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Schönheitswahn als Massenerkrankung | Renee Engeln | TEDxUConn

  • 0:04 - 0:07
    Heute geht es also um die Zukunft.
  • 0:07 - 0:10
    Mein Thema ist eine Massenerkrankung
    und was wir dagegen tun können.
  • 0:10 - 0:13
    Aber zunächst beginne ich
    in der Vergangenheit.
  • 0:13 - 0:17
    Vor etwa 15 Jahren war ich
    eine eifrige, junge Doktorandin
  • 0:17 - 0:20
    und unterrichtete viel.
  • 0:20 - 0:23
    Ich mochte meine Studierenden sehr
    und ich lernte sie gut kennen.
  • 0:23 - 0:25
    Je mehr mehr ich aber
    meinen Studentinnen zuhörte,
  • 0:25 - 0:28
    um so deutlicher fiel mir
    etwas Beunruhigendes auf:
  • 0:28 - 0:31
    Diese intelligenten und
    begabten jungen Frauen
  • 0:31 - 0:33
    verbrachten erschreckend viel Zeit damit,
  • 0:33 - 0:38
    über ihr Aussehen nachzudenken,
    zu reden und es zu verändern.
  • 0:38 - 0:40
    Sie hatten ein großes Verlangen,
    sich schön zu fühlen.
  • 0:40 - 0:43
    Unsere Auffassungen
    von Schönheit sind komplex.
  • 0:43 - 0:45
    Sie haben tiefe Wurzeln in der Evolution.
  • 0:45 - 0:47
    Aus wissenschaftlicher Sicht
  • 0:47 - 0:50
    ist Schönheit nicht nur begehrenswert,
    sondern auch selten.
  • 0:50 - 0:55
    Mein Problem war nicht, dass die Frauen
    sich schön fühlen wollten,
  • 0:55 - 0:58
    oder dass sie sich nicht alle
    rund um die Uhr schön fühlten,
  • 0:58 - 1:02
    sondern wie ihr Streben nach Schönheit
  • 1:02 - 1:05
    bisweilen sämtliche ihrer
    sonstigen Ziele und Interessen
  • 1:05 - 1:08
    zu übertrumpfen und verdrängen schien.
  • 1:08 - 1:12
    Diese jungen Frauen an der
    Schwelle zum Erwachsensein
  • 1:12 - 1:14
    waren voller Sorge.
  • 1:14 - 1:17
    Sie waren besorgt, sie seien zu dick.
  • 1:17 - 1:19
    Sie waren besorgt, ihre Haut sei unrein.
  • 1:19 - 1:25
    Im zarten Alter von 20 Jahren
    sorgten sie sich bereits um Falten.
  • 1:25 - 1:27
    Sie waren besorgt, dass sie
    nicht wie Models für Bademode
  • 1:27 - 1:30
    oder für Reizwäsche aussahen.
  • 1:30 - 1:32
    Sie machten sich Sorgen um Orangenhaut,
  • 1:32 - 1:35
    und dass sie nicht in Größe 30 passten.
  • 1:35 - 1:38
    Und ich machte mir Sorgen um sie.
  • 1:38 - 1:41
    Also wandte ich mich an meine
    akademische Betreuerin und sagte:
  • 1:41 - 1:44
    "Ich habe eine Idee:
    Das will ich erforschen,
  • 1:44 - 1:45
    das soll mein Thema sein.
  • 1:45 - 1:48
    Insbesondere will ich mir ansehen,
  • 1:48 - 1:51
    wie solche Bilder
    Frauen beeinflussen können."
  • 1:51 - 1:53
    Ihre Antwort war:
  • 1:53 - 1:57
    "Nee, mach dir nicht die Mühe.
    Das brauchst du dir nicht ansehen.
  • 1:57 - 2:01
    Denn kluge Frauen wissen das alles.
  • 2:01 - 2:05
    Sie lassen sich nicht von
    Bildern in den Medien beeinflussen."
  • 2:05 - 2:10
    Darauf sagte ich:
    "Tja, das ist eine empirische Frage."
  • 2:10 - 2:14
    Auf der Grundlage der Forschung,
    die ich seitdem durchgeführt habe,
  • 2:14 - 2:17
    muss ich sagen:
    Sie hatte irgendwie recht.
  • 2:17 - 2:19
    In mancher Hinsicht wissen
    Frauen durchaus Bescheid.
  • 2:19 - 2:22
    Das ist eine Werbung, die ich
    in einer meiner Studien benutze.
  • 2:22 - 2:25
    Ich werde Ihnen einige Antworten
    der Teilnehmerinnen zeigen.
  • 2:25 - 2:29
    Frauen wissen, dass Frauen in den Medien
  • 2:29 - 2:33
    oft ungewöhnlich dünn sind
  • 2:33 - 2:37
    und möglicherweise eine Essstörung haben.
  • 2:37 - 2:40
    Sie wissen, dass die
    Frauen auf den Bildern
  • 2:40 - 2:44
    kein Beispiel für die allgemeine
    weibliche Bevölkerung sind.
  • 2:44 - 2:47
    Sie verstehen, dass es sich
    um statistische Ausreißer handelt.
  • 2:47 - 2:52
    Außerdem sind sich Frauen sehr
    wohl bewusst, dass in Wirklichkeit
  • 2:52 - 2:56
    niemand, wirklich niemand so aussieht.
  • 2:56 - 2:59
    Also die gute Nachricht ist:
    Frauen wissen Bescheid.
  • 2:59 - 3:03
    Sie wissen Bescheid über Essstörungen
    und über Photoshop. Das ist toll.
  • 3:03 - 3:08
    Aber die schlechte Nachricht ist,
    es scheint keinen Unterschied zu machen.
  • 3:08 - 3:10
    Das Wissen ist nicht genug.
  • 3:10 - 3:12
    Eine Frau sagte zum Beispiel:
  • 3:12 - 3:16
    "Dieser Körper ist unrealistisch dünn
    und man kann ihre Rippen sehen."
  • 3:16 - 3:18
    Da denkt man: Ja, super, genau!
  • 3:18 - 3:21
    Dann fügte sie hinzu:
    "Ich bin nicht so dünn.
  • 3:21 - 3:24
    Soll ich eine radikale Abmagerungskur
    machen und mich bräunen
  • 3:24 - 3:25
    und meine Gesundheit gefährden?
  • 3:25 - 3:29
    Ich wäre gerne so,
    ich wünschte, ich wäre ein Model.
  • 3:29 - 3:32
    Nach diesem Bild
    will ich vielleicht nichts essen."
  • 3:32 - 3:34
    Das ist nicht die Reaktion,
    die man als Forscherin
  • 3:34 - 3:38
    zu diesem Bild hören will,
    das kann ich Ihnen sagen.
  • 3:38 - 3:41
    Das ist kein Fehler
    in der Datenverarbeitung.
  • 3:41 - 3:44
    Das ist kein Versagen der Intelligenz.
  • 3:44 - 3:47
    Es ist definitiv kein Mangel an Wissen.
  • 3:47 - 3:50
    Das ist Schönheitswahn,
    und darüber will ich heute reden.
  • 3:50 - 3:53
    Sind nur Frauen vom
    Schönheitswahn betroffen?
  • 3:53 - 3:55
    Nein, es kann auch Männer betreffen.
  • 3:55 - 3:58
    Aber viel mehr Frauen hassen ihre Körper.
  • 3:58 - 4:02
    Frauen geben mehr Geld für Schönheit aus,
    sie verwenden mehr Zeit auf Schönheit.
  • 4:02 - 4:06
    Sie sind zehnmal mehr gefährdet
    Magersucht oder Bulimie zu entwickeln.
  • 4:06 - 4:09
    Frauen bekommen häufiger
    Kommentare über ihr Äußeres zu hören:
  • 4:09 - 4:14
    von Freunden, von Liebhabern,
    manchmal von völlig Fremden.
  • 4:14 - 4:21
    2012 gab es in den USA über
    1,5 Millionen Schönheitsoperationen.
  • 4:21 - 4:24
    Davon wurden fast 90 Prozent
    an Frauen ausgeführt.
  • 4:24 - 4:26
    Darum spreche ich heute über Frauen.
  • 4:26 - 4:29
    Was sind die Symptome für Schönheitswahn?
  • 4:29 - 4:32
    Ich erkenne Schönheitswahn,
    wenn Vollzeitstudentinnen,
  • 4:32 - 4:33
    nicht professionelle Models,
  • 4:33 - 4:37
    genau wissen, was sie tun müssen,
    wenn jemand eine Kamera zückt.
  • 4:37 - 4:40
    Meine Studentinnen fassen es so
    zusammen -- ich demonstriere:
  • 4:40 - 4:46
    Zur Seite, raus, runter, neigen,
    schlanker Arm.
  • 4:46 - 4:48
    Offenbar kriegt man extra Punkte ...
  • 4:49 - 4:50
    ... hierfür. (Lachen)
  • 4:50 - 4:52
    Konnten Sie folgen?
  • 4:52 - 4:55
    Hier ist eine Studentin, die mir
    netterweise dieses Bild
  • 4:55 - 4:57
    für meine Slideshow überlassen hat.
  • 4:57 - 5:01
    Diese beiden demonstrieren es
    scherzhaft auf ihrem Abschlussball.
  • 5:01 - 5:03
    So allgegenwärtig ist diese Pose.
  • 5:03 - 5:06
    Was ist falsch daran, eine
    vorteilhafte Haltung einzunehmen,
  • 5:06 - 5:08
    wenn jemand eine Foto macht?
    Gar nichts ...
  • 5:08 - 5:12
    Aber man fragt sich doch,
    wie wir an einem Punkt angelangt sind,
  • 5:12 - 5:16
    wo Frauen so viel Zeit und
    Aufwand für Belange aufwenden,
  • 5:16 - 5:18
    mit denen sich früher nur Profi-Models
  • 5:18 - 5:22
    und Schauspielerinnen befassten.
  • 5:22 - 5:25
    Was noch wichtiger ist:
    Was geschieht mit Frauen,
  • 5:25 - 5:29
    wenn ihre Energie so intensiv
    auf ihr Äußeres konzentriert ist?
  • 5:29 - 5:32
    Schönheit setzt sich aus einer Anzahl
    von Bausteinen zusammen,
  • 5:32 - 5:38
    aber einer davon stellt für Frauen
    alle anderen in den Schatten.
  • 5:38 - 5:40
    Wissen Sie, welcher?
  • 5:40 - 5:43
    Genau. Gewicht und Kleidergröße.
  • 5:43 - 5:46
    Es gibt eine Statistik, die gern
    in Gesprächen über Frauen
  • 5:46 - 5:49
    und ihr zwanghaftes Verhältnis
    zu ihrem Körpergewicht zitiert wird.
  • 5:49 - 5:54
    Eigentlich war es eine Umfrage
    des Männermagazins Esquire 1994.
  • 5:54 - 5:56
    Dort gaben wohl 54 Prozent der Frauen an,
  • 5:56 - 6:00
    sie würden lieber von einem LKW
    überfahren werden als dick sein.
  • 6:00 - 6:02
    Zunächst einmal dies:
  • 6:02 - 6:06
    Esquire ist nicht die erste Adresse
    für sorgfältige wissenschaftliche Studien.
  • 6:06 - 6:10
    Aber ich finde die Reaktionen
    auf diese Statistik höchst interessant.
  • 6:10 - 6:12
    Ich erwähnte das mal im Unterricht:
  • 6:12 - 6:14
    "54 Prozent der Frauen würden lieber
  • 6:14 - 6:17
    von einem LKW überfahren
    werden als dick zu sein."
  • 6:17 - 6:20
    Ich erwartete Empörung.
  • 6:20 - 6:24
    Aber die Gesichter meiner
    Studentinnen waren nicht entsetzt.
  • 6:24 - 6:27
    Stattdessen hörte ich viele Fragen, wie:
  • 6:27 - 6:31
    "Wie groß ist der LKW?"
    (Lachen)
  • 6:31 - 6:33
    "Was für ein Typ LKW?"
  • 6:33 - 6:37
    "Wie schnell fährt der LKW?"
    (Lachen)
  • 6:37 - 6:43
    "Wie groß wären denn
    die Schmerzen genau?"
  • 6:43 - 6:45
    Es ergibt irgendwie Sinn.
  • 6:45 - 6:47
    Ich denke, wenn man angefahren wird ...
  • 6:47 - 6:49
    ... das tut weh.
  • 6:49 - 6:52
    Es tut aber auch weh,
    in einer Kultur zu leben,
  • 6:52 - 6:54
    in der wir immer und immer wieder
  • 6:54 - 6:56
    mit den folgenden 3 Aussagen
    bombardiert werden:
  • 6:56 - 6:57
    Erstens:
  • 6:57 - 7:01
    Schönheit ist das
    Allerwichtigste und Allermächtigste,
  • 7:01 - 7:03
    das eine Frau oder
    ein Mädchen besitzen kann.
  • 7:03 - 7:06
    Zweitens: So sieht Schönheit aus.
  • 7:06 - 7:10
    Drittens, das ist manchmal indirekt
    oder eine Schlussfolgerung:
  • 7:10 - 7:12
    Du siehst nicht so aus.
  • 7:12 - 7:15
    Es ist kaum überraschend, dass
    Frauen, denen zu Studienzwecken
  • 7:15 - 7:17
    solche Bilder gezeigt wurden
  • 7:17 - 7:19
    -- auch wenn bloß für wenige Minuten --
  • 7:19 - 7:23
    mehr Depressionen und Scham,
    weniger Selbstsicherheit
  • 7:23 - 7:26
    und weniger Zufriedenheit
    mit ihrem Körper empfanden.
  • 7:26 - 7:29
    Das ist der Schönheitswahn.
  • 7:29 - 7:34
    Unser Sinn dafür, was in Sachen
    Schönheit echt und erreichbar ist,
  • 7:34 - 7:37
    ist verzerrt, da wir ständig
    diesen Bildern ausgesetzt sind.
  • 7:37 - 7:42
    Anstatt, dass wir sie als das sehen, was
    sie sind, nämlich außergewöhnlich selten,
  • 7:42 - 7:46
    betrachten wir sie als normal
    oder den Durchschnitt.
  • 7:46 - 7:48
    Überall auf der Welt kann man sehen,
  • 7:48 - 7:51
    dass Männer und Frauen dicker werden,
  • 7:51 - 7:55
    aber das Ideal für Frauen
    wird immer dünner,
  • 7:55 - 7:58
    so dass die Kluft zwischen
    dem, was eine Frau ist
  • 7:58 - 8:02
    und was sie sein will, immer größer wird.
  • 8:02 - 8:05
    Es ist kein kleiner Unterschied,
    sondern ein gähnender Abgrund.
  • 8:05 - 8:10
    Wenn man in den Abgrund hineinschaut,
    sieht man den Schönheitswahn.
  • 8:10 - 8:13
    Wenn Evolutions-Psychologen
    sich diese Bilder ansehen,
  • 8:13 - 8:16
    sagen sie, dass diese Art
    von Schönheit wie Zucker ist.
  • 8:16 - 8:22
    In der heutigen Zeit essen wir zu viel
    und in zu hohen Dosen.
  • 8:22 - 8:25
    Unsere Gehirne wissen einfach nicht,
    was sie damit anfangen sollen.
  • 8:25 - 8:28
    Es ist nicht gut für uns.
    Es signalisiert uns,
  • 8:28 - 8:30
    dass das normal ist,
    obwohl es nicht so ist.
  • 8:30 - 8:34
    So wird unser Sinn für Realität
    verzerrt und wir werden krank.
  • 8:34 - 8:37
    Welche weiteren Anzeichen für
    Schönheitswahn sehe ich?
  • 8:37 - 8:40
    Betrachten wir beliebte
    Online-Nachrichten-Portale.
  • 8:40 - 8:42
    Ich habe heute die
    Huffington Post gewählt.
  • 8:42 - 8:46
    Sie behandeln Themen wie Verbrechen,
    Politik, weltweite Nachrichten, Bildung,
  • 8:46 - 8:49
    und außerdem, wie Sie sicherlich wissen,
  • 8:49 - 8:51
    auch noch richtig wichtige Dinge.
  • 8:51 - 8:54
    Zum Beispiel,
    wie berühmte Frauen aussehen,
  • 8:54 - 8:55
    welche Klamotten sie tragen,
  • 8:55 - 8:58
    ob sie Gewicht zugelegt haben,
    wie sie welches verloren haben.
  • 8:58 - 9:00
    Alle vom selben Tag
    aus der Huffington Post.
  • 9:00 - 9:04
    Zwei davon waren auf der Titelseite,
    als ich den Screenshot gemacht habe.
  • 9:04 - 9:06
    Schönheitswahn ist,
  • 9:06 - 9:12
    wenn Frauen sich nicht Gedanken
    über ihre Ausbildung,
  • 9:12 - 9:14
    ihre Berufsziele, ihre Familie,
    ihre Beziehungen,
  • 9:14 - 9:19
    die Lage der Wirtschaft,
    der Umwelt oder der Welt machen.
  • 9:19 - 9:22
    Weil sie zu beschäftigt sind,
    sich über ihre Diätziele,
  • 9:22 - 9:24
    ihre Hautpflege,
  • 9:24 - 9:26
    den Zustand ihrer Arme,
    den Zustand ihrer Bauchmuskeln
  • 9:26 - 9:29
    oder den Zustand
    ihrer Oberschenkel zu sorgen.
  • 9:29 - 9:31
    Wie ist es so weit gekommen?
  • 9:31 - 9:36
    Laut der Objektivierungstheorie
    funktioniert es so:
  • 9:36 - 9:38
    Frauen leben in einer Welt,
    wo sie lernen,
  • 9:38 - 9:41
    dass ihr Erscheinungsbild
    ihre Hauptwährung ist.
  • 9:41 - 9:43
    Dem kann man nicht entgehen.
  • 9:43 - 9:47
    Wenn eine Frau die Straße betritt,
    kommentieren Leute ihr Aussehen.
  • 9:47 - 9:49
    Die Werbung sagt ihr,
    wie sie schöner werden kann.
  • 9:49 - 9:53
    Das Fernsehen, sogar die Nachrichten
    machen sich lustig über Frauen,
  • 9:53 - 9:56
    die traditionellen Schönheitsidealen
    nicht gerecht werden.
  • 9:56 - 10:00
    Ihr Aussehen wird so konstant
    von anderen überwacht,
  • 10:00 - 10:03
    dass sie diese Sichtweise
    mit der Zeit verinnerlicht
  • 10:03 - 10:05
    und zu ihrer eigenen Überwacherin wird.
  • 10:05 - 10:09
    Anstatt in die Welt hinauszuschauen,
  • 10:09 - 10:11
    verbringt sie all ihre Zeit
    damit, sich auszumalen,
  • 10:11 - 10:13
    wie die Welt sie wahrnimmt.
  • 10:13 - 10:17
    Sind meine Haare okay?
    Glänzt meine Stirn?
  • 10:17 - 10:19
    Stehe ich gerade?
    Ziehe ich den Bauch ein?
  • 10:19 - 10:22
    Lächle ich das richtige Lächeln?
    Machen die Jeans mich dick?
  • 10:22 - 10:25
    Habe ich Rettungsringe?
    Sind meine Arme schlank?
  • 10:25 - 10:27
    Sehe ich okay aus?
  • 10:27 - 10:29
    Sie hat die Vorstellung verinnerlicht,
  • 10:29 - 10:35
    dass ihr Körper ununterbrochen
    von anderen betrachtet und bewertet wird.
  • 10:35 - 10:38
    Darum behält sie ihn besser
    auch selbst im Auge.
  • 10:38 - 10:43
    Psychologen sagen, dass unsere
    kognitiven Ressourcen begrenzt sind.
  • 10:43 - 10:47
    Also, genau wie ich sehr zum Verdruss
    meiner Studierenden behaupte,
  • 10:47 - 10:51
    dass man nicht gleichzeitig auf
    Facebook sein und SMS schreiben
  • 10:51 - 10:54
    und dem Unterricht folgen kann,
    (Lachen)
  • 10:54 - 10:58
    kann man auch nicht ständig
    das eigene Aussehen überwachen
  • 10:58 - 11:01
    und mit der Außenwelt interagieren.
  • 11:01 - 11:04
    Das ist die schlimmste
    Folge des Schönheitswahns.
  • 11:04 - 11:07
    Wer Schönheitswahn hat, kann nicht
    mit der Welt interagieren,
  • 11:07 - 11:10
    weil zwischen einem selbst
    und der Welt ein Spiegel ist.
  • 11:10 - 11:13
    Dieser Spiegel kommt überall hin mit.
  • 11:13 - 11:16
    Es scheint unmöglich, ihn wegzulegen.
  • 11:16 - 11:20
    Schönheitswahn führt dazu, dass
    Frauen sich selbst zum Objekt machen,
  • 11:20 - 11:24
    dass kleine Mädchen einmal "sexy Dinger"
    sein wollen, wenn sie groß sind.
  • 11:24 - 11:28
    Letzten Herbst hielt ich einen Vortrag
    über Bilder aus den Medien.
  • 11:28 - 11:31
    Eine junge Frau aus dem Publikum fragte:
  • 11:31 - 11:33
    "Ist das nicht auch Macht?
  • 11:33 - 11:37
    Wenn Frauen in
    dieser Kultur wertvolle Dinge
  • 11:37 - 11:40
    im Austausch für Schönheit erhalten,
  • 11:40 - 11:42
    sollten wir das nicht positiv
    als eine Macht ansehen,
  • 11:42 - 11:45
    die ausschließlich Frauen
    zur Verfügung steht?"
  • 11:45 - 11:48
    Ich verstehe wirklich
    sehr gut, was sie sagen will.
  • 11:48 - 11:52
    Aber welche Macht, welche echte Macht
  • 11:52 - 11:55
    ist so vergänglich?
  • 11:55 - 11:57
    Welche Macht läuft ab, wann man 30 wird?
  • 11:57 - 12:00
    Oder vielleicht mit 40, falls man
    Glück hat oder berühmt ist.
  • 12:00 - 12:05
    Welche Macht steht in umgekehrtem
    Verhältnis zum Erwerb von Weisheit
  • 12:05 - 12:07
    und Lebenserfahrung?
  • 12:07 - 12:10
    Ich möchte an dieser Stelle wiederholen,
  • 12:10 - 12:13
    dass an Schönheit an sich
    nichts auszusetzen ist.
  • 12:13 - 12:16
    Unsere Gehirne sind höchst
    empfänglich für Schönheit.
  • 12:16 - 12:20
    Wir erkennen und verarbeiten sie
    in Sekundenbruchteilen.
  • 12:20 - 12:24
    Diesen Wunsch, schön zu sein,
    den Wunsch, begehrt zu werden,
  • 12:24 - 12:27
    den kann man nicht einfach
    im Gehirn abschalten.
  • 12:27 - 12:30
    Das Problem ist nicht
    der Wunsch, schön zu sein.
  • 12:30 - 12:35
    Es ist dann ein Problem, wenn junge
    Mädchen und Frauen nur das sein wollen.
  • 12:35 - 12:38
    Ich möchte, dass Mädchen
    und junge Frauen so sind
  • 12:38 - 12:43
    wie dieses Produkt:
    "Viel mehr als einfach bloß scharf"
  • 12:43 - 12:47
    Wie können wir also den Schönheitswahn
    in den Griff bekommen?
  • 12:47 - 12:49
    Hier sind ein paar Ideen:
  • 12:49 - 12:53
    Zunächst mal: Gebt weniger
    Geld für Schönheit aus.
  • 12:53 - 12:56
    Investiert lieber in haltbare Dinge,
  • 12:56 - 13:01
    Dinge, für die man im Alter
    nicht kämpfen muss.
  • 13:01 - 13:04
    Wenn solche Fernsehsendungen
    euch dazu bringen, euch mehr Gedanken
  • 13:04 - 13:06
    über euer Aussehen zu machen als zuvor,
  • 13:06 - 13:08
    dann seht sie euch nicht mehr an.
  • 13:08 - 13:12
    Wenn Zeitschriften euch zwanghaft
    einem Körperideal nacheifern lassen,
  • 13:12 - 13:16
    das die meisten Frauen niemals
    wirklich erreichen können,
  • 13:16 - 13:19
    hört auf, sie zu lesen.
  • 13:19 - 13:22
    Betrachtet eure Körper nicht
    als eine Ansammlung einzelner Teile,
  • 13:22 - 13:25
    die dazu da sind, von anderen
    betrachtet zu werden.
  • 13:25 - 13:28
    Stellt euch euren Körper als
    ein einheitliches Ganzes vor,
  • 13:28 - 13:31
    als euer Werkzeug, die Welt zu erkunden.
  • 13:31 - 13:34
    Sorgt euch nicht länger um
    den Umfang eurer Oberschenkel,
  • 13:34 - 13:37
    sondern stellt euch vor,
    wie stark sie sind.
  • 13:37 - 13:39
    Diese Beine ermöglichen es
    euch überhaupt erst,
  • 13:39 - 13:41
    durch die Welt zu laufen.
  • 13:41 - 13:46
    Hört auf, über eure Oberarme
    zu reden, als wären sie "krank".
  • 13:46 - 13:53
    Genau diese Arme lassen euch die Dinge
    greifen und nahe bringen, die ihr liebt.
  • 13:53 - 13:56
    Wie diese Anzeige gegen Magersucht sagt:
  • 13:56 - 13:59
    Verwandelt euch nicht für andere
    in eine Strichzeichnung.
  • 13:59 - 14:02
    Ihr könnt mehr sein als das.
    Oder das.
  • 14:02 - 14:05
    Denn eure Körper sind
    nicht zum Ansehen da,
  • 14:05 - 14:07
    sondern um Dinge zu tun.
  • 14:07 - 14:09
    Eine weitere Maßnahme könnte dies sein:
  • 14:09 - 14:14
    So wie manche Eltern die Zeit begrenzen,
    die ihre Kinder mit Fernsehen verbringen,
  • 14:14 - 14:17
    könntet ihr eure Zeit
    vor dem Spiegel beschränken.
  • 14:17 - 14:20
    Da es ja heute um die Zukunft geht,
  • 14:20 - 14:22
    hier noch eine Idee, wie Sie die Zukunft
  • 14:22 - 14:25
    in Bezug auf Schönheitswahn
    positiv beeinflussen können:
  • 14:25 - 14:28
    Hören Sie auf, kleinen Mädchen
    zu sagen, dass sie hübsch aussehen.
  • 14:28 - 14:30
    Also jedes Mal ...
  • 14:30 - 14:34
    Das klingt nicht sehr einleuchtend, oder?
    Sagen Sie ihnen nicht, sie wären hässlich!
  • 14:34 - 14:35
    (Lachen)
  • 14:35 - 14:37
    Tun Sie das auch nicht!
  • 14:37 - 14:40
    Sondern jedes Mal, wenn Sie
    einem kleinen Mädchen
  • 14:40 - 14:43
    ein Kompliment zu ihrem
    Äußeren machen wollen,
  • 14:43 - 14:49
    loben Sie stattdessen eine ihrer
    vielen anderen tollen Eigenschaften.
  • 14:49 - 14:52
    Brauchen Sie Hilfe?
    Hier sind ein paar Ideen:
  • 14:52 - 14:56
    Sie könnten bemerken, wenn sie klug ist
    oder fleißig oder großzügig
  • 14:56 - 14:59
    oder ausdauernd oder
    freundlich oder mutig.
  • 14:59 - 15:04
    Dadurch wird das System untergraben,
    das Mädchen beibringt,
  • 15:04 - 15:08
    der beste Weg zum Erfolg
    sei das Streben nach Schönheit.
  • 15:08 - 15:10
    Versuchen Sie, Töchter heranzuziehen,
  • 15:10 - 15:13
    die ihr Aussehen als
    Zugabe zu ihrem Charakter
  • 15:13 - 15:16
    und ihrer eigenen Arbeit betrachten.
  • 15:16 - 15:18
    Sie können diesen Dialog verändern.
  • 15:18 - 15:22
    Wir werden nie in einer Welt leben,
    in der Schönheit nichts bedeutet.
  • 15:22 - 15:25
    Unsere Gehirne sind nicht so gestrickt.
  • 15:25 - 15:28
    Aber wir können in einer Welt leben,
    in der Schönheit weniger wichtig ist
  • 15:28 - 15:32
    und diese anderen
    Eigenschaften mehr zählen.
  • 15:32 - 15:35
    Kleine Veränderungen in unserem Denken
  • 15:35 - 15:39
    und unserer Art zu reden und
    unserem Umgang miteinander
  • 15:39 - 15:42
    können den Weg in eine wahrhaft
    schönere Zukunft ebnen.
  • 15:42 - 15:44
    Dankeschön.
  • 15:44 - 15:46
    (Applaus)
Title:
Schönheitswahn als Massenerkrankung | Renee Engeln | TEDxUConn
Description:

Dieser Vortrag wurde bei einem nicht von den TED-Konferenzen ausgerichteten, örtlichen TEDx-Event gehalten.
Renee Engeln analysiert Schönheitswahn als Krankheit, die wie eine Epidemie auftritt. Sie macht Vorschläge, wie mit der Situation am besten umgegangen werden kann.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDxTalks
Duration:
15:47

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