Eine zeitgemäße Interpretation der asiatischen Miniaturmalerei (Shahzia Sikander)
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0:00 - 0:02SHAHZIA SIKANDER
IN „SPIRITUALITÄT“ -
0:02 - 0:04KUNST IM 21. JAHRHUNDERT
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0:28 - 0:31Dieser Prozess
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0:31 - 0:33der Miniaturmalerei ist einzigartig,
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0:33 - 0:36vor allem wegen des kleinen Maßstabs,
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0:36 - 0:39da dieser den Vorgang
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0:39 - 0:40kontrolliert.
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0:43 - 0:45Im Prinzip färbe ich das Papier,
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0:46 - 0:49und es muss
eine sehr regelmäßige Färbung sein. -
0:51 - 0:55Das geht langsam, und man muss sozusagen
die „Kante“ des Tees -
0:57 - 0:58fließen lassen,
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0:58 - 1:01und diese Kante kontinuierlich und
tropfend abwärts bewegen. -
1:05 - 1:06Das ist sehr meditativ,
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1:07 - 1:10und es hat etwas Familiäres,
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1:10 - 1:13wegen all den Jahren von Erfahrung.
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1:22 - 1:24Wenn ich eines gelernt habe,
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1:24 - 1:25ist es der Respekt vor Tradition
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1:25 - 1:27und vor der Geduld,
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1:27 - 1:33denn man kann gar nichts
beim Malen erreichen, -
1:33 - 1:34ohne sich dabei Zeit zu nehmen.
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1:34 - 1:35Zeit ist entscheidend.
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1:36 - 1:41Ich kann also keine Ausstellung innerhalb
eines Jahres vorbereiten. -
1:41 - 1:43Ich brauche drei bis vier Jahre.
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2:04 - 2:10Miniaturmalerei kommt von
der Illustration, der Manuskriptmalerei. -
2:10 - 2:12Es ist eine alte Kunstform.
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2:14 - 2:18Diese ganze seltsam aufgestapelte,
angehäufte Perspektive, Innenräume, -
2:18 - 2:22und dann die Andeutung
von Fenstern und Türen, -
2:22 - 2:24die die spirituelle Welt andeuten,
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2:25 - 2:26mit einer Anspielung auf Perfektion.
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2:32 - 2:36Diese juwelenhafte Transluzenz,
die dabei entsteht -
2:36 - 2:39gibt es nur
wegen deiner eigenen Disziplin. -
2:42 - 2:44Es braucht sehr viele Schichten,
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2:44 - 2:48mindestens 10 bis 20 Schichten
unterschiedlicher Farben, -
2:49 - 2:50um das aufzubauen.
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2:50 - 2:55Und du musst sehr vorsichtig sein,
denn wenn dein Pinsel zu nass ist, -
2:55 - 2:58dann entfernst du
die vorherigen Pigmentschichten, -
2:59 - 3:00da sie nicht versiegelt sind.
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3:02 - 3:03Es ist eben nur Übung.
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3:04 - 3:07Manchmal, wenn ich aus der Übung bin,
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3:07 - 3:11dann sind zehn Jahre Erfahrung
bedeutungslos. -
3:19 - 3:22Während meines Studiums in Pakistan
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3:22 - 3:23mussten wir immer
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3:24 - 3:25auf dem Boden sitzen,
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3:27 - 3:28auf weißen Laken,
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3:28 - 3:31und die Schuhe mussten draußen bleiben.
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3:31 - 3:35Alles war sehr präzise und sehr sauber
und sehr minimalistisch, -
3:37 - 3:37Und ...
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3:38 - 3:41... man hat seine Arbeit gemacht
und dabei die Augen trainiert. -
3:41 - 3:42Dabei hielt man seine Arbeit
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3:43 - 3:46mindestens 30 cm von den Augen entfernt.
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3:46 - 3:47Es war sehr methodisch
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3:47 - 3:50und zudem auch sehr ritualistisch.
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4:13 - 4:17Ich denke,
die Miniaturmalerei zu erlernen -
4:17 - 4:19war für mich einfach nur Malen!
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4:19 - 4:23Ich habe dabei verstanden,
was der Sinn des Malens ist. -
4:23 - 4:27Ich arbeite eben nicht auf Leinwand,
sondern auf Papier -
4:27 - 4:28mit bestimmten Materialien.
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4:29 - 4:32Aber es ging genauso
um Oberfläche, Palette, Form, -
4:33 - 4:35Komposition, Stilisierung.
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4:37 - 4:37Und ...
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4:38 - 4:40... die Selbstdarstellung
kam später. -
4:40 - 4:42WIR VERTRAUEN AUF GOTT
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4:43 - 4:45WER IST HIER VERSCHLEIERT?
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5:03 - 5:06Der Großteil meiner Arbeit
ist sehr persönlich, -
5:06 - 5:08und entsteht aus der Erinnerung.
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5:10 - 5:13Sieh dir diese spezielle Umrandung an.
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5:13 - 5:15Man nennt das „auf der Schrift reiten“.
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5:15 - 5:16Und ...
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5:16 - 5:21... hier wird Text sozusagen zu Pferden,
da eine Bewegung angedeutet wird, -
5:21 - 5:26und dieser Aspekt basiert
auf meiner Erfahrung, den Koran zu lesen. -
5:27 - 5:31Allerdings las ich den ohne Verständnis,
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5:31 - 5:32da ich ein Kind war.
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5:32 - 5:35Ich konnte zwar arabisch lesen,
aber nicht verstehen. -
5:35 - 5:37Und woran ich mich erinnere,
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5:37 - 5:40ist diese großartig visuelle Erinnerung,
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5:40 - 5:45bei der die Schönheit
des geschriebenen Wortes -
5:45 - 5:46alles andere verdrängt.
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5:49 - 5:51Das hat zwar eine Bedeutung,
aber es geht dabei eher -
5:51 - 5:53um die Fähigkeit des Textes,
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5:53 - 5:55dich zu einer anderen Ebene zu führen.
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6:04 - 6:07Mein Grundanliegen an der Miniaturmalerei
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6:07 - 6:10war der Bruch der Tradition,
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6:10 - 6:12mit ihr zu experimentieren
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6:12 - 6:15und neue Bedeutung zu finden
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6:15 - 6:17und ihre Relevanz zu hinterfragen.
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6:23 - 6:27Am Anfang meiner Arbeit, egal wie groß,
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6:27 - 6:29steht eine simple Zeichnung,
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6:29 - 6:32die ich auf Transparentpapier anfertige.
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6:37 - 6:41Viele der Abbildungen in meinen Werken
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6:41 - 6:45gibt es wegen meines Interesses daran,
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6:47 - 6:50Hindu- und Muslimkonzepte
miteinander zu verschmelzen. -
6:53 - 6:56Da ich als Muslima
in Pakistan aufgewachsen bin, -
6:56 - 6:59wusste ich nicht besonders viel
von Hindu-Mythologie, -
7:00 - 7:03und als ich hierherkam, fiel mir auf,
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7:03 - 7:06dass diese Dinge mich sehr interessierten.
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7:16 - 7:20Dann habe ich mir
die Idee der Hindu-Göttin angesehen. -
7:20 - 7:23Es war egal wie viele Hände sie hatte.
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7:23 - 7:26Die Idee eines Frauenkörpers
mit vielen Händen war zwar wichtig, -
7:26 - 7:30aber die Göttin hatte doch schon
ein sehr spezifisches Gesicht, -
7:30 - 7:31und hier
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7:31 - 7:34ließ ich das Gesicht weg,
und ersetzte es mit einer Kopfbedeckung, -
7:34 - 7:39wie einem Schleier,
und nun ist sie eben verschleiert, -
7:41 - 7:43was nicht als abwertend auf
ihr Gesicht zu verstehen ist. -
7:47 - 7:50In dem Moment, wo du den Schleier
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7:50 - 7:51mit einbringst,
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7:51 - 7:55verbindet dich das
mit einer Muslim-Identität, -
7:55 - 7:57oder einer weiblichen Identität,
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7:57 - 8:00und das sind die Probleme,
die du bewältigst, -
8:00 - 8:04denn man assoziiert den Islam heute
mit Terrorismus -
8:04 - 8:06oder mit der Unterdrückung von Frauen.
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8:07 - 8:11Kulturell habe ich etwas anderes erlebt.
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8:13 - 8:16Meine Großeltern und meine Eltern
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8:16 - 8:18waren progressiv.
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8:19 - 8:24Mein Großvater wollte Erfolg für Frauen.
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8:25 - 8:25und jeder,
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8:26 - 8:29alle Mädchen in der Familie
haben was aus ihrem Leben gemacht. -
8:31 - 8:35Ich wollte nicht,
dass sie am Kunst studiert, -
8:35 - 8:37sondern eher Architektur,
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8:37 - 8:38da das Aussichten hat.
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8:38 - 8:41Und, als sie sagte, ...
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8:42 - 8:44... „bildende Kunst“, dachte ich,
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8:44 - 8:47da hängst du bestenfalls
ein paar Bilder zu Hause auf, -
8:47 - 8:50als ob das eine Zukunft hat!
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8:51 - 8:54- Das ist gemein!
- Ich war eben skeptisch! -
9:06 - 9:11Diese Art von Arbeit war
das genaue Gegenteil von Miniaturmalerei. -
9:21 - 9:25Diese spezielle Installation ist
wesentlich spontaner, -
9:25 - 9:27und es ist immer eine Herausforderung,
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9:27 - 9:30denn man muss schnell
Entscheidungen treffen. -
9:33 - 9:36Da muss mein ganzer Körper ran.
Ich arbeite sozusagen -
9:36 - 9:38in der Galerie.
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9:38 - 9:40Ich klettere auf die Leiter.
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9:40 - 9:43Und ich male, und am Ende wird was draus,
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9:43 - 9:47so nach vier oder fünf Tagen.
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9:47 - 9:50Da wird so eine gewisse Energie frei.
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9:53 - 9:56Ich gönne mir kaum Pausen,
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9:56 - 9:59wenn ich mehrere Bilder
übereinander hänge. -
10:03 - 10:07Es gibt keine Absicht etwas zu verstecken.
Alles ist sehr gut zu sehen. -
10:07 - 10:08Das Papier ist transparent.
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10:08 - 10:10Es gleitet. Es bewegt sich.
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10:13 - 10:14Die Idee dabei
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10:14 - 10:18ist die Beziehung
zwischen Verschleierung und Entblößung. -
10:26 - 10:30Ich mache ständig Fotos,
mache Skizzen oder Notizen, -
10:31 - 10:33und die hab ich immer dabei,
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10:33 - 10:35wo auch immer ich hingehe.
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10:37 - 10:40Ich habe noch so viele Sachen
aus Pakistan -
10:40 - 10:43und so viel aus Texas,
und dann, -
10:43 - 10:45jedesmal wenn ich anfange zu arbeiten,
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10:46 - 10:48wird das alles wieder ausgepackt.
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10:55 - 10:58Für mich sind das immer
diese göttlichen Kreisläufe. -
10:58 - 11:00Weißt du, da erlebst du etwas
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11:00 - 11:02und fängst immer wieder neu damit an.
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11:12 - 11:16Bei meinen groß angelegten Wandbildern
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11:16 - 11:19komme ich immer wieder
zur Miniaturmalerei zurück. -
11:25 - 11:28Ich kann die Miniaturen
für eine Weile hassen, -
11:28 - 11:32da sie mich
aus verschiedenen Gründen frustrieren. -
11:32 - 11:34Man macht so etwas Aufwändiges,
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11:35 - 11:37wo man Jahre dafür braucht,
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11:37 - 11:40und dann denke ich,
„Warum mache ich das überhaupt?“ -
11:40 - 11:43Dann mach' ich erstmal was anderes,
und mach später damit weiter. -
11:44 - 11:48Vielleicht ist es die Tatsache
es einfach nur zu tun, -
11:50 - 11:54die mir einen gewissen Frieden bereitet.
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12:27 - 12:29SPIRITUALITÄT
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12:39 - 12:41Um ein Set von zwei Videokassetten
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12:41 - 12:44zur Sendung zu bestellen,
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12:44 - 12:46oder für das Begleitbuch zur Sendung
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12:46 - 12:48rufen sie PBS Home Video an.
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12:48 - 12:50(amerikanische Telefon-Nummer)
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12:54 - 12:58Um mehr über
„Kunst im 21. Jahrhundert“ zu erfahren, -
12:58 - 13:00und für das kostenlose Lehrerhandbuch
als Download, -
13:00 - 13:02besuchen sie die Website
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13:02 - 13:04auf pbs.org
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13:07 - 13:09DANKE
- Title:
- Eine zeitgemäße Interpretation der asiatischen Miniaturmalerei (Shahzia Sikander)
- Description:
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Art21 präsentiert einen Ausschnitt mit Shahzia Sikander aus der Episode „Spirituality“ der ersten Staffel der Serie „Art in the Twenty-First Century“.
„Spirituality“ hatte seine Premiere im September 2001 auf PBS.
- Video Language:
- English
- Team:
- Art21
- Project:
- "Art in the Twenty-First Century" broadcast series
- Duration:
- 13:28
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