[Script Info] Title: [Events] Format: Layer, Start, End, Style, Name, MarginL, MarginR, MarginV, Effect, Text Dialogue: 0,0:00:07.06,0:00:09.09,Default,,0000,0000,0000,,Ein schäbiger Mann Namens Estragon, Dialogue: 0,0:00:09.09,0:00:12.84,Default,,0000,0000,0000,,sitzt bei Dämmerung neben einem Baum\Nund versucht seine Schuh auszuziehen. Dialogue: 0,0:00:12.85,0:00:14.80,Default,,0000,0000,0000,,Sein Freund Vladimir kommt zu ihm, Dialogue: 0,0:00:14.80,0:00:17.10,Default,,0000,0000,0000,,und er errinert seinen ängstlichen Freund, Dialogue: 0,0:00:17.10,0:00:20.56,Default,,0000,0000,0000,,dass sie hier warten müssen\Nauf jemanden Namens Godot. Dialogue: 0,0:00:20.56,0:00:24.17,Default,,0000,0000,0000,,So beginnt ein frustrierender Zyklus, \Nbei dem die beiden darüber reden, Dialogue: 0,0:00:24.18,0:00:26.48,Default,,0000,0000,0000,,wann Godot kommen wird, wieso sie warten, Dialogue: 0,0:00:26.48,0:00:29.79,Default,,0000,0000,0000,,und ob sie überhaupt \Nbeim richtigen Baum sind. Dialogue: 0,0:00:29.79,0:00:32.99,Default,,0000,0000,0000,,Von da an auf wird "Warten\Nauf Godot" nur noch seltsamer, Dialogue: 0,0:00:32.99,0:00:35.50,Default,,0000,0000,0000,,aber es wird als ein Stück betrachtet, Dialogue: 0,0:00:35.50,0:00:37.94,Default,,0000,0000,0000,,dass das Gescht des Modernen\NDrama verändert hat. Dialogue: 0,0:00:37.94,0:00:41.96,Default,,0000,0000,0000,,Geschrieben von Samuel Beckett \Nzwischen 1949 und 1955, Dialogue: 0,0:00:41.96,0:00:45.62,Default,,0000,0000,0000,,wirft es eine simple, \Naber aufrüttelnde Frage auf -- Dialogue: 0,0:00:45.62,0:00:49.87,Default,,0000,0000,0000,,was sollten die Figuren tun? Dialogue: 0,0:00:49.87,0:00:52.96,Default,,0000,0000,0000,,Estragon: Lass uns nichts tun. \NEs ist sicherer. Dialogue: 0,0:00:52.96,0:00:56.66,Default,,0000,0000,0000,,Vladimir: Lass uns warten \Nund sehen, was er sagt. Dialogue: 0,0:00:56.66,0:00:57.99,Default,,0000,0000,0000,,Estragon: Wer? Dialogue: 0,0:00:57.99,0:00:59.66,Default,,0000,0000,0000,,Vladimir: Godot. Dialogue: 0,0:00:59.66,0:01:01.69,Default,,0000,0000,0000,,Estragon: Gute Idee. Dialogue: 0,0:01:01.69,0:01:04.22,Default,,0000,0000,0000,,So ein kryptischer Dialog\Nund kreisende Begründung Dialogue: 0,0:01:04.22,0:01:07.16,Default,,0000,0000,0000,,sind Hauptelemente des Absurden Theaters, Dialogue: 0,0:01:07.16,0:01:10.41,Default,,0000,0000,0000,,eine Richtung, die nach \Ndem Zweiten Weltkrieg entstand, Dialogue: 0,0:01:10.41,0:01:12.26,Default,,0000,0000,0000,,und Künstler suchten verzweifelt, Dialogue: 0,0:01:12.26,0:01:15.18,Default,,0000,0000,0000,,Sinn in Verwüstung zu finden. Dialogue: 0,0:01:15.18,0:01:19.34,Default,,0000,0000,0000,,Die Absurdisten dekonstruierten \Ndie Handlung, Figuren und die Sprache, Dialogue: 0,0:01:19.34,0:01:21.85,Default,,0000,0000,0000,,um ihre Bedeutung zu hinterfragen Dialogue: 0,0:01:21.85,0:01:25.63,Default,,0000,0000,0000,,und um ihre tiefgreifende Unsicherheit\Nauf der Bühne zu teilen. Dialogue: 0,0:01:25.63,0:01:27.61,Default,,0000,0000,0000,,Auch wenn es düster klingt, Dialogue: 0,0:01:27.61,0:01:30.79,Default,,0000,0000,0000,,das Absurde vermischt\NHoffnugslosigkeit mit Humor. Dialogue: 0,0:01:30.79,0:01:33.82,Default,,0000,0000,0000,,Das wird in Beckets einmaligem\NZugang zur Gattung reflektiert, Dialogue: 0,0:01:33.82,0:01:35.49,Default,,0000,0000,0000,,mit Warten auf Godot, Dialogue: 0,0:01:35.49,0:01:39.63,Default,,0000,0000,0000,,die er bezeichnete als\N,,Tragikkomödie in zwei Akten". Dialogue: 0,0:01:39.63,0:01:42.08,Default,,0000,0000,0000,,Tragischerweise befinden sich die Figuren Dialogue: 0,0:01:42.08,0:01:45.20,Default,,0000,0000,0000,,in einem existenziellen Rätsel: \Nsie warten vergeblich Dialogue: 0,0:01:45.20,0:01:47.96,Default,,0000,0000,0000,,auf eine unbekannte Gestalt,\Ndie ihnen Sinn vermittelt, Dialogue: 0,0:01:47.96,0:01:49.86,Default,,0000,0000,0000,,aber ihre einzige Bestimmnug Dialogue: 0,0:01:49.86,0:01:52.58,Default,,0000,0000,0000,,kommt vom Warten. Dialogue: 0,0:01:52.58,0:01:55.26,Default,,0000,0000,0000,,Während sie warten, versinken\Nbeiden in Langeweile, Dialogue: 0,0:01:55.26,0:02:00.25,Default,,0000,0000,0000,,drücken religiöse Furcht aus\Nund denken über Selbstmord nach. Dialogue: 0,0:02:00.25,0:02:03.68,Default,,0000,0000,0000,,Komisch aber ist ihr rauer Humor\Ngegenüber ihrem misslichen Lage, Dialogue: 0,0:02:03.68,0:02:06.51,Default,,0000,0000,0000,,das durch ihre Sprache und Bewegungen \Nzum Vorschein kommt. Dialogue: 0,0:02:06.51,0:02:09.73,Default,,0000,0000,0000,,Ihre Interaktionen sind erfüllt\Nmit seltsamen Wortspielen, Dialogue: 0,0:02:09.73,0:02:11.61,Default,,0000,0000,0000,,Wiederholungen und Zweideutigkeiten, Dialogue: 0,0:02:11.61,0:02:14.72,Default,,0000,0000,0000,,und physischen Clownereien, \NGesang und Tanz Dialogue: 0,0:02:14.72,0:02:17.32,Default,,0000,0000,0000,,und hektischem Hütetausch. Dialogue: 0,0:02:17.32,0:02:19.96,Default,,0000,0000,0000,,Oft ist es unklar, ob das Publikum Dialogue: 0,0:02:19.96,0:02:22.84,Default,,0000,0000,0000,,lachen oder weinen soll -- oder ob Becket Dialogue: 0,0:02:22.84,0:02:25.86,Default,,0000,0000,0000,,irgendeinen Unterschied \Nzwischen den beiden sah. Dialogue: 0,0:02:25.86,0:02:27.92,Default,,0000,0000,0000,,In Dublin geboren, studierte er Englisch, Dialogue: 0,0:02:27.92,0:02:30.90,Default,,0000,0000,0000,,Französich und Italienisch \Nbevor er nach Paris zog, Dialogue: 0,0:02:30.90,0:02:33.60,Default,,0000,0000,0000,,wo er die meiste Zeit\Nseines Lebens damit verbrachte, Dialogue: 0,0:02:33.60,0:02:35.82,Default,,0000,0000,0000,,Theaterstücke, Gedichte\Nund Prosa zu schreiben. Dialogue: 0,0:02:35.82,0:02:38.58,Default,,0000,0000,0000,,Währen Beckett eine lebenslange\NLiebe zur Sprache hatte, Dialogue: 0,0:02:38.58,0:02:42.84,Default,,0000,0000,0000,,machte er auch Platz für Stille,\Ndurch das Einfügen von Lücken, Dialogue: 0,0:02:42.84,0:02:46.58,Default,,0000,0000,0000,,Pausen und Momenten\Nder Leere in seinen Werken. Dialogue: 0,0:02:46.58,0:02:50.26,Default,,0000,0000,0000,,Das war ein Kernelement \Nseines Markenzeichens, Dialogue: 0,0:02:50.26,0:02:53.16,Default,,0000,0000,0000,,ungleichmäßiges Tempo und schwarzer Humor, Dialogue: 0,0:02:53.16,0:02:56.40,Default,,0000,0000,0000,,beliebt im gesamten Absurden Theater. Dialogue: 0,0:02:56.40,0:02:58.88,Default,,0000,0000,0000,,Er schuf auch eIne mysteriöse Persona, Dialogue: 0,0:02:58.88,0:03:02.42,Default,,0000,0000,0000,,und lehnte es ab, Spekulationen\Nzu bestätigen oder zu widersprechen, Dialogue: 0,0:03:02.42,0:03:04.58,Default,,0000,0000,0000,,über die Bedeutung seiner Arbeit. Dialogue: 0,0:03:04.58,0:03:06.37,Default,,0000,0000,0000,,Das hielt das Publikum in Atem Dialogue: 0,0:03:06.37,0:03:09.40,Default,,0000,0000,0000,,und erhöte ihre Faszination\Nmit seinen irrealen Welten Dialogue: 0,0:03:09.40,0:03:12.43,Default,,0000,0000,0000,,und deren rätselhaften Figuren. Dialogue: 0,0:03:12.43,0:03:15.29,Default,,0000,0000,0000,,Der Mangel an klarer Bedeutung macht Godot Dialogue: 0,0:03:15.29,0:03:17.55,Default,,0000,0000,0000,,endlos offen für Interpretationen. Dialogue: 0,0:03:17.55,0:03:20.77,Default,,0000,0000,0000,,Kritiker haben endlose Beschreibungen \Ndes Stücks geliefert, Dialogue: 0,0:03:20.77,0:03:24.39,Default,,0000,0000,0000,,was in einem Zyklus von Vieldeutigkeit\Nund Spekulation resultierte, Dialogue: 0,0:03:24.39,0:03:27.63,Default,,0000,0000,0000,,der die Handlung des Dramas spiegelt. Dialogue: 0,0:03:27.63,0:03:30.73,Default,,0000,0000,0000,,Es wurde als eine Alegorie \Nzum Kalten Krieg interpretiert, Dialogue: 0,0:03:30.73,0:03:33.22,Default,,0000,0000,0000,,zur Französischen Revolution Dialogue: 0,0:03:33.22,0:03:36.23,Default,,0000,0000,0000,,und zu Britanniens\NKolonisation von Irland. Dialogue: 0,0:03:36.23,0:03:38.32,Default,,0000,0000,0000,,Die Dynamik der zwei Protagonisten Dialogue: 0,0:03:38.32,0:03:40.47,Default,,0000,0000,0000,,hat eine intensive Debatte entfacht. Dialogue: 0,0:03:40.47,0:03:43.31,Default,,0000,0000,0000,,Sie wurden interpretiert\Nals Überlebende der Apokalypse, Dialogue: 0,0:03:43.31,0:03:45.82,Default,,0000,0000,0000,,ein alterndes Paar,\Nzwei impotente Freunde Dialogue: 0,0:03:45.82,0:03:51.54,Default,,0000,0000,0000,,und sogar als Personifizierungen\Nvon Freuds Ego und Es. Dialogue: 0,0:03:51.54,0:03:53.71,Default,,0000,0000,0000,,Bekanntlich hat Beckett gesagt, Dialogue: 0,0:03:53.71,0:03:56.71,Default,,0000,0000,0000,,er sei sicher, dass Vladimir und Estragon Dialogue: 0,0:03:56.71,0:03:59.67,Default,,0000,0000,0000,,,,Filtzhüte" tragen würden. Dialogue: 0,0:03:59.67,0:04:02.57,Default,,0000,0000,0000,,Wie die kritische Spekulation \Nund die verwirrende Handlung, Dialogue: 0,0:04:02.57,0:04:05.23,Default,,0000,0000,0000,,dreht sich ihre Sprache oft in Kreisen, Dialogue: 0,0:04:05.24,0:04:08.40,Default,,0000,0000,0000,,während sich die beiden zanken,\Nihre Gedankengänge verlieren Dialogue: 0,0:04:08.40,0:04:11.28,Default,,0000,0000,0000,,und weiter machen, wo sie aufgehört haben: Dialogue: 0,0:04:11.28,0:04:14.34,Default,,0000,0000,0000,,Vladimir: Wir könnten vielleicht\Nnochmal von vorne anfangen. Dialogue: 0,0:04:14.34,0:04:16.48,Default,,0000,0000,0000,,Estragon: Das sollte leicht sein. Dialogue: 0,0:04:16.48,0:04:19.40,Default,,0000,0000,0000,,Vladimir: Der Anfang ist das Schwere. Dialogue: 0,0:04:19.40,0:04:21.82,Default,,0000,0000,0000,,Estragon: Du kannst von irgendwo anfangen. Dialogue: 0,0:04:21.82,0:04:24.28,Default,,0000,0000,0000,,Vladimir: Ja, aber du musst\Ndich entscheiden. Dialogue: 0,0:04:24.28,0:04:28.18,Default,,0000,0000,0000,,Becket zeigt uns,\Ndass wie unser tägliches Leben Dialogue: 0,0:04:28.18,0:04:31.24,Default,,0000,0000,0000,,die Welt auf der Bühne \Nnicht immer Sinn macht. Dialogue: 0,0:04:31.24,0:04:34.92,Default,,0000,0000,0000,,Es kann die Realität\Nund die Illusion erkunden, Dialogue: 0,0:04:34.92,0:04:37.02,Default,,0000,0000,0000,,das Bekannte und das Seltsame. Dialogue: 0,0:04:37.02,0:04:40.56,Default,,0000,0000,0000,,Auch wenn eine klare Geschichte \Nihren Reiz hat, Dialogue: 0,0:04:40.56,0:04:45.58,Default,,0000,0000,0000,,dass beste Theater lässt uns\Ndenken -- und warten.