Hallo, mein Name ist Joanne Faryon. Willkommen zur heutigen Spezialausgabe von "Wenn das Immunsystem versagt" Die Keuchhusten Epidemie Wir untersuchen den schwersten Keuchhustenausbruch in Kalifornien seit den letzten 60 Jahren Warum ist eine Krankheit die vor 30 Jahren beinahe ausgemerzt war jetzt wieder auf dem Vormarsch, nicht nur in Kalifornien sondern auch in anderen Teilen der USA? Was wir herausgefunden haben dürfte Sie überraschen. Dringende Fragen ergeben sich darüber, wie gut der Impfstoff gegen diese Krankheit vorbeugt; Fragen die die Gesundheitsämter selbst nur schleppend angehen. KPBS hat sich mit dem Watchdog Institute, einem Zentrum für Investigativen Journalismus von der Universität San Diego und dem Niederländischen Worldwide Radio zusammengetan um diese Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte die uns durch Kalifornien führte und bis nach Amsterdam. Doch wir beginnen erst mal in einem Kreissaal in San Diego, wo eine Mutter gerade ihren dritten Sohn zur Welt gebracht hat. [ Babyschreien ] Matthew Jacob Bryce wurde am 11. Oktober 2010 geboren. Ein gesundes Baby, der dritte Sohn für Cindy und Marlon Bryce Matthew zeigte erste Anzeichen einer Erkältung als er gerade zwei Wochen alt war. Die Bryce Familie wusste, dass etwas nicht stimmte. MARLON BRYCE: Es schien als ob sich diese Erkältung nur auf seine Atmung gelegt hatte. FARYON: Die Familie wusste aus Nachrichtenberichten von der Keuchhusten-Epidemie in Kalifornien. REPORTER: Gesundheits-Beamte bestätigen, dass mehr als 6400 Keuchhustenfälle in diesem Jahr gemeldet wurden. FARYON: und auch vom Kinderarzt. BRYCE: Wir hörten kein Keuchen oder es hieß immer "da ist ein Keuchen oder Husten" doch Matthew hatte keinen Husten oder irgendwas anderes bloß war diese Erkältung da. FARYON: Matthews Kinderarzt vermutete Keuchhusten- auch Pertussis genannt. Sie machte einen Abstrich aus Matthews Nase für's Labor und setzte Matthew auf Antibiotika-Therapie. Nach einer Woche, als Matthew gerade mal 23 Tage alt war erhielt Cindy Bryce einen Anruf vom Kalifornischen Gesundheitsamt. Die Diagnose war Keuchhusten M. BRYCE: Von dem Moment an befürchtete ich gleich das Schlimmste, denn wir hörten all die Nachrichten von Babies die daran gestorben waren. FARYON: Von Januar bis Oktober diesen Jahres starben 10 Neugeborene in Kalifornien an Keuchhusten, zwei davon im Bezirk von San Diego. Mehr als 7000 Kinder und Erwachsene erkrankten an Keuchhusten - die höchste Zahl seit mehr als 60 Jahren. Wie kommt es dass Matthew und so viele andere sich eine Krankheit zugezogen haben gegen die normalerweise mit einer Impfung vorgebeugt werden kann? Heute Abend stellen wir die Wirkung dieses Impfstoffes in Frage. Eine 4-monatige Recherche von KPBS und dem Watchdog Institute ergab, dass viele Patienten die mit Keuchhusten diagnostiziert wurden, dagegen geimpft waren. Wir zeigen auch wie amtliche Zahlen von Keuchhusten- Patienten nicht auf dem neuesten Stand sind und häufig unvollständig sind, was mit Verlaub die Frage aufbringt: Wer überhaupt protokolliert diese Epidemie? Wir zeigen auf wie manche Experten die die Impfstoffpolitik beeinflussen, finanziell an Impfstoffhersteller gebunden sind. Und wir folgen der Bryce Familie beim bewältigen der Diagnose und den Rückfällen ihres Sohnes. Keuchhusten, starker Husten, der Hundert-Tage-Husten; sind alles Bezeichnungen für Pertussis. DR.JAMES CHERRY: Wir wissen ehrlich gesagt nicht was den Keuchhusten verursacht... es gibt keinen vergleichbaren Husten. FARYON: Pertussis ist eine Atemwegserkrankung, die durch das Bakterium Bordetella pertussis ausgelöst wird. Als erstes kann es wie eine einfache Erkältung erscheinen. Aber im späteren Verlauf entsteht ein starker, anhaltender Husten, ein Husten der die Kinder nach Luft schnappen lässt- was das typische Keuchhusten-Geräusch erzeugt. Für Erwachsene hingegen ist es nur eine Unpässlichkeit. Tatsächlich haben Wissenschaftler geschätzt, dass die Krankheit bei mehr als 80% der Erwachsenen nie erkannt wird, weil die meisten Leute annehmen, dass sie nur eine schwere Erkältung haben. Aber für Kleinkinder kann Keuchhusten tödlich sein besonders, wenn es nicht im Frühstadium diagnostiziert wird. DR. JAMES CHERRY: Bei einer Infektion wird man die Bakterien schließlich los und es geht einem besser. Aber hier ist es langwierig, die meisten Fälle... der Großanteil der Keuchhustenfälle bei Kindern dauert ein bis zwei Monate an. DR. FRITS MOOI: Nach einer Keuchhusten-Infektion kommt es häufig zu einer Superinfektion, wie z.B. Lungenentzündung das ist um es genau zu nehmen die Hauptkomplikation. FARYON: Kleine Babies schaffen es nicht das Bronchialsekret abzuhusten das Sekret sammelt sich in der Lunge an, das dann wiederum eine Lungenentzündung hervorrufen kann und das Atmen erschwert. Eine frühzeitige Antibiotikagabe ist ausschlaggebend in dieser Altersgruppe. In den späten 70er Jahren galt Keuchhusten als fast ausgerottet, da es Massenimpfungen gab, aber irgendwie kam es nach Kalifornien und anderen durchgeimpften Städten und Gemeinden überall auf der Welt zurück. Aber genau über den Grund warum es ein so rachevolles "Comeback" hat sind sich zwei der weltführenden Wissenschaftler auf dem Gebiet Keuchhusten uneinig. Dr. James Cherry von UCLA: Der Hauptgrund hierfür ist eine erhöhte Achtsamkeit. FARYON: und Dr. Frits MOOI vom niederländischen Zentrum zur Kontrolle von Infektionskrankheiten sagt dazu: MOOI: wir haben tatsächlich eine Mutation in dem Bakterium gefunden. FARYON: Dr.Mooi und Dr. Cherry begannen beide ihre Forschungsarbeit über Keuchhusten circa vor 30 Jahren. Cherry in den U.S.A und Mooi in den Niederlanden. Die beiden Wissenschaftler kennen jeweils die Arbeit des anderen. CHERRY: Erstmal möchte ich sagen, seine Arbeiten auf dem Gebiet der Mikrobiologie, sind erstklassig. Da gibt's gar keine Frage. Ich denke nur einige seiner klinischen Daten, die er veröffentlicht hat sind nicht sehr gut. MOOI: Ich kommuniziere nicht allzu oft mit ihm, dennoch hat er in der Presse behauptet ich hätte die Epidemiologie verpfuscht. Das ist nicht sehr hilfreich. FAYRON: Um zu verstehen, warum diese beiden Experten nicht einer Meinung sind, muss man ein bisschen über die Geschichte des Keuchhustenimpfstoff Bescheid wissen. ANSAGER: Da die meisten ernsten Fälle schon vor dem Schulalter auftreten, kann eine Impfung während der Schulzeit schon zu spät sein. FARYON: Das Keuchhusten-Bakterium wurde erstmals 1906 in Belgien isoliert. Zu dieser Zeit war die Krankheit eine der Hauptursachen für Kindstod. ANSAGER: 1921 sind 316 Kinder aus Michigan an Keuchhusten verstorben. Letztes Jahr konnte diese Zahl auf 63 Todesfälle reduziert werden. Die Entdeckung führte zum Versuch einen Impfstoff zu entwickeln. Dennoch dauerte es bis in die späten vierziger Jahre bis Forscher einen Impfstoff entwickelten der effektiv genug war Keuchhusten vorzubeugen. Jedoch im Gegensatz zur Krankheit, gefährdet ein Impfstoff nicht das Leben. FARYON: Die USA begannen 1946 mit Massenimpfungen und die Zahl der Keuchhustenfälle sank dramatisch. Vor der Impfung war die Krankheitsrate 157 Fälle auf 100 000 Einwohner. In den 70iger Jahren in denen großangelegte Impfaktionen stattfanden bekam weniger als ein Einwohner von hunderttausend Einwohnern Keuchhusten. aber der Impfstoff war auch umstritten. Die ersten Versionen wurden mit Nebenwirkungen wie langanhaltendes Schreien und Krämpfen bei Babies in Verbindung gebracht. Bis zum Jahr 1996 genehmigte die FDA einen neuen Keuchhusten-Impfstoff. Genannt die azelluläre Version. Das bedeutet der Impfstoff besteht nur aus gereinigten Komponenten der Krankheitserregers. Der Impfstoff galt als sicherer und wurde mit nur wenigen und milden Nebenwirkungen in Verbindung gebracht. heutzutage benutzten die USA nur den azellulären Impfstoff. Aber als die USA den Impfstoff wechselte geschah etwas anderes Gesundheitsbeamte im Ganzen Land berichteten von einer ansteigenden Zahl von medizinisch bestätigten Keuchhustenfällen. Und in einem staatlichen Labor, ungefähr 30 Minuten weg von Amsterdam, entdeckte eine Gruppe von Wissenschaftlern noch etwas anderes - das Bakterium, das Keuchhusten verursacht fing an etwas anders auszusehen. MOOI: Diese neue Mutation hatte den Effekt, dass das Bakterium nun mehr Pertussis-Toxin produzierte als vorher. FARYON: Nur ob die Mutation schuld ist , zumindest teilweise, an der Epidemie in Kalifornien und anderen Ausbrüchen anderswo auf der Welt ist die Hauptfrage in der Keuchhusten-Debatte. Dr. Mooi glaubt das dies der Fall ist, aber nicht Dr. Cherry. CHERRY: Auch wenn diese Fälle vorgefallen sind gibt es keinerlei Beweise, dass es zu vermehrten Impfversagen kam. FARYON: Hier im Bezirk von San Diego sind mehr als 85 Prozent der Kinder geimpft. Tatsächlich sind weniger als drei Prozent der Kinder die mit dem Kindergarten beginnen nicht geimpft wegen der persönlichen Einstellung ihrer Familien gegenüber Impfungen. Trotz der hohen Impfrate, hat San Diego die zweit höchste Zahl an medizinisch bestätigten Keuchhustenfällen in Kalifornien. Dr. Dean Sidelinger ist San Diego's Amtsarzt. DR. DEAN SIDELINGER: Dies ist eine Krankheit die sehr leicht von einer infizierten Person auf eine andere Person übertragen werden kann. Also wenn Sie oder ich hier während des Interviews Keuchhusten hätten wäre die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass wir es auf andere Personen übertragen. Sidelinger meint, dass früher die Zahl der Keuchhustenfälle im Sommer stark anstieg und gegen Herbst weniger wurden, aber dieses Jahr war das nicht der Fall. SIDELINGER: Mit der Zeit sehen wir immer mehr Fälle. Wir wissen, dass das öffentliche Bewusstsein hier eine Rolle spielt, da wir über Keuchhusten reden wissen mehr Leute Bescheid und befragen ihre Ärzte und Ärzte befragen ihre Patienten darüber wir werden gehäuft Fälle sehen und der Trend hielt an. FARYON: Ende November 2010 waren fast 1000 Kleinkinder, Kinder und Erwachsene im Bezirk von San Diego positiv auf Keuchhusten getestet worden. Mehr als die Hälfte von ihnen war geimpft. Unsere Nachforschungen ergaben, dass dieser Trend in ganz Kalifornien anhält. KPBS und The Watchdog Institute haben Daten von 9 Bezirken in Kalifornien gesammelt, die eine der höchsten Infektionsraten vermelden. Unsere Nachforschung zeigt auf, wo die Impfgeschichte bekannt ist, dass zwischen 44 und 83 Prozent der Leute die mit Keuchhusten diagnostiziert wurden, eigentlich geimpft waren. Wir sahen auch in den Archiven des kalifornischen Gesundheitsamtes nach. In den Fällen wo eine Impfgeschichte vorlag, waren mehr als 80 Prozent der infizierten Leute geimpft gewesen. DR. MARK HORTON: Von Seiten der Epidemiologie-Experten und der Impfstoff-Experten war das durchaus erwartet worden. FARYON: Dr. Mark Horton ist der Direktor der kalifornischen Gesundheitsbehörde. HORTON: Wenn man einen Prozentsatz der geimpften Bevölkerung und einen Prozentsatz von denen nimmt, die zwar geimpft sind aber immer noch anfällig sind weil entweder der Impfstoff nicht total wirksam ist oder nicht wirksam ist in allen Menschen, wenn man die Zahlen studiert, wird man erkennen, das auch mit einem sehr wirksamen Impfstoff, und selbst wenn die Mehrheit der Bevölkerung geimpft ist, die Gruppe der Anfälligen wird eine Anzahl von Menschen aufweisen, die noch nie geimpft wurden diese Gruppe wird aber genauso ein paar und manchmal mehr als 50 Prozent Menschen aufweisen, die zuvor geimpft waren. FARYON: In andere Worte gefasst heißt das, wenn man die Zahlen studiert, wird man immer eine bestimmte Anzahl an geimpften Leuten auffinden die krank werden falls ein Impfstoff nicht 100 Prozent wirksam ist. HORTON: Das ist weder eine Überraschung für uns noch ist das ein Hinweis auf die Wirksamkeit des Impfstoffes. REPORTER KEVIN CROWE: Es ist also kein Hinweis auf die Wirksamkeit des Impfstoffs? HORTON: Genau, genau. FARYON: Aber vor 20 Jahren war das Gegenteil zutreffend. Entsprechend einem Bericht des Centers for Disease Control, waren mehr als die Hälfte der Kinder im Alter von 3 Monaten bis 4 Jahren die landesweit an Keuchhusten zwischen 1990 und 1996 erkrankten nicht geimpft. Die Zahl der Keuchhustenfälle ist auch angestiegen in den letzten 20 Jahren. Von weniger als einem pro 100 000 auf 18 pro 100 000, hier in Kalifornien. Und in manchen Bezirken von Kalifornien so zum Beispiel San Luis Obispo, sind die Zahlen fast so hoch wie vor der Entwicklung der Impfstoffe. Zwei Tage nach unserem Interview mit der Bryce Familie bekam Matthew Fieber. Er wurde ins Rady's Children's Hospital in San Diego aufgenommen. Matthew war nicht gegen Keuchhusten geimpft. Er ist noch zu klein. Babies können nicht geimpft werden bevor sie 2 Monate alt sind. Aber alle anderen in der Bryce Familie waren geimpft- sogar seine Eltern bekamen eine Impfauffrischung. Die Methode alle die in der Nähe eines Neugeborenen zu impfen ist das sogenannte" Cocooning". CINDY BRYCE: Als ich den Arzt anrief haben sie mich sofort gefragt wer es hat, aber ich konnte ihnen keine Antwort geben, weil ich keine Ahnung habe wo er sich angesteckt hat, alle wurden ja geimpft. FARYON: Myron und einer ihrer Söhne wurden auf Keuchhusten getestet- die Testergebnisse von beiden waren negativ. M.BRYCE: Eines würde ich gerne wissen: ist der Impfstoff wirksam? Ist er wirklich wirksam, denn bevor alldem habe ich gedacht der Impfstoff würde funktionieren und ich dachte, wenn ich alles tue was mir empfohlen wurde wären unsere Söhne geschützt. FARYON: Aber wie wirksam ist der Impfstoff?? Das hängt alles davon ab mit wem man gerade spricht. Auch die Packungsbeilage der zwei meist angewandten Keuchhustenimpfstoffe in den USA informiert, dass der Impfstoff zu 85 Prozent wirksam ist. MOOI: Dieser neue Erregerstamm hat die Niederlande und auch andere Länder vollständig eingenommen und hat alle anderen Erregerstämme verdrängt. Das ist wirklich etwas einzigartiges. FARYON: Dr.Mooi glaubt man könnte niemals bestimmen wie wirksam die Impfstoffe sind weil sie nicht getestet wurden bezüglich des neuen Keuchhusten-Erregerstamms. MOOI: Wir nennen ihn den p3 Erregerstamm. FARYON: Ein Erregerstamm so wie er glaubt der ansteckender ist und die Menschen noch kränker macht. Dieser Erregerstamm entstand während der neue azelluläre Impfstoff entwickelt wurde. MOOI: Ich kann Ihnen sagen warum die Impfstoffhersteller nicht so glücklich mit mir sind weil, wenn es wahr ist was ich behaupte, dann haben sie in den 80igern die falschen Erregerstämme ausgewählt. FARYON: Mooi's Labor analysierte gerade den neuen Erregerstamm als die Niederlande 1996 eine unerwartete Keuchhusten-Epidemie erlebte. MOOI: Da war ein starker Zusammenhang zwischen dem Auftauchen dieses Erregerstammes, wir nennen ihn p3 und einem Anstieg an Keuchhusten-Meldungen. CHERRY: Es gibt absolut keinen Beweis dafür, dass einer der beiden Impfstoffe, die heutzutage in den USA am meisten verwendet werden verantwortlich ist für ein erhöhtes Impfversagen. FARYON: Also wenn Sie erklären müssten warum wir eine Epidemie haben mit den höchsten Rate an Krankheitsfällen seit 60 Jahren was würden Sie den Leuten erzählen? CHERRY: Der Hauptgrund ist erhöhte Achtsamkeit. Leute und speziell Leute die im Gesundheitswesen arbeiten achten nun mehr darauf und das kommt an die Öffentlichkeit. FARYON: Cherry behauptet der Anstieg kommt auch in Teilen von etwas das sich nachlassende Immunität nennt. Die Immunität gegenüber Keuchhusten hält nicht ein Leben lang an ob man nun geimpft wurde oder ob man eine natürliche Immunität hat, weil man die Krankheit durchgemacht hat. Fast alle Experten stimmen zu, die nachlassende Immunität steuert wesentlich zu den weltweiten Keuchhustenausbrüchen bei. Wo sie sich nicht einig sind: wann streikt das Immunsystem? Dr.Mooi glaubt , dass der neue Keuchhusten-Erreger das Immunsystem schneller versagen lässt als früher. Er hat auch seine Forschungsergebnisse in verschiedenen, von Experten begutachteten Fachzeitschriften einschließlich beim CDC für Infektionskrankheiten, veröffentlicht. MOOI: Wenn das Immunsystem nicht optimal funktioniert kann es passieren, dass Bakterien vom Immunsystem nicht genau erkannt werden wegen dieser Fehlfunktion und auch wenn schon eine Immunantwort eingeleitet ist, ist das Toxin in der Lage diesen Ablauf im Körper zu verzögern. Man könnte meinen, dass diese zwei Veränderungen zusammenarbeiten indem sie die Zeitspanne verringern in der der Impfstoff weiterhin schützt. FARYON: Die Niederlande haben noch etwas anderes nach der Epidemie von 1996 erfahren. Zu der Zeit hatte ich nur sehr wenige Proben der Bakterien die diese Krankheit verursachten. Folglich fing Dr.Mooi's Labor an, Ärzte und deren Labore zu bitten positive Pertussis Abstriche an sie zu senden. Sein Labor verfügt zu diesem Zeitpunkt über 3000 Proben. Kalifornien erfasste allerdings nur 29 Proben von den mehr als 7000 vorgefallenen Keuchhustenfällen im Bundesstaat. Während der vier-monatigen KPBS/ Watchdog Recherche, erfuhren wir außerdem, dass Unterlagen der Staatsbehörde und der CDC oftmals nicht auf dem selben Stand waren mit denen des Bundestaates und auch Inkonsistenz aufwiesen. Während Landkreise, wie San Diego den Impfstatus der meisten an Keuchhusten Erkrankten wussten hat die Staatsbehörde diese Information als unbekannt angeben. Trotz landesweiter Richtlinien zur Meldungspflicht von Pertussis fand eine KPBS/Watchdog Umfrage heraus, dass manche Landkreise dem nicht nachkommen oder extrem langsam dabei sind die Informationen weiterzuleiten HORTON: Manche sind der Annahme je mehr Zahlen desto besser, aber lassen Sie mich eins klarstellen: wir brauchen auf keinen Fall Einzelberichte jedes Keuchhustenfalles um wichtige Schlüsse zu ziehen und Entscheidungen zu treffen um herauszufinden was hier gerade passiert. FARYON: Die CDC von Atlanta gab uns eine Absage für ein Interview. In einem Email erklärten sie, es ist " schwierig alle Einflussfaktoren zu sortieren" die zu diesem Anstieg von Keuchhusten beitrugen, sie führten aber "erhöhte Meldezahlen, bessere Identifizierung und vermehrte Laborbestätigungen" als Gründe auf. Wir stellten auch die Frage ob ein neuer, noch virulenter Erregerstamm zu dem Ausbruch geführt haben könnte. Die Antwort des CDC'S:" Vorhandene Zahlen deuten nicht darauf hin, dass ptxP3 virulenter wäre oder, dass es vermehrte Meldungen gibt bedingt durch die Entstehung von ptxP3. Wir werden weiterhin daran arbeiten und anderen möglichen Erklärungen für den Anstieg von Pertussis der seit den 80iger Jahren auftritt." Die CDC schickte uns diese Studie ihrer eigenen Ermittler. Die Studie befasste sich mit Kindern im Alter zwischen 6 Monaten und fünf Jahren. Die Studie ergab, dass die Keuchhusten-Impfstoffe bis zu 90 Prozent effektiv sind. Die Studie begutachtete Daten aus den Jahren 1998 und 2001. Die Studie berücksichtigte keine Information über Keuchhustenerreger. SINGING: Wissen Sie vielleicht was ein T-dap ist? Es ist ein spezieller Impfstoff aber nicht nur für Kinder. FARYON: Sanofi Pasteur ist eine von zwei Firmen die den Impfstoff herstellen, der viel in den USA benutzt wird, hat diesen Gesangswettbewerb Anfang des Jahres gesponsert. SINGING: Pertussis ist Grund genug Deinen Arzt noch heute anzurufen. FARYON: Es war eine Aufgabe für die Pressestelle, um auf Keuchhusten und Impfprogramme aufmerksam zu machen. Aber wo liegt die Grenze zwischen guter PR Arbeit und dem Versuch das öffentliche Gesundheitspolitik zu beeinflussen? SINGING: Geh zur Impfung und brüll dem Keuchhusten an. FARYON: Besonders, wenn die öffentliche Gesundheitspolitik die Verkaufsrate der Impfstoffe steigern kann. Das Gesundheitsamt Kaliforniens, hat seit 2007 mehr als 200 Millionen Dollar mehr als 200 Millionen Dollar für Pertussisimpfstoffe für Kinder die unter ärztlicher Betreuung stehen oder auch für diejenigen die schlecht versichert sind, ausgegeben. Und es dürfte noch mehr werden. Die staatlichen Gesetzgeber haben im September ein Gesetz erlassen, das verlangt, dass alle Schüler eine weitere sechste Impfung bekommen müssen bevor sie in die Mittelstufe gehen. Es könnte sich hier um den klassischen Fall handeln: was gut fürs Geschäft ist, ist auch gut für die öffentliche Gesundheit. Aber wie viel Macht hat die Pharmaindustrie eigentlich über die öffentliche Gesundheitspolitik? Sanofi Pasteur hat The Global Pertussis Initiative gegründet und finanziert sie auch. Eine Gruppe bestehend aus medizinischen Experten aus aller Welt. Vor 10 Jahren wurde die GPI gegründet um herauszufinden warum Keuchhusten auf dem Rückmarsch ist und um Lösungen zu finden, wie diese Krankheit zu kontrollieren ist. Mehr als die Hälfte der Mitglieder sind Angestellte von eben dieser pharmazeutischen Firma oder sie beziehen Forschungsgelder oder Beratungsgebühren. Beamte im ganzen Land, Kalifornien und die CDC mit einbezogen, beziehen sich auf die Global Pertussis Initiative beim Entscheiden von Impfrichtlinien. Dr. James Cherry ist ein Mitglied dieser Initiative. Auch er bezog Honorare für Vorträge und Forschungsgelder von den Impfstoffherstellern. Zum gleichen Zeitpunkt saß er in Staatsausschüssen um Impfrichtlinien und deren Effizienz zu bestimmen. FARYON: Ein Zyniker könnte sagen, mit so einer Arbeitsgemeinschaft von Keuchhusten-Experten, wie bei der Global Pertussis Initiative, deren Arbeit vorrangig bezüglich dieses Unterfangens von eben dieser pharmazeutischen Firma finanziert wird, die den Impfstoff herstellt, da könnte die Motivation einen neuen Impfstoff herzustellen weniger sein als der Anreiz einfach zu sagen: verwendet den alten einfach öfter. Was würden Sie denen sagen? CHERRY: Ich denke das ist nicht korrekt. Ich meine, wir haben über neue Impfstoffe gesprochen. Ich denke die Problematik mit neuen Impfstoffen liegt im finanziellen Aufwand ein neuen Impfstoff zu entwickeln und die Schwierigkeit ihn zu testen wegen der hohen Auflagen der FDA. Auch meine ich, wenn die Umstände für eine der beiden großen Hersteller es zuließen, würden sie es auch tun. MOOI: Und hier sind drei verschiedene Keuchhusten-Erregerstämme. FARYON: Dr.Mooi ist ein Kritiker der Pertussis Initiative. MOOI: Zu meiner großen Enttäuschung haben sie wohl wissend eine Erreger-Adaption total ignoriert. Vor ein paar Jahren hatten wir Darwin's 100. Todestag, das ist gar nicht so lange her. Ich denke einfach, es ist doch sehr seltsam, dass die Evolution und eine Erreger-Adaption in solch einer Gruppe von Medizinern total ignoriert wurden. Das ist schlecht für die Wissenschaft, aber auch für das Gesundheitswesen. FARYON: Sanofi Pasteur gab folgende Stellungnahme zu KPBS und dem Watchdog Institut ab. Sie lautet: die finanzielle Unterstützung des GPI hilft die weltweit größten Keuchhusten-Behörden zu vereinen und davon profitiert auch die Allgemeinheit. Das Unternehmen sagt außerdem " gegenwärtig gibt es keine Beweise dafür, dass es den jetzigen Keuchhusten-Impfstoffen an Wirksamkeit mangelt." Dr. Dean Sidelinger war einer der ersten Gesundheitsbeamten die davon hörten, dass geimpfte Menschen in seinem Bezirk krank wurden. Er sagte er war überrascht, aber letztendlich ist das aktuelle Vakzin immer noch das Beste um das Gemeinwohl zu schützen. SIDELINGER: Es reduziert doch wesentlich die Keuchhusten-Fälle, denn wir haben nun viel niedrigere Zahlen als als bevor wir mit dem Impfstoff begonnen haben. Wir wollen nicht, dass sich die Leute allzu sicher fühlen oder dass sie das Vakzin ablehnen, weil viele der Fälle die gemeldet wurden, waren komplett geimpfte Menschen. FARYON: Sidelinger meint es gäbe wohl viel mehr Fälle, wenn es die Impfung überhaupt nicht gäbe. Dr.Mooi stimmt dem zu. Seiner Meinung nach sollten das Gesundheitsamt das Cocooning fördern, bei dem alle die sich in der Nähe von Neugeborenen aufhalten geimpft sein sollten. Aber auf lange Sicht gesehen, brauchen wir neue Vakzine. Matthew verbrachte vier Tage im Krankenhaus und wurde schließlich entlassen. Heute hat er seine Routine-Untersuchung, die alle zwei Monate stattfindet. DOCTOR: Er hatte einfach Pech, gleich zweimal hintereinander krank zu werden und nun baut er sein Immunsystem auf???????????????? FARYON: Trotz einer verstopften Nase geht es Matthew heute gut. DOCTOR: Wie Sie vielleicht wissen ist der Impfstoff nicht so wirksam wie wir ihn gerne hätten. Und das ist einer der Gründe warum es so viele Fälle gab. Aber speziell in Matthews Fall hat sein Immunsystem nun auf die Krankheit reagiert und das ist gleich dem Effekt einer Auffrischungs-Impfung, es wird ihn zukünftig schützen. Wie lange die Immunität anhält ist immer noch fraglich. MARLON: Eines möchte ich den anderen Eltern raten, beobachtet eure Kinder... seid einfach... seid einfach bedacht. Denn zuerst dachten wir, wir sind überfürsorglich. Aber ich bin froh, dass wir ein bisschen zu besorgt waren. FARYON: Seit KPBS und das Watchdog Institute mit ihrer Recherche begannen, haben Gesundheitsbeamte, die CDC und Wissenschaftler der UCLA, Dr.James Cherry einbezogen, eine neue Studie begonnen, um festzustellen, ob der neue Stamm der Pertussis-Erreger mitverantwortlich ist für den jetzigen Keuchhusten Ausbruch. Mehr zu diesem Thema und zu den Daten, die wir bei unserer Recherche gesammelt haben finden Sie auf den Internetseiten kpbs.org/whoopingcough und watchdoginstitute.org. Für KPBS, dem Watchdog Institute und Radio Netherlands Worldwide, ich bin Joanne Faryon. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.