11:35.00,Default,,0000,0000,0000,,Wenn der Schauspieler auch einen Carnegie Mellon-Studenten spielte -- Dialogue: 0,0:11:35.00,0:11:37.00,Default,,0000,0000,0000,,Er war übrigens tatsächlich ein Carnegie Mellon-Student -- Dialogue: 0,0:11:37.00,0:11:41.00,Default,,0000,0000,0000,,solange er also Teil der Gruppe war, wurde mehr gemogelt. Dialogue: 0,0:11:41.00,0:11:45.00,Default,,0000,0000,0000,,Sobald er allerdings ein Sweatshirt der University of Pittsburgh anhatte Dialogue: 0,0:11:45.00,0:11:47.00,Default,,0000,0000,0000,,wurde weniger betrogen! Dialogue: 0,0:11:47.00,0:11:50.00,Default,,0000,0000,0000,,(Gelächter) Dialogue: 0,0:11:50.00,0:11:53.00,Default,,0000,0000,0000,,Das ist aber wichtig, denn wir erinnern uns: Dialogue: 0,0:11:53.00,0:11:55.00,Default,,0000,0000,0000,,als der Student aufstand, Dialogue: 0,0:11:55.00,0:11:58.00,Default,,0000,0000,0000,,machte das jedem klar, daß man für diesen Betrug keinen Ärger bekommt: Dialogue: 0,0:11:58.00,0:12:00.00,Default,,0000,0000,0000,,Denn der Versuchleiter hat ihm gesagt, Dialogue: 0,0:12:00.00,0:12:02.00,Default,,0000,0000,0000,,"Du hast alles beantwortet, Du kannst nach Hause gehen," und das Geld hat er behalten. Dialogue: 0,0:12:02.00,0:12:05.00,Default,,0000,0000,0000,,Es ging hier also nicht um die Wahrscheinlichkeit, beim Betrug erwischt zu werden. Dialogue: 0,0:12:05.00,0:12:08.00,Default,,0000,0000,0000,,Es ging vielmehr darum, wann Betrug normativ akzeptiert wird. Dialogue: 0,0:12:08.00,0:12:11.00,Default,,0000,0000,0000,,Wenn jemand aus unserer Wir-Gruppe betrügt und wir ihn dabei sehen Dialogue: 0,0:12:11.00,0:12:15.00,Default,,0000,0000,0000,,so haben wir als Gruppe das Gefühl, daß dieses Verhalten relativ angemessen ist. Dialogue: 0,0:12:15.00,0:12:17.00,Default,,0000,0000,0000,,Wenn es aber jemand aus einer anderen Gruppe ist, einer dieser schrecklichen Leute -- Dialogue: 0,0:12:17.00,0:12:19.00,Default,,0000,0000,0000,,Ich meine damit niemand bestimmten -- Dialogue: 0,0:12:19.00,0:12:21.00,Default,,0000,0000,0000,,aber jemand mit dem wir uns nicht identifizieren wollen, Dialogue: 0,0:12:21.00,0:12:23.00,Default,,0000,0000,0000,,jemand von einer anderen Universität, aus einer anderen Gruppe, Dialogue: 0,0:12:23.00,0:12:26.00,Default,,0000,0000,0000,,dann wird Ehrlichkeit von Menschen plötzlich viel stärker wahrgenommen -- Dialogue: 0,0:12:26.00,0:12:28.00,Default,,0000,0000,0000,,ein bißchen wie bei dem Zehn-Gebote-Experiment -- Dialogue: 0,0:12:28.00,0:12:32.00,Default,,0000,0000,0000,,und es wird viel weniger gemogelt. Dialogue: 0,0:12:32.00,0:12:36.00,Default,,0000,0000,0000,,Was haben wir davon also über das Betrügen gelernt? Dialogue: 0,0:12:36.00,0:12:39.00,Default,,0000,0000,0000,,Wir haben gelernt, daß viele Leute betrügen können. Dialogue: 0,0:12:39.00,0:12:42.00,Default,,0000,0000,0000,,Der Einzelne betrügt dabei nur ein bißchen. Dialogue: 0,0:12:42.00,0:12:46.00,Default,,0000,0000,0000,,Sobald wir Leute an ihre Moral erinnern, betrügen sie weniger. Dialogue: 0,0:12:46.00,0:12:49.00,Default,,0000,0000,0000,,Wenn der Betrug sich "weiter entfernt" anfühlt, Dialogue: 0,0:12:49.00,0:12:53.00,Default,,0000,0000,0000,,weil es beispielsweise nur indirekt um Geld geht, betrügen sie mehr. Dialogue: 0,0:12:53.00,0:12:55.00,Default,,0000,0000,0000,,Und wenn wir sehen wie um uns herum geschummelt wird, Dialogue: 0,0:12:55.00,0:12:59.00,Default,,0000,0000,0000,,vor allem wenn es ein Teil unserer Wir-Gruppe tut, dann schummeln wir mehr. Dialogue: 0,0:12:59.00,0:13:02.00,Default,,0000,0000,0000,,Wenn wir das jetzt auf die Börse anwenden, Dialogue: 0,0:13:02.00,0:13:03.00,Default,,0000,0000,0000,,was sehen wir dann? Dialogue: 0,0:13:03.00,0:13:06.00,Default,,0000,0000,0000,,Was passiert, wenn man etwas erschaffen hat Dialogue: 0,0:13:06.00,0:13:08.00,Default,,0000,0000,0000,,das Menschen sehr viel Geld dafür bezahlt, Dialogue: 0,0:13:08.00,0:13:11.00,Default,,0000,0000,0000,,die Wirklichkeit auf eine etwas verzerrte Art wahrzunehmen? Dialogue: 0,0:13:11.00,0:13:14.00,Default,,0000,0000,0000,,Wären sie nicht in der Lage, es auch so zu sehen? Dialogue: 0,0:13:14.00,0:13:15.00,Default,,0000,0000,0000,,Natürlich wären sie das. Dialogue: 0,0:13:15.00,0:13:16.00,Default,,0000,0000,0000,,Was passiert wenn man andere Dinge tut, Dialogue: 0,0:13:16.00,0:13:18.00,Default,,0000,0000,0000,,wie zum Beispiel Dinge weiter und weiter von Geld zu entfernen? Dialogue: 0,0:13:18.00,0:13:21.00,Default,,0000,0000,0000,,Wir haben Aktien, Aktienoptionen, Derivative, Dialogue: 0,0:13:21.00,0:13:22.00,Default,,0000,0000,0000,,Hypothekengestützte Wertpapiere. Dialogue: 0,0:13:22.00,0:13:25.00,Default,,0000,0000,0000,,Ist es möglich, daß diese weiter entfernten Dinge, Dialogue: 0,0:13:25.00,0:13:27.00,Default,,0000,0000,0000,,die keine Sekunde lang etwas reales repräsentieren, Dialogue: 0,0:13:27.00,0:13:29.00,Default,,0000,0000,0000,,die so viele Umwandlungsschritte von Geld entfernt sind Dialogue: 0,0:13:29.00,0:13:33.00,Default,,0000,0000,0000,,und es für so lange Zeit bleiben -- könnte es sein, daß Leute bei solchen Dingen sehr viel mehr betrügen? Dialogue: 0,0:13:33.00,0:13:35.00,Default,,0000,0000,0000,,Und was passiert mit einem gesellschaftlichen Umfeld Dialogue: 0,0:13:35.00,0:13:38.00,Default,,0000,0000,0000,,in dem Leute ständig das Verhalten ihrer Nächsten sehen? Dialogue: 0,0:13:38.00,0:13:42.00,Default,,0000,0000,0000,,Ich denke daß alle diese Kräfte sehr schlechte Auswirkungen Dialogue: 0,0:13:42.00,0:13:44.00,Default,,0000,0000,0000,,auf die Börse haben. Dialogue: 0,0:13:44.00,0:13:47.00,Default,,0000,0000,0000,,Etwas genereller wollte ich Ihnen etwas Dialogue: 0,0:13:47.00,0:13:50.00,Default,,0000,0000,0000,,über Verhaltensökonomie erzählen. Dialogue: 0,0:13:50.00,0:13:54.00,Default,,0000,0000,0000,,Oft lassen wir uns von unserer Intuition leiten -- Dialogue: 0,0:13:54.00,0:13:57.00,Default,,0000,0000,0000,,die Sache ist daß diese Intuition oft falsch ist. Dialogue: 0,0:13:57.00,0:14:00.00,Default,,0000,0000,0000,,Die Frage ist, ob wir unserer Intuition nachgeben wollen oder sie erst auf die Probe stellen. Dialogue: 0,0:14:00.00,0:14:02.00,Default,,0000,0000,0000,,Wir können uns überlegen, wie wir solche Intuitionen Dialogue: 0,0:14:02.00,0:14:04.00,Default,,0000,0000,0000,,sowohl in unserem Privatleben als auch geschäftlich testen können. Dialogue: 0,0:14:04.00,0:14:07.00,Default,,0000,0000,0000,,Am wichtigsten ist dabei wohl die Politik, Dialogue: 0,0:14:07.00,0:14:10.00,Default,,0000,0000,0000,,man denke einmal an Dinge wie die Amerikanische Bildungsreform von 2001 Dialogue: 0,0:14:10.00,0:14:13.00,Default,,0000,0000,0000,,oder die Schaffung neuer Börsenmärkte, oder andere politische Entscheidungen Dialogue: 0,0:14:13.00,0:14:16.00,Default,,0000,0000,0000,,wie Steuerpolitik, Gesundheitswesen und so weiter und so fort. Dialogue: 0,0:14:16.00,0:14:18.00,Default,,0000,0000,0000,,Wie schwierig es ist, unsere Intuition zu hinterfragen Dialogue: 0,0:14:18.00,0:14:20.00,Default,,0000,0000,0000,,habe ich deutlich sehen können Dialogue: 0,0:14:20.00,0:14:22.00,Default,,0000,0000,0000,,als ich ins Krankenhaus zurückging um meine Krankenschwestern wiederzusehen. Dialogue: 0,0:14:22.00,0:14:24.00,Default,,0000,0000,0000,,Ich ging zurück um mit ihnen zu reden Dialogue: 0,0:14:24.00,0:14:27.00,Default,,0000,0000,0000,,und ihnen zu erzählen, was ich über das Abnehmen von Verbänden gelernt hatte. Dialogue: 0,0:14:27.00,0:14:29.00,Default,,0000,0000,0000,,Dabei habe ich zwei interessante Dinge gelernt: Dialogue: 0,0:14:29.00,0:14:31.00,Default,,0000,0000,0000,,Erstens hat meine Lieblingsschwester Ettie mir gesagt, Dialogue: 0,0:14:31.00,0:14:35.00,Default,,0000,0000,0000,,ich hätte ihren Schmerz nicht in die Untersuchung einbezogen. Dialogue: 0,0:14:35.00,0:14:37.00,Default,,0000,0000,0000,,Sie sagte: "Natürlich war es sehr schmerzhaft für Sie. Dialogue: 0,0:14:37.00,0:14:39.00,Default,,0000,0000,0000,,Aber denken Sie einmal an mich als Krankenschwester. Dialogue: 0,0:14:39.00,0:14:41.00,Default,,0000,0000,0000,,Ich mußte jemandem den ich mochte die Verbände wechseln -- Dialogue: 0,0:14:41.00,0:14:44.00,Default,,0000,0000,0000,,und das immer und immer wieder über einen sehr langen Zeitraum. Dialogue: 0,0:14:44.00,0:14:47.00,Default,,0000,0000,0000,,So viel Qual zu verursachen war auch für mich nicht schön." Dialogue: 0,0:14:47.00,0:14:52.00,Default,,0000,0000,0000,,Und dann sagte sie mir vielleicht einen Teil des Grundes, weswegen es für sie schwer war -- Dialogue: 0,0:14:52.00,0:14:55.00,Default,,0000,0000,0000,,Eigentlich war es sogar noch interessanter als das, denn was sie sagte war: Dialogue: 0,0:14:55.00,0:15:00.00,Default,,0000,0000,0000,,"Ich glaubte nicht, daß Ihre Intuition richtig war." Dialogue: 0,0:15:00.00,0:15:01.00,Default,,0000,0000,0000,,"Ich glaubte, meine Intuition war es." Dialogue: 0,0:15:01.00,0:15:03.00,Default,,0000,0000,0000,,Wenn Sie jetzt einmal über jede Ihrer Eingebungen nachdenken, Dialogue: 0,0:15:03.00,0:15:07.00,Default,,0000,0000,0000,,ist es sehr schwer, zu glauben, daß Ihre Intuition sie trügt. Dialogue: 0,0:15:07.00,0:15:10.00,Default,,0000,0000,0000,,Und sie sagte, weil ich dachte, meine Intuition wäre richtig -- Dialogue: 0,0:15:10.00,0:15:12.00,Default,,0000,0000,0000,,und sie dachte ihre Intuition wäre richtig -- Dialogue: 0,0:15:12.00,0:15:17.00,Default,,0000,0000,0000,,wäre es sehr schwierig für sie, ein schwieriges Experiment zu veranstalten Dialogue: 0,0:15:17.00,0:15:19.00,Default,,0000,0000,0000,,nur um zu überprüfen, ob sie falsch lag. Dialogue: 0,0:15:19.00,0:15:23.00,Default,,0000,0000,0000,,Das ist aber tatsächlich die Situation in der wir uns alle die ganze Zeit befinden. Dialogue: 0,0:15:23.00,0:15:26.00,Default,,0000,0000,0000,,Unsere Intuition spricht über alles Mögliche zu uns -- Dialogue: 0,0:15:26.00,0:15:29.00,Default,,0000,0000,0000,,über unsere eigenen Fähigkeiten, wie die Wirtschaft funktioniert, Dialogue: 0,0:15:29.00,0:15:31.00,Default,,0000,0000,0000,,darüber, wie gut wir Lehrer bezahlen sollten. Dialogue: 0,0:15:31.00,0:15:34.00,Default,,0000,0000,0000,,Aber solange wir nicht anfangen, diese Eingebungen auf die Probe zu stellen, Dialogue: 0,0:15:34.00,0:15:36.00,Default,,0000,0000,0000,,werden wir es nie besser machen als jetzt. Dialogue: 0,0:15:36.00,0:15:38.00,Default,,0000,0000,0000,,Denken Sie einmal darüber nach, wieviel höher meine Lebensqualität gewesen wäre, Dialogue: 0,0:15:38.00,0:15:40.00,Default,,0000,0000,0000,,wenn meine Krankenschwestern bereit gewesen wären, ihre Intuition zu hinterfragen Dialogue: 0,0:15:40.00,0:15:41.00,Default,,0000,0000,0000,,und um wieviel besser unser aller Leben sein könnte, Dialogue: 0,0:15:41.00,0:15:46.00,Default,,0000,0000,0000,,wenn wir nur anfingen, unsere Intuitionen durch systematische Experimente zu überprüfen. Dialogue: 0,0:15:46.00,0:15:48.00,Default,,0000,0000,0000,,Vielen Dank.