Ich weiß genau was du meinst, wenn du zuhause sitzt und am Schreiben bist, denkst du nicht ständig, ich bin taub, ich bin taub. Bei mir ist es auch so, wenn ich einfach da sitze und mich schminke, denke ich nicht, Oh, ich bin blind, ich bin blind! Ich denke nicht an meine Blindheit, ich lebe einfach mein Leben, denn das hier ist normal für uns! (Musik) Hallo zusammen, wir sind zurück mit meiner Serie, in der ich mich mit einer anderen Person mit Behinderung zusammensetze und wir über alles diskutieren, was mit Leben und Behinderung zu tun hat und das hier ist wahrscheinlich das gefragteste Video überhaupt. Wir haben endlich Jessica hier, und ich werde dich deinen Nachnamen sagen lassen! (Lachen) Jessica Kellgren-Fozard Alles gut, ich weiß, es ist ein komplizierter Nachname. Wir haben extra noch vor dem Dreh darüber geredet. Wir haben uns über Google Meet unterhalten und ich habe den Namen geübt, und ich meinte so, weißt du was, bis hier bin ich gekommen, es ist zu tief, ich springe wieder raus aus dem Pool. Sie übernimmt. Danke also! Alles gut. Es ist ziemlich komplex. Kellgren ist Schwedisch, Fozard ist der Nachname meiner Frau, ein Name aus der Normandie, matsch beides zusammen - kompliziert für uns alle! Oder Jessica Out Of The Closet, ein Name, den ich klasse finde, weil du nicht nur eine der tollsten Fashionistas bist, der ich in sozialen Netzwerken folge, sondern du bist auch tatsächlich "out of the closet", darum ist das einfach so ein spaßiger Username. (Lachen) Ja, "out of the closet" in vielerlei Hinsicht. Im lesbischen Sinne, im Sinne meiner Behinderung, ich lebe einfach offen. Und so sollte man leben. Man sollte sein bestes, authentischstes, selbstbewusstes Selbst sein, eine Königin. Und genau das tust du. Ich schaue deine Videos und ich muss wirklich laut lachen. Du bist nicht nur eine der modebewusstesten Personen, sondern auch eine der lustigsten Personen, der ich folge, und ich denke, dass du, einfach dadurch, dass du du selbst bist, so viele Stereotypen und Irrtümer über behinderte Menschen widerlegst. und ich finde es einfach so toll. Also einfach danke, dass es dich gibt, im Internet. (Lachen) Ich meine, das Gleiche könnte ich über dich sagen, Molly. Ich bin heute morgen aufgewacht und dachte, OK Molly, du musst versuchen zumindest ein bisschen schick auszusehen, weil du neben Jessica in einem Video sitzen wirst und es unangenehm sein wird. Oh nein, ich finde dich unglaublich stylisch, das muss ich sagen. Ich liebe dein Instagram auch total. Danke dir, das weiß ich zu schätzen. Ich weiß, dass ganz viele meiner Zuschauer dich schon kennt und liebt, aber für diejenigen, die dich noch nicht kennen, willst du dich einmal kurz und bündig vorstellen? Du meine Güte, okay, die Kurzpräsentation. Also, ich bin Jessica, YouTuberin, Content Creator. Ich gestalte generell Inhalte, die interessant, informativ, lehrreich, und amüsant sind, über Dinge, die mit Behinderung, chronischen Erkrankungen, und LGBTQ+ Themen zu tun haben. Ich habe zwei genetisch bedingte Erkrankungen, hereditäre Neuropathie mit Neigung zu Druckläsionen. Das heißt, dass du in den Myelinscheiden, die deine Nerven umgeben, Lücken hast. Für mich heißt das, dass Teile meines Körpers gelähmt werden können, dass meine Nerven leichter Schaden nehmen können, was zum Beispiel mein Gehör beeinträchtigt und weshalb ich Sehverlust auf einem Auge habe. Ich habe kein Gefühl in beiden Händen, weil meine beiden Arme anderthalb Jahre gelähmt waren, als ich ein Teenager war. Das Gefühl ist ein bisschen wiedergekehrt, aber ich kann einfach nichts mehr fühlen, es ist also wie Handschuhe tragen, die ganze Zeit. Und sie werden nicht heiß oder kalt, solche Sachen, und ich spüre keine Nässe. Was ziemlich nervig ist, wenn du Wäsche aufhängen willst, und du denkst, ist das hier nass? Ist es trocken? Überhaupt keine Ahnung. Und am Ende muss ich dann mein Gesicht in meine Wäsche drücken, um zu sehen, ob sie trocken ist oder nicht. Sehr merkwürdig. Und dann hast du irgendeinen komischen Wangenfleck oder Foundationfleck auf deinem weißen Shirt. Ich sollte vielleicht hinzufügen, ich mache das nur, wenn ich ungeschminkt bin. (Lachen) Expertentipp! Und dann habe ich noch Ehlers-Danlos-Syndrom, was mein Bindegewebe betrifft, und das heißt, ich bin nicht nur hypermobil, und sehr flexibel und biegsam, wo die meisten nämlich denken, wow, cooler Partytrick, und das ist es, es ist ein ziemlich guter Partytrick, den ich als Kind vielleicht zu oft benutzt habe. Ich hab mir einige Sachen ausgerenkt, nur um zu beweisen, dass ich es kann. Tut das nicht. Das ist eine furchtbare Idee. Tut das nicht. Aber es betrifft auch das Bindegewebe in meinen inneren Organen zum Beispiel, darum habe ich Herzprobleme, und ich habe etwas namens postorthostatisches Tachykardiesyndrom, was auch daher kommt. Das heißt, ich habe Probleme mit der Regulierung meines Blutdrucks, weshalb ich oft in Ohnmacht falle. Und ich darf mich nicht zu sehr anstrengen. Ich laufe praktisch zwei Treppen hoch und fühle mich, als würde ich gleich einen Herzinfarkt bekommen. Ok, super, und dann muss ich eine halbe Stunde auf dem Boden liegen. Und die Vintagemode ist nur noch eine Schicht oben drauf, nur um alles wunderschön aussehen zu lassen während wir hier sind. Ich finde, du solltest mehr Content über Mode machen. Ich pitche meine Idee jetzt, und ich denke, dass viele Zuschauer in den Kommentaren mir zustimmen werden, du solltest eine ganze Serie auf deinem Kanal haben, wo du über Mode redest, weil wir genau das brauchen, diese Vintage-Inspiration, die du mitbringst. Wir brauchen deine Vintage-Weisheit. Als wir am Reden waren, vor dem Filmen, habe ich sie mit Fragen durchlöchert, über die Vintage-Modeszene, weil ich das alles faszinierend finde und wenn ich es versucht habe, hat es nicht so ganz hingehauen. Darum finde ich du solltest Modevideos machen. Weißt du, als ich angefangen habe Content über Mode zu produzieren, war das total aus Versehen. Ich wollte ein einziges Video machen, über Barrierefreiheit im Onlineshopping, und das sollte es gewesen sein. Aber die Zuschauer wollten, dass ich weitermache, und ich dachte, "Wenn ihr meine Leidenschaft verstärken wollt, und ich euch davon erzählen darf, dann mach ich das gerne!" Es gibt einige Aktivisten in der Community, denen das nicht gefallen hat. Sie wollen mehr oder weniger, dass ich meinen Kanal dem Thema Behinderung widme, und das verstehe ich, aber ich bin ein Mensch. Mir ist das Thema Behinderung sehr wichtig, und es ist ein großes Thema in meinem Alltag, aber das ist Mode auch, und das Selbstbewusstsein, das sie mir gibt! Das Gleiche gilt für Make-Up und für meinen Blindenhund! Das Gleiche gilt für Beziehungen, für ganz viele andere Dinge, und ich finde es sehr wichtig, für uns, als behinderte Menschen, dass wir der Gesellschaft die menschliche Seite unseres Alltags zeigen, und die sehr normalen, durchschnittlichen menschlichen Dinge, die wir lieben und an denen wir teilnehmen. Natürlich, natürlich. Ich verknüpfe das immer mit Kinderbüchern, weil man so am einfachsten versteht, wie Menschen neue Konzepte lernen. Es gibt so viele Kinderbücher, in denen es um eine bestimmte Problematik geht. Es geht darum, dass einige Menschen im Rollstuhl sitzen, dass einige Menschen zwei Mütter haben, und Kinder lieben so etwas nicht gerade. Sie wollen solche Bücher nicht lesen, weil die Bücher so fokussiert sind auf diese eine Sache, die sie lernen müssen. Das macht keinen Spaß! Andererseits, wenn sie ein lustiges Abenteuerbuch lesen, wo der Hauptcharakter zufällig eine Behinderung hat oder zufällig aus einer anderen Familie kommt als die traditionelle Kernfamilie. Das packt sie einfach mehr und sie sind eher dazu bereit, Dinge zu lernen. Und das Tolle daran, Content Creator mit Behinderung zu haben, die Inhalte erstellen, die nicht nur mit ihrer Behinderung zu tun haben, ist, dass sie auch Menschen erreichen, die eigentlich nicht auf dein Video geklickt hätten, die sich denken, "Oh, ich weiß nicht, ich will eigentlich kein Video über eine blinde Person schauen, weil ich noch nie eine getroffen habe, es wäre merkwürdig." Aber wenn es ein Video ist, wo du was anderes tust und sie klicken da drauf, dann ist es eher, "Weißt du was, das ist interessant! Ich werde auch noch ihre anderen Videos schauen." Es ist einfach eine tolle Art Menschen zu erreichen, finde ich, und dann fangen sie auch an, sich mehr für bestimmte Themen zu engagieren. Es wird ihnen näher gebracht. Es ist dann eher, "Oh, meine Lieblingsyoutuberin Molly, die hat auch zufällig eine Behinderung, und redet da auch manchmal drüber. Und ich habe etwas davon gelernt." Darum finde ich das immer am Besten, aber eigentlich, Molly, schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe mit der Modegeschichte. Wenn du das nächste Mal in England bist, werde ich dir ein Vintage-Makeover geben. Du meine Güte, definitiv! Sobald die Welt etwas weniger verrückt ist, und wir alle geimpft sind, fliege ich nach England! Dann kann ich endlich meinen Bruder sehen, das erste Mal seit über einem Jahr. Und ich kann dich sehen und wir machen das Vintage-Makeover, da nehme ich dich beim Wort. Aber ich stimme dir vollkommen zu, mit dem was du gesagt hast. Was ich am meisten liebe, an dem was ich tue, ist, dass ich Lernen spaßig machen kann. Ich kann Menschen etwas beibringen und sie dabei unterhalten, und so lernt man am Besten! So hab ich immer am meisten gelernt. Ich war nie jemand, der im Unterricht sitzen und zuhören konnte, wie mir jemand etwas erzählt. Ich musste diejenige sein, die sich hinstellt und etwas tut. Ich war beim Lernen sehr kinästhetisch, ich muss tatsächlich etwas tun und mich darin vertiefen, um es zu verstehen. Dass ich die Möglichkeit habe, Menschen hoffentlich zu unterhalten, ähm, während sie- sie lernen, und ihnen die Augen zu öffnen, neue Denkweisen zu zeigen, das ist so bereichernd, darum stimme ich dir vollkommen zu. Und ich sage es immer wieder, wir als behinderte Menschen reden oft darüber, dass wir in der Rangfolge relativ weit unten stehen, was Anliegen, oder Dinge, betrifft, für die sich Menschen interessieren, mit denen sie sich beschäftigen. Man sieht so oft diese "Diversity Panels", wo sie alles zeigen... außer Behinderungen. Und wir melden uns dann so, "Hey," "Hi" "Wo ist unser Platz am Tisch?" Ich glaube, dass so viele verschiedene Marken und Firmen denken, dass sie damit davonkommen, nur das Nötigste zu tun im Bezug auf die Inklusion von Behinderten. Das kann in der Werbung sein, oder wenn es darum geht, Dinge zugänglich zu machen. Viele von denen denken, "Oh, eine Person im Rollstuhl, und fertig. Das war's, damit ist jede einzelne behinderte Person repräsentiert, alle sind zufrieden, super. Natürlich ist unsere Marke behindertenfreundlich, wir haben eine Rampe!" Und du denkst dir nur so, "Aha, verstehe. Und was tut ihr um allen anderen behinderten Menschen zu helfen?" Mhm, mhm. Menschen im Rollstuhl machen tatsächlich nur einen kleinen Teil der Menschen mit Behinderung aus. Und das verstehen Menschen einfach nicht, und natürlich, weil das Symbol für Behinderungen der Rollstuhl ist, ist das natürlich eine sehr visuelle Möglichkeit, das rüberzubringen, aber Menschen neigen dazu alle anderen zu vergessen. Ja, und ich- ich weiß nicht, ob das in England ähnlich ist, aber in den letzten Jahren ist mir aufgefallen, dass sich in Nordamerika etwas ändert. An einigen Orten werden andere Sticker hinzugefügt, für andere Behinderungen. Und das ist schön, weil ich mich im öffentlichen Nahverkehr, im Bus, hinsetzen muss, ohne Frage, ich muss mich hinsetzen können. Beim Gleichgewicht spielen ja Ohren und Augen zusammen, was du als taube Frau ja selbst weißt. Und weil ich nichts sehen kann, kann ich meine Gleichgewicht nicht gut halten. In einem fahrenden Bus zu stehen, auch wenn ich mich festhalte, funktioniert einfach nicht. Ich muss sitzen. Wenn ich also mit meinem Blindenhund in den Bus steige, haben Leute lange nicht registriert, dass ich jemand bin, für den sie Behindertenplätze frei machen sollten. Sie sind also einfach immer sitzen geblieben. Aber jetzt gibt es diese Sticker, mit einem Mann mit einem Gehstock und einer Person im Rollstuhl und noch jemand mit einer Gehhilfe, und ich denke mir, Danke, dass ihr verschiedene Grafiken für Menschen habt, die unterschiedlich aussehen können, die vielleicht einen Behindertenplatz benötigen. Ja, ich habe definitiv in den letzten Jahren immer mehr Sticker mit "Nicht alle Behinderungen sind sichtbar" an unterschiedlichen Orten in der Öffentlichkeit gesehen. Und das ist so toll, weil ich noch weiß, als ich das erste Mal- also ich bin mit einer Behinderung aufgewachsen, aber es ist niemandem, ich will nicht aufgefallen sagen, aber ich habe die Diagnose erst mit 17 bekommen. Und dann hatte ich plötzlich diese große Gesundheitskrise und musste natürlich Behindertentoiletten benutzen und ich musste auf bestimmte Dinge Zugriff haben. Und damit habe ich oft Probleme bekommen. Weil viele Leute mich davon abhalten wollten, und die dann meinten, "Oh, das ist nicht für dich, das ist für Behinderte." Und ich war dann so, "Das bin ich, ich weiß nicht, was ich machen soll, um- um das offensichtlicher zu machen, dass ich wirklich damit zu kämpfen habe, und mir das wirklich helfen würde. Und das ist jetzt wirklich schön zu sehen. Ich mache mir weniger Sorgen, auf die Behindertentoilette zu gehen, wenn sie einen "Nicht alle Behinderungen sind sichtbar" Sticker haben. Die schmutzigen Witze, die ich zu hören bekomme, wenn ich auf zwei Beinen aus der Behindertentoilette komme, uff. Ich glaube ein Teil des Problems ist, dass zu viele nichtbehinderte Menschen einfach die Behindertentoilette benutzen. So viele nichtbehinderte Menschen benutzen barrierefreie Einrichtungen, die für Menschen gemacht sind, die sie auch wirklich aufgrund ihrer Behinderung brauchen. Und darum, wenn Menschen nicht so aussehen als wären sie behindert, nehmen Leute automatisch an, dass sie es nicht sind, weil so viele nichtbehinderte Menschen es ausnutzen, ein bisschen mehr Platz zu haben, wenn sie auf der Toilette sind, und nicht wollen, dass man sie hört, das ist halt nicht der Sinn der Sache. Die Behindertentoilette ist nicht für Ihre Shoppingtüten gemacht. Sie ist für Menschen, die entweder den Haltegriff brauchen, die mehr Platz brauchen für einen Betreuer, für ein Begleittier, für eine Gehhilfe. Es gibt viele Gründe, warum es so etwas gibt. Aber es ist nicht für extra Shoppingtüten oder mehr Platz auf der Toilette gedacht. Und es ist auch ungünstig, dass so oft der Wickelraum mit in der Behindertentoilette ist. Und es ist nicht einmal so ein robuster Tisch, für jemand größeren als ein Baby. Er ist nur da, weil Eltern und Behinderte wohl einfach zusammengehören. Ihr könnt auf dieselbe Toilette gehen, das ist ok. Es wollen bestimmt nie zwei Leute gleichzeitig da rein. Und ich bin schon aus der Behindertentoilette gekommen und eine Mutter ist mit einem Buggy gegen mich gefahren, und meinte dann nur, "Oh, nicht behindert oder mit einem Kind da." Und ich war nur so, ähm,