1 00:00:06,951 --> 00:00:10,881 Schizophrenie wurde erstmals vor über einem Jahrhundert beschrieben, 2 00:00:10,881 --> 00:00:13,850 aber ihre genauen Ursachen kennen wir noch immer nicht. 3 00:00:13,850 --> 00:00:16,860 Sie ist noch immer eine der am meisten missverstandenen 4 00:00:16,860 --> 00:00:19,230 und stigmatisierten Krankheiten. 5 00:00:19,230 --> 00:00:23,939 Gehen wir durch, was wir wissen -- Symptome, Ursachen und Behandlungen. 6 00:00:23,939 --> 00:00:26,819 Schizophrenie ist ein Syndrom. 7 00:00:26,819 --> 00:00:30,260 Das bedeutet, dass sie eine Reihe verwandter Störungen umfasst, 8 00:00:30,260 --> 00:00:33,960 die ähnliche Symptome, aber unterschiedliche Ursachen haben. 9 00:00:33,960 --> 00:00:38,020 Jeder Mensch mit Schizophrenie hat etwas andere Symptome 10 00:00:38,020 --> 00:00:41,141 und die ersten Anzeichen können leicht übersehen werden -- 11 00:00:41,141 --> 00:00:47,701 subtile Veränderungen der Persönlichkeit, Reizbarkeit, merkwürdige Gedanken. 12 00:00:47,701 --> 00:00:51,760 Die Patienten werden meist nach Ausbruch der Psychose diagnostiziert, 13 00:00:51,760 --> 00:00:55,902 Männer häufig in den späten Teenagerjahren oder Anfang Zwanzig, 14 00:00:55,902 --> 00:00:59,041 Frauen eher mit Ende Zwanzig, Anfang Dreißig. 15 00:00:59,041 --> 00:01:03,611 Die erste psychotische Episode kann Wahnvorstellungen, Halluzinationen 16 00:01:03,611 --> 00:01:06,162 sowie Sprach- und Verhaltensstörungen umfassen. 17 00:01:06,162 --> 00:01:08,301 Das sind sogenannte positive Symptome. 18 00:01:08,301 --> 00:01:11,021 Das heißt, sie treten bei Menschen mit Schizophrenie auf, 19 00:01:11,021 --> 00:01:13,551 nicht aber in der Allgemeinbevölkerung. 20 00:01:13,551 --> 00:01:17,071 Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Menschen mit Schizophrenie 21 00:01:17,071 --> 00:01:19,021 multiple Persönlichkeiten haben. 22 00:01:19,021 --> 00:01:23,181 Die Symptome deuten eher auf eine Störung der Denkprozesse hin, 23 00:01:23,181 --> 00:01:26,861 als auf die Manifestation einer anderen Persönlichkeit. 24 00:01:26,861 --> 00:01:29,791 Schizophrenie hat auch negative Symptome. 25 00:01:29,791 --> 00:01:33,681 Das sind Eigenschaften, die bei Personen mit Schizophrenie reduziert sind, 26 00:01:33,681 --> 00:01:37,566 zum Beispiel Motivation, emotionaler oder sprachlicher Ausdruck. 27 00:01:37,566 --> 00:01:41,646 Es gibt auch kognitive Symptome wie Schwierigkeiten sich zu konzentrieren, 28 00:01:41,646 --> 00:01:45,006 sich an Informationen zu erinnern und Entscheidungen zu treffen. 29 00:01:45,006 --> 00:01:48,036 Wieso bricht eine Psychose aus? 30 00:01:48,036 --> 00:01:50,339 Eine einzige Ursache ist unwahrscheinlich. 31 00:01:50,339 --> 00:01:54,866 Eine Kombination genetischer und umweltbedingter Faktoren tragen bei. 32 00:01:54,866 --> 00:02:00,001 Schizophrenie ist stark genetisch bedingt. 33 00:02:00,001 --> 00:02:03,561 Etwa 1% der Bevölkerung leidet an Schizophrenie. 34 00:02:03,561 --> 00:02:06,961 Aber Kinder und Geschwister von Personen mit Schizophrenie 35 00:02:06,961 --> 00:02:09,991 erkranken mit zehnmal höherer Wahrscheinlichkeit. 36 00:02:09,991 --> 00:02:13,042 Ein eineiiger Zwilling von jemandem mit Schizophrenie 37 00:02:13,042 --> 00:02:16,232 hat eine 40%ige Chance, davon betroffen zu sein. 38 00:02:16,232 --> 00:02:19,402 Häufig weisen unmittelbare Verwandte von Menschen mit Schizophrenie 39 00:02:19,402 --> 00:02:21,852 mildere Versionen von Merkmalen auf, 40 00:02:21,852 --> 00:02:24,052 die mit der Störung in Verbindung stehen -- 41 00:02:24,052 --> 00:02:26,902 jedoch nicht in einem Ausmaß, das eine Behandlung erfordert. 42 00:02:26,902 --> 00:02:29,222 Wahrscheinlich spielen mehrere Gene eine Rolle, 43 00:02:29,222 --> 00:02:32,742 aber wir wissen nicht, wie viele oder welche. 44 00:02:32,742 --> 00:02:37,700 Umweltfaktoren, wie bestimmte Virusinfektionen in früher Kindheit, 45 00:02:37,700 --> 00:02:41,780 können die Wahrscheinlichkeit erhöhen, eine Schizophrenie zu entwickeln. 46 00:02:41,780 --> 00:02:45,213 Der Konsum einiger Drogen, einschließlich Marihuana, 47 00:02:45,213 --> 00:02:47,342 kann zum Ausbruch einer Psychose 48 00:02:47,342 --> 00:02:50,161 bei sehr anfälligen Personen führen. 49 00:02:50,161 --> 00:02:53,163 Diese Faktoren beeinflussen nicht jeden gleich. 50 00:02:53,163 --> 00:02:55,663 Menschen mit sehr geringem genetischen Risiko, 51 00:02:55,663 --> 00:02:57,697 entwickeln keine Schizophrenie, 52 00:02:57,697 --> 00:03:01,567 selbst wenn sie umweltbedingten Risikofaktoren ausgesetzt sind. 53 00:03:01,567 --> 00:03:07,768 Bei Personen mit sehr hohem Risiko, kann ein moderates Risiko ausschlaggebend sein. 54 00:03:07,768 --> 00:03:12,041 Antipsychotische Medikamente, die bei der Behandlung eingesetzt werden, 55 00:03:12,041 --> 00:03:16,946 halfen Forschern dabei, die Erkrankung im Gehirn zurückzuverfolgen. 56 00:03:16,946 --> 00:03:20,886 Traditionelle Antipsychotika blockieren Dopaminrezeptoren. 57 00:03:20,886 --> 00:03:24,403 Sie können sehr effektiv bei der Verringerung positiver Symptome sein, 58 00:03:24,403 --> 00:03:28,783 die mit einem Überschuss an Dopamin in bestimmten Hirnströmen einhergehen. 59 00:03:28,783 --> 00:03:32,059 Diese Medikamente können aber auch negative Symptome verschlimmern, 60 00:03:32,059 --> 00:03:34,937 und wir haben festgestellt, dass negative Symptome 61 00:03:34,937 --> 00:03:39,387 möglicherweise mit zu wenig Dopamin in anderen Hirnbereichen verbunden sind. 62 00:03:39,387 --> 00:03:42,787 Einige Menschen mit Schizophrenie zeigen Verlust von Nervengewebe 63 00:03:42,787 --> 00:03:47,237 und es ist unklar, ob diese Atrophie eine Folge der Krankheit selbst 64 00:03:47,237 --> 00:03:50,581 oder der medikamentösen Unterdrückung von neuronalen Signalen ist. 65 00:03:50,581 --> 00:03:55,092 Glücklicherweise können neuere Generationen von Antipsychotika, 66 00:03:55,092 --> 00:03:59,089 einige dieser Probleme lösen, indem sie zusätzlich zu Dopamin 67 00:03:59,089 --> 00:04:02,113 auf andere Neurotransmitter, wie Serotonin, abzielen. 68 00:04:02,113 --> 00:04:07,062 Nicht nur ein Transmittersystem ist verantwortlich für jedes der Symptome 69 00:04:07,062 --> 00:04:08,572 und da die Medikamente 70 00:04:08,572 --> 00:04:11,572 Signalübertragungen im gesamten Gehirn und Körper beeinflussen, 71 00:04:11,572 --> 00:04:14,779 können sie auch andere Nebenwirkungen, wie Gewichtszunahme, haben. 72 00:04:14,779 --> 00:04:18,655 Trotz dieser Komplikationen können Antipsychotika sehr wirksam sein, 73 00:04:18,655 --> 00:04:21,675 insbesondere in Kombination mit anderen Interventionen 74 00:04:21,675 --> 00:04:24,259 wie kognitiver Verhaltenstherapie. 75 00:04:24,259 --> 00:04:28,529 Die Elektrokrampftherapie bietet zwar nur eine relativ kurze Linderung, 76 00:04:28,529 --> 00:04:31,381 wird aber wieder als wirksame Behandlung eingesetzt, 77 00:04:31,381 --> 00:04:34,129 insbesondere wenn andere Optionen versagt haben. 78 00:04:34,129 --> 00:04:37,629 Ein frühes Eingreifen ist ebenfalls äußerst wichtig. 79 00:04:37,629 --> 00:04:40,689 Bleibt eine Psychose über Monate oder Jahre unbehandelt, 80 00:04:40,689 --> 00:04:45,179 können sich manche Psychosen in der Persönlichkeit verankern. 81 00:04:45,179 --> 00:04:49,130 Dennoch kann das entwürdigende Stigma, das dieser Diagnose anhaftet, 82 00:04:49,130 --> 00:04:51,869 Menschen davon abhalten, Hilfe zu suchen. 83 00:04:51,869 --> 00:04:55,499 Menschen mit Schizophrenie werden oft als bedrohlich empfunden, 84 00:04:55,499 --> 00:04:59,209 aber in Wirklichkeit sind sie häufiger Opfer von Gewalt 85 00:04:59,209 --> 00:05:01,019 als Täter. 86 00:05:01,019 --> 00:05:04,389 Die richtige Behandlung hilft dabei, die Wahrscheinlichkeit von Gewalt, 87 00:05:04,389 --> 00:05:06,719 im Zusammenhang mit Schizophrenie zu verringern. 88 00:05:06,719 --> 00:05:11,269 Deshalb trägt Aufklärung -- für Patienten, Familien und Gemeinden -- dazu bei, 89 00:05:11,269 --> 00:05:15,022 das Stigma zu überwinden und den Zugang zur Behandlung zu erleichtern.