< Return to Video

Béatrice Coron: Aus Papier geschnittene Geschichten

  • 0:03 - 0:09
    (Applaus)
  • 0:17 - 0:21
    (Applaus)
  • 0:27 - 0:30
    Ich bin Papierschnittkünstlerin.
  • 0:30 - 0:32
    (Lachen)
  • 0:32 - 0:35
    Ich schneide Geschichten aus.
  • 0:35 - 0:38
    Meine Vorgehensweise ist sehr einfach.
  • 0:38 - 0:40
    Ich nehme ein Stück Papier,
  • 0:40 - 0:43
    ich stelle mir meine Geschichte vor,
  • 0:43 - 0:46
    manchmal mache ich eine Skizze, manchmal nicht.
  • 0:46 - 0:48
    Und weil mein Bild
  • 0:48 - 0:51
    schon im Papier steckt,
  • 0:51 - 0:53
    muss ich nur das wegnehmen,
  • 0:53 - 0:56
    was nicht zu der Geschichte gehört.
  • 0:56 - 0:59
    Ich kam nicht direkt
  • 0:59 - 1:01
    zum Papierschnitt.
  • 1:01 - 1:03
    Eigentlich,
  • 1:03 - 1:05
    sehe ich das eher als eine Spirale.
  • 1:05 - 1:07
    Ich wurde nicht
  • 1:07 - 1:10
    mit einer Klinge in der Hand geboren.
  • 1:10 - 1:13
    Und ich erinnere mich nicht daran, als Kind Papier geschnitten zu haben.
  • 1:13 - 1:15
    Als Teenager
  • 1:15 - 1:17
    habe ich skizziert, gezeichnet,
  • 1:17 - 1:19
    und wollte eine Künstlerin sein.
  • 1:19 - 1:23
    Aber ich war auch ein Rebellin.
  • 1:23 - 1:25
    So liess ich alles hinter mir
  • 1:25 - 1:29
    und begann eine lange Reihe von Arbeiten.
  • 1:29 - 1:31
    Unter anderem
  • 1:31 - 1:34
    war ich Schäferin,
  • 1:34 - 1:36
    Lastwagenfahrerin,
  • 1:36 - 1:38
    Fabrikarbeiterin,
  • 1:38 - 1:40
    Putzfrau.
  • 1:40 - 1:42
    Ich arbeitete in der Tourismusbranche ein Jahr lang
  • 1:42 - 1:44
    in Mexiko,
  • 1:44 - 1:47
    ein Jahr lang in Ägypten.
  • 1:47 - 1:49
    Zwei Jahre lang war ich
  • 1:49 - 1:51
    in Taiwan.
  • 1:51 - 1:53
    Und dann liess ich mich in New York nieder
  • 1:53 - 1:55
    und dort wurde ich Reiseleiterin.
  • 1:55 - 1:58
    Und ich arbeitete weiter als Reiseleterin,
  • 1:58 - 2:00
    reiste hin und her
  • 2:00 - 2:03
    in China, Tibet und Zentralasien.
  • 2:03 - 2:06
    Natürlich dauerte das, ich war fast 40,
  • 2:06 - 2:08
    und ich beschloss,
  • 2:08 - 2:11
    dass es an der Zeit ist als Künstlerin anzufangen.
  • 2:12 - 2:17
    (Applaus)
  • 2:17 - 2:19
    Ich wählte den Papierschnitt,
  • 2:19 - 2:21
    weil Papier billig ist,
  • 2:21 - 2:23
    leicht ist,
  • 2:23 - 2:25
    und man es auf viele
  • 2:25 - 2:27
    Arten nutzen kann.
  • 2:27 - 2:31
    Und ich wählte die Sprache der Silhouette,
  • 2:31 - 2:34
    da sie graphisch sehr effizient ist.
  • 2:34 - 2:40
    Und sie kommt auch aufs Wesentliche der Dinge.
  • 2:40 - 2:42
    Also das Wort "Silhouette"
  • 2:42 - 2:45
    kommt von einem Finanzminister,
  • 2:45 - 2:48
    Etienne de Silhouette.
  • 2:48 - 2:52
    Und der kürzte so viele Budgets,
  • 2:52 - 2:54
    dass Leute sagten, sie könnten sich
  • 2:54 - 2:56
    keine Gemälde mehr leisten,
  • 2:56 - 2:58
    sie müssten ihr Portrait nun
  • 2:58 - 3:00
    "a la silhouette" machen.
  • 3:00 - 3:02
    (Lachen)
  • 3:02 - 3:08
    Ich machte also Reihen von Bildern, Schnitten,
  • 3:08 - 3:13
    und fügte sie in Portfolios zusammen.
  • 3:13 - 3:15
    Und man sagte mir --
  • 3:15 - 3:18
    wie diese 36 Ansichten des Empire State Building --
  • 3:18 - 3:22
    man sagte mir, "Sie machen Künstlerbücher."
  • 3:22 - 3:25
    Es gibt viele Definitionen des Künstlerbuches.
  • 3:25 - 3:28
    Das Künstlerbuch hat viele verschiedene Formen.
  • 3:28 - 3:30
    Für mich,
  • 3:30 - 3:32
    sind das faszinierende Objekte
  • 3:32 - 3:35
    um eine Geschichte bildhaft zu erzählen.
  • 3:35 - 3:37
    Sie können mit Worten sein
  • 3:37 - 3:40
    oder ohne Worte.
  • 3:40 - 3:42
    Und ich interressiere mich leidenschaftlich
  • 3:42 - 3:45
    für Bilder und Worte.
  • 3:45 - 3:47
    Ich liebe Wortspiele,
  • 3:47 - 3:50
    und das Verhältnis zum Unterbewussten.
  • 3:50 - 3:53
    Ich liebe die Eigenartigkeiten der Sprachen.
  • 3:53 - 3:55
    Und überall wo ich lebte, lernte ich auch die Sprachen,
  • 3:55 - 3:57
    aber ich beherrschte sie nie völlig.
  • 3:57 - 3:59
    So halte ich immer Ausschau
  • 3:59 - 4:01
    nach verwandten Wörtern, falschen Freunden,
  • 4:01 - 4:04
    oder identischen Wörtern in unterschiedlichen Sprachen.
  • 4:04 - 4:07
    Wie Sie wohl schon vermuteten, ist meine Muttersprache Französisch.
  • 4:07 - 4:11
    Und jeden Tag benutze ich Englisch.
  • 4:11 - 4:13
    So machte ich eine Reihe von Arbeiten
  • 4:13 - 4:16
    mit identischen Wörtern
  • 4:16 - 4:19
    auf Französisch und Englisch.
  • 4:19 - 4:21
    Eine dieser Arbeiten
  • 4:21 - 4:23
    ist die "Spelling Spider." ("Buchstabier-Spinne")
  • 4:23 - 4:25
    Die Spelling Spider
  • 4:25 - 4:28
    ist eine Kusine der Spelling Bee. (Buchstabierwettbewerb / "Buchstabier-Biene")
  • 4:28 - 4:30
    (Lachen)
  • 4:30 - 4:33
    Aber sie ist viel enger mit dem Netz verbunden.
  • 4:33 - 4:35
    (Lachen)
  • 4:35 - 4:37
    Und diese Spinne
  • 4:37 - 4:40
    spinnt ein zweisprachiges Alphabet.
  • 4:40 - 4:44
    Man kann "architecture active" lesen
  • 4:44 - 4:47
    oder "active architecture."
  • 4:47 - 4:50
    Diese Spinne geht das ganze Alphabet durch
  • 4:50 - 4:54
    mit identischen Adjektiven und Substantiven.
  • 4:54 - 4:57
    Falls man eine der Sprachen nicht kann,
  • 4:57 - 5:00
    lernt man sofort.
  • 5:01 - 5:04
    Und eine uralte Form des Buches
  • 5:04 - 5:06
    ist die Schriftrolle.
  • 5:06 - 5:09
    Schriftrollen sind sehr praktisch,
  • 5:09 - 5:12
    weil man ein sehr grosses Bildnis
  • 5:12 - 5:15
    auf einem sehr kleinen Tisch herstellen kann.
  • 5:16 - 5:20
    Eine unvorhergesehene Konsequenz davon ist,
  • 5:20 - 5:25
    dass man immer nur einen Teil seines Bildes sieht,
  • 5:25 - 5:29
    und das führt zu einer sehr freien Bauweise.
  • 5:29 - 5:33
    Und ich mache all diese Arten von Fenstern.
  • 5:33 - 5:36
    Es ist ein Blick über die Oberfläche hinaus.
  • 5:36 - 5:38
    Es ist ein Blick
  • 5:38 - 5:40
    auf unterschiedliche Welten.
  • 5:40 - 5:42
    Und sehr häufig war ich ein Aussenseiter.
  • 5:42 - 5:45
    Und so will ich sehen, wie die Dinge funktionieren,
  • 5:45 - 5:47
    und was passiert.
  • 5:47 - 5:49
    Daher ist jedes Fenster
  • 5:49 - 5:51
    ein Bild
  • 5:51 - 5:53
    und ist eine Welt,
  • 5:53 - 5:55
    die ich häufig wieder besuche.
  • 5:55 - 5:57
    Und ich besuche diese Welt wieder,
  • 5:57 - 5:59
    und denke nach über das Bild
  • 5:59 - 6:02
    oder Klischee dessen, was wir tun wollen,
  • 6:02 - 6:04
    und über die Worte, die umgangssprachlichen Ausdrücke,
  • 6:04 - 6:07
    die in unseren Rewendungen sind.
  • 6:07 - 6:10
    Alles ist was wäre wenn.
  • 6:10 - 6:15
    Wie wäre es, wenn wir in Ballonhäusern leben würden?
  • 6:15 - 6:19
    Das wäre eine sehr erhebende Welt.
  • 6:19 - 6:24
    Und wir hinterliessen einen sehr geringen Fussabdruck auf dem Planeten.
  • 6:24 - 6:27
    Es würde so leicht sein.
  • 6:27 - 6:32
    Manchmal schaue ich von Innen heraus,
  • 6:32 - 6:34
    wie EgoCentriCity ("Egocentrik-Stadt")
  • 6:34 - 6:37
    und die inneren Kreise.
  • 6:37 - 6:40
    Manchmal ist mein Blickwinkel global,
  • 6:40 - 6:43
    um unsere gemeinsamen Wurzeln zu sehen,
  • 6:43 - 6:47
    und wie wir die nutzen können, um Träume zu fangen.
  • 6:47 - 6:49
    Und wir können die auch
  • 6:49 - 6:51
    als Sicherheitsnetz nutzen.
  • 6:51 - 6:54
    Und meine Inspirationen
  • 6:54 - 6:57
    sind sehr eklektisch.
  • 6:58 - 7:01
    Alles was ich lese beeinflusst mich,
  • 7:01 - 7:04
    alles was ich sehe.
  • 7:04 - 7:07
    Ich habe einige Geschichten die humorvoll sind,
  • 7:07 - 7:10
    wie "Dead Beats." ("Tote Beats")
  • 7:10 - 7:12
    (Lachen)
  • 7:13 - 7:15
    Andere sind historisch.
  • 7:15 - 7:17
    Hier ist "CandyCity." ("Süssigkeiten-Stadt")
  • 7:17 - 7:19
    Das ist eine nicht beschönigte / überzuckerte
  • 7:19 - 7:21
    Geschichte des Zuckers.
  • 7:21 - 7:24
    Sie geht vom Sklavenhandel
  • 7:24 - 7:27
    bis zum Mehrverbrauch von Zucker,
  • 7:27 - 7:31
    mit einigen süssen Momenten dazwischen.
  • 7:31 - 7:34
    Und manchmal habe ich eine emotionale Reaktion auf Nachrichten,
  • 7:34 - 7:38
    so wie das Erdbeben in Haiti 2010.
  • 7:40 - 7:43
    Manchmal sind es nicht einmal meine Geschichten.
  • 7:43 - 7:45
    Leute erzählen mir ihr Leben,
  • 7:45 - 7:48
    ihre Erinnerungen, ihre Sehnsüchte,
  • 7:48 - 7:51
    und ich schaffe eine Gedächtnislandkarte.
  • 7:51 - 7:54
    Ich setze ihre Geschichte um
  • 7:54 - 7:57
    in einen Ort, an den sie zurückgehen können,
  • 7:57 - 8:01
    um ihr Leben und dessen Möglichkeiten zu betrachten.
  • 8:01 - 8:05
    Ich nenne dies Freudsche Städte.
  • 8:05 - 8:07
    Ich kann nicht für all meine Bilder sprechen,
  • 8:07 - 8:11
    also gehe ich einige meiner Welten durch
  • 8:11 - 8:13
    nur mit den Titeln.
  • 8:13 - 8:16
    "ModiCity."
  • 8:17 - 8:20
    "ElectriCity." ("Elektrizitäts-Stadt")
  • 8:22 - 8:26
    "MAD Growth on Columbus Circle." ("Wildes Wachstum am Columbus Circle")
  • 8:30 - 8:33
    "ReefCity." ("Riff-Stadt")
  • 8:34 - 8:38
    "A Web of Time." ("Ein Netz der Zeit")
  • 8:40 - 8:43
    "Chaos City." ("Chaos-Stadt")
  • 8:45 - 8:48
    "Daily Battles." ("Tägliche Kämpfe")
  • 8:50 - 8:52
    "FeliCity." ("Glücks-Stadt")
  • 8:54 - 8:57
    "Floating Islands." ("Schwebende Inseln")
  • 8:58 - 9:00
    Und einmal musste ich dann
  • 9:00 - 9:03
    "The Whole NIne Yards" machen. ("Die ganzen 9 Yard / Alles Drum und Dran")
  • 9:03 - 9:06
    Das ist wirklich ein 9 Yard langer Papierschnitt.
  • 9:06 - 9:08
    (Lachen)
  • 9:08 - 9:10
    Im Leben und im Papierschnitt
  • 9:10 - 9:12
    ist alles verbunden.
  • 9:12 - 9:15
    Eine Geschichte führt zur anderen.
  • 9:15 - 9:17
    Ich interessierte mich auch
  • 9:17 - 9:19
    für das Physische dieses Formats,
  • 9:19 - 9:22
    da man um es zu sehen gehen muss.
  • 9:22 - 9:24
    Und parallel zu meinem Schneiden
  • 9:24 - 9:26
    ist mein Laufen.
  • 9:26 - 9:28
    Ich begann mit kleinen Bildern,
  • 9:28 - 9:30
    ich begann mit wenigen Meilen.
  • 9:30 - 9:33
    Grössere Bilder, ich begann Marathon zu laufen.
  • 9:33 - 9:36
    Dann lief ich 50 Kilometer, dann 60 Kilometer.
  • 9:36 - 9:41
    Dann lief ich 50 Meilen -- Ultramarathon.
  • 9:41 - 9:44
    Und ich habe immernoch Lust aufs Laufen,
  • 9:44 - 9:46
    es ist einfach Training dafür
  • 9:46 - 9:49
    ein Papierschneider auf der langen Distanz zu werden.
  • 9:49 - 9:51
    (Lachen)
  • 9:51 - 9:55
    Das Laufen gibt mir eine Menge Energie.
  • 9:55 - 9:58
    Dies ist ein dreiwöchiger Papierschnitt-Marathon
  • 9:58 - 10:01
    am Museum of Art and Design
  • 10:01 - 10:03
    in New York City.
  • 10:03 - 10:07
    Das Resultat ist "Höllen und Himmel."
  • 10:07 - 10:10
    Es sind zwei Elemente, knapp 4 Meter hoch.
  • 10:10 - 10:13
    Sie wurden im Museum auf zwei Etagen installiert,
  • 10:13 - 10:15
    aber eigentlich ist es ein durchgehendes Bild.
  • 10:15 - 10:18
    Und ich nannte es "Höllen und Himmel"
  • 10:18 - 10:22
    weil es tägliche Höllen und tägliche Himmel sind.
  • 10:22 - 10:24
    Dazwischen ist keine Grenze.
  • 10:24 - 10:26
    Einige Leute werden in Höllen geboren
  • 10:26 - 10:29
    und allen Widrigkeiten zum Trotz schaffen sie es in den Himmel.
  • 10:29 - 10:31
    Andere Leute machen den umgekehrten Weg.
  • 10:31 - 10:33
    Das ist die Grenze.
  • 10:33 - 10:35
    In den Höllen gibt es ausbeuterische Betriebe.
  • 10:35 - 10:38
    Im Himmel mieten sich Leute ihre Flügel.
  • 10:38 - 10:41
    Und dann sind da all die individuellen Geschichten,
  • 10:41 - 10:45
    machmal mit den gleichen Handlungen,
  • 10:45 - 10:50
    und das Resultat bringt einen in Höllen oder Himmeln.
  • 10:50 - 10:52
    Also das ganze "Höllen und HImmel"
  • 10:52 - 10:55
    handelt von Willensfreiheit
  • 10:55 - 10:57
    und Determinismus.
  • 10:57 - 10:59
    Und beim Papierschnitt
  • 10:59 - 11:03
    ist die Zeichnung auch die eigentliche Struktur.
  • 11:03 - 11:06
    Man kann es also von der Wand nehmen.
  • 11:07 - 11:10
    Dies ist eine Künstlerbuch-Installation
  • 11:10 - 11:13
    namens "Identity Project." ("Identitätsprojekt")
  • 11:13 - 11:17
    Die Identitäten sind nicht autobiographisch.
  • 11:17 - 11:21
    Es sind unsere gesellschaftlichen Identitäten.
  • 11:21 - 11:23
    Und dann kann man hinter sie treten
  • 11:23 - 11:25
    und sie anprobieren.
  • 11:25 - 11:27
    Es ist wie die unterschiedlichen Schichten
  • 11:27 - 11:29
    aus denen wir gemacht sind,
  • 11:29 - 11:31
    und was wir der Welt als unsere
  • 11:31 - 11:33
    Identität präsentieren.
  • 11:33 - 11:36
    Das ist ein anderes Künstlerbuchprojekt.
  • 11:36 - 11:40
    In dem Bild sind gleich zwei davon.
  • 11:40 - 11:42
    Das eine trage ich
  • 11:42 - 11:44
    und eins ist ausgestellt
  • 11:44 - 11:46
    im Center for Books Arts in New York City.
  • 11:46 - 11:48
    Warum nenne ich das ein Buch?
  • 11:48 - 11:50
    Es heisst "Fashion Statement,"
  • 11:50 - 11:52
    und darauf sind Zitate über Mode
  • 11:52 - 11:54
    und die kann man lesen,
  • 11:54 - 11:56
    ausserdem
  • 11:56 - 11:59
    ist die Definition des Künstlerbuches
  • 11:59 - 12:02
    sehr weit gefasst.
  • 12:02 - 12:04
    Also Künstlerbücher, die nimmt man von der Wand.
  • 12:04 - 12:06
    Man nimmt sie mit auf einen Spaziergang.
  • 12:06 - 12:09
    Man kann sie auch als Kunst im öffentlichen Raum installieren.
  • 12:09 - 12:12
    Das hier ist in Scottsdale, Arizona,
  • 12:12 - 12:15
    und es heisst "Floating Memories." ("Schwebende Erinnerungen")
  • 12:15 - 12:18
    Es sind lokale Erinnerungen
  • 12:18 - 12:21
    und der Wind bewegt sie zufällig.
  • 12:23 - 12:25
    Ich liebe Kunst in öffentlichen Räumen.
  • 12:25 - 12:28
    Und sehr lange Zeit,
  • 12:28 - 12:30
    habe ich an Wettbewerben teilgenommen.
  • 12:30 - 12:33
    Nach acht Jahren voller Ablehnungen,
  • 12:33 - 12:36
    war ich begeistert über meinen ersten Auftrag
  • 12:36 - 12:39
    für Percent for Art in New York City.
  • 12:39 - 12:42
    Das war für eine Wache
  • 12:42 - 12:45
    von Rettungsleuten und Feuerwehr.
  • 12:45 - 12:48
    Ich machte ein Künstlerbuch
  • 12:48 - 12:50
    aus Edelstahl
  • 12:50 - 12:52
    anstatt aus Papier.
  • 12:52 - 12:56
    Ich nannte es "Working in the Same Direction." ("In der selben Richtung arbeiten")
  • 12:56 - 12:58
    Und ich fügte auf beiden Seiten Wetterfahnen hinzu,
  • 12:58 - 13:02
    um zu zeigen, dass sie alle Richtungen abdecken.
  • 13:02 - 13:04
    Für Kunst in öffentlichen Räumen
  • 13:04 - 13:07
    konnte ich auch Glas schneiden.
  • 13:07 - 13:10
    Das hier ist Glass in der Bronx.
  • 13:10 - 13:12
    Und jedes Mal wenn ich Kunst für öffentliche Räume mache,
  • 13:12 - 13:14
    will ich etwas machen, das für den Platz
  • 13:14 - 13:16
    an dem es installiert ist wirklich relevant ist.
  • 13:16 - 13:18
    Also bei der U-Bahn in New York
  • 13:18 - 13:21
    sah ich einen Zusammenhang
  • 13:21 - 13:24
    zwischen dem Fahren in der U-Bahn
  • 13:24 - 13:26
    und dem Lesen.
  • 13:26 - 13:29
    Es geht ums Reisen in der Zeit, ums pünkliche Reisen.
  • 13:29 - 13:31
    Und um Literatur der Bronx,
  • 13:31 - 13:33
    es geht um Schriftsteller aus der Bronx
  • 13:33 - 13:35
    und ihre Geschichten.
  • 13:37 - 13:39
    Ein anderes Glasprojekt
  • 13:39 - 13:41
    ist in einer öffentlichen Bibliothek
  • 13:41 - 13:44
    in San Jose, Kalifornien.
  • 13:44 - 13:47
    Ich machte eine pflanzliche Betrachtungsweise
  • 13:47 - 13:49
    des Wachstums von San Jose.
  • 13:49 - 13:51
    Ich begann im Zentrum
  • 13:51 - 13:53
    mit der Eichel,
  • 13:53 - 13:57
    für die Zivilisation der Ohlone Indianer.
  • 13:57 - 13:59
    Dann sind da Früchte aus Europa
  • 13:59 - 14:01
    für die Rancher.
  • 14:01 - 14:04
    Und dann sind da Früchte aller Welt für das Silicon Valley heute.
  • 14:04 - 14:06
    Und das wächst noch immer.
  • 14:06 - 14:09
    Also die Technik, das ist geschnittenes,
  • 14:09 - 14:11
    sandgestrahltes, geätztes,
  • 14:11 - 14:15
    und bedrucktes Glas in der Glasarchitektur.
  • 14:15 - 14:17
    Und ausserhalb der Bibliothek
  • 14:17 - 14:21
    wollte ich einen Platz schaffen um den Geist zu kultivieren.
  • 14:21 - 14:24
    Ich nahm Material aus der Bibliothek,
  • 14:24 - 14:27
    das im Titel Früchte hat,
  • 14:27 - 14:30
    und benutzte das um einen Obstgartenweg anzulegen
  • 14:30 - 14:32
    mit diesen Früchten des Wissens.
  • 14:32 - 14:35
    Ich pflanzte auch einen Bibliotheksbaum.
  • 14:35 - 14:37
    Das ist ein Baum
  • 14:37 - 14:40
    und in dessen Stamm sind die Wurzeln von Sprachen.
  • 14:40 - 14:44
    Und es geht um internationale Schriftarten.
  • 14:44 - 14:46
    Und an den Ästen
  • 14:46 - 14:49
    wächst Material aus der Bibliothek.
  • 14:50 - 14:53
    Man kann auch sowohl Funktion als auch Form
  • 14:53 - 14:55
    bei Kunst in öffentlichen Räumen haben.
  • 14:55 - 14:57
    In Aurora, Colorado, ist das eine Bank.
  • 14:57 - 15:00
    Aber bei der Bank gibt es noch ein Extra.
  • 15:00 - 15:03
    Wenn man im Sommer in kurzen Hosen lange darauf sitzt,
  • 15:03 - 15:05
    hat man wenn man weggeht
  • 15:05 - 15:08
    einen vorübergehenden Abdruck
  • 15:08 - 15:10
    der Bildelemente auf den Schenkeln.
  • 15:10 - 15:13
    (Lachen)
  • 15:15 - 15:17
    Eine andere funktionelle Arbeit
  • 15:17 - 15:19
    ist für eine U-Bahnstation
  • 15:19 - 15:21
    auf der Südseite von Chicago.
  • 15:21 - 15:25
    Dies heisst "Seeds of the Future are Planted Today" ("Samen der Zukunft werden heute gepflanzt").
  • 15:25 - 15:28
    Es ist eine Geschichte über Veränderung
  • 15:28 - 15:30
    und Verbindungen.
  • 15:30 - 15:32
    Es wird genutzt als Absperrung
  • 15:32 - 15:35
    die Schienen und Fahrgäste schützt,
  • 15:35 - 15:38
    und verhindert, dass Sachen auf die Schienen fallen.
  • 15:38 - 15:41
    Die Möglichkeit Zäune
  • 15:41 - 15:44
    und Fenstergitter zu Blumen zu machen
  • 15:44 - 15:46
    ist traumhaft.
  • 15:46 - 15:49
    Und hier habe ich die letzten drei Jahre lang
  • 15:49 - 15:51
    zusammen mit einem Unternehmer in der South Bronx gearbeitet,
  • 15:51 - 15:53
    um Kunst ins Leben zu bringen
  • 15:53 - 15:55
    in Gebäuden für Geringverdiener
  • 15:55 - 15:58
    und in erschwinglichen Wohnbauten.
  • 15:58 - 16:01
    So hat jedes Gebäude seine eigene Persönlichkeit.
  • 16:01 - 16:05
    Und machmal geht es um das Erbe der Wohngegend,
  • 16:05 - 16:09
    wie in Morrisania um die Geschichte des Jazz.
  • 16:09 - 16:12
    Und bei anderen Projekten, wie in Paris,
  • 16:12 - 16:14
    geht es um Strassennamen.
  • 16:14 - 16:17
    Dies heisst Rue des Prairies -- Präriestrasse.
  • 16:17 - 16:19
    Und so brachte ich den Hasen,
  • 16:19 - 16:21
    die Libelle,
  • 16:21 - 16:23
    zurück in die Strasse.
  • 16:23 - 16:25
    Und 2009
  • 16:25 - 16:28
    wurde ich aufgefordert ein Poster zu machen,
  • 16:28 - 16:31
    das in den Wagen der U-Bahn von New York City
  • 16:31 - 16:33
    für ein Jahr angebracht war.
  • 16:33 - 16:37
    Das war ein sehr gefangenes Publikum.
  • 16:37 - 16:41
    Und ich wollte ihnen eine Fluchtmöglichket bieten.
  • 16:41 - 16:44
    Ich schaffte "All Around Town" ("Überall in der Stadt").
  • 16:44 - 16:46
    Es ist ein Papierschnitt,
  • 16:46 - 16:49
    und später fügte ich am Computer Farbe hinzu.
  • 16:49 - 16:52
    Ich nenne das techno-gefertigt.
  • 16:52 - 16:54
    Und so machte ich immer wieder
  • 16:54 - 16:57
    Arten von Papierschnitten
  • 16:57 - 16:59
    und füge andere Techniken hinzu.
  • 16:59 - 17:02
    Aber das Resultat sind immer Geschichten.
  • 17:02 - 17:05
    Geschichten haben viele Möglichkeiten.
  • 17:05 - 17:07
    Sie haben viele Szenarien.
  • 17:07 - 17:09
    Ich kenne die Geschichten nicht.
  • 17:09 - 17:13
    Ich nehme Bilder aus unserem globalen Ideenreichtung,
  • 17:13 - 17:15
    aus Klischees, aus Dingen über die wir nachdenken,
  • 17:15 - 17:17
    aus der Geschichte.
  • 17:17 - 17:19
    Und jeder ist ein Erzähler,
  • 17:19 - 17:22
    denn jeder hat eine Geschichte zu erzählen.
  • 17:22 - 17:24
    Aber noch wichtiger ist,
  • 17:24 - 17:26
    das jeder eine Geschichte machen muss,
  • 17:26 - 17:28
    um die Welt zu verstehen.
  • 17:28 - 17:30
    Und in all diesen Universen
  • 17:30 - 17:33
    ist unsere Vorstellungskraft das Gefährt
  • 17:33 - 17:35
    das uns transportiert,
  • 17:35 - 17:38
    aber das Ziel ist unser Verstand
  • 17:38 - 17:40
    und wie wir wieder mit
  • 17:40 - 17:42
    dem Essentiellen und der Magie in Kontakt treten können.
  • 17:42 - 17:45
    Und darum geht es beim Schneiden von Geschichten.
  • 17:46 - 17:54
    (Applaus)
Title:
Béatrice Coron: Aus Papier geschnittene Geschichten
Speaker:
Béatrice Coron
Description:

Mit Schere und Papier schafft die Künstlerin Béatrice Coron verwundene Welten, Städte und Länder, Himmel und Höllen. Sie betritt die Bühne in einem prächtigen Cape, geschnitten aus Tyvek, und beschreibt ihren kreativen Prozess und wie sie ihre Geschichten aus Schnitten und Stückchen entwickelt.

more » « less
Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
17:55
Tonia David added a translation

German subtitles

Revisions