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Warum lieben wir? Eine philosophische Betrachtung – Skye C. Cleary

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    Aah, romantische Liebe --
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    wunderschön und berauschend,
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    herzzerbrechend und seelezerreißend --
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    und oft alles zur gleichen Zeit.
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    Warum nehmen wir uns
    in die emotionale Mangel?
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    Gibt die Liebe unserem Leben einen Sinn
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    oder ist sie eine Flucht
    aus der Einsamkeit und dem Leiden?
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    Ist Liebe eine Verschleierung
    unserer sexuelle Wünsche
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    oder ein Trick der Biologie,
    damit wir uns fortpflanzen?
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    Ist sie alles, was wir brauchen?
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    Brauchen wir sie überhaupt?
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    Sollte romantische Liebe
    einen Zweck haben,
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    hat es weder die Wissenschaft
    noch die Psychologie herausgefunden.
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    Aber im Laufe der Geschichte
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    brachten einige der angesehensten
    Philosophen interessante Theorien hervor.
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    Liebe macht uns wieder vollkommen.
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    Der altgriechische Philosoph Platon
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    begründete den Gedanken, dass wir
    lieben, um vollkommen zu werden.
  • 0:56 - 0:59
    In seinem Werk "Symposium" schrieb er
    über eine Abendgesellschaft,
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    bei der Aristophanes, ein Komödiendichter,
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    die Gäste mit folgender
    Geschichte unterhält:
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    Die Menschen waren einst Wesen mit
    4 Armen, 4 Beinen und 2 Gesichtern.
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    Eines Tages erzürnten sie die Götter
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    und Zeus schnitt sie in zwei Hälften.
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    Seitdem fehlt jedem Menschen
    seine andere Hälfte.
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    Liebe ist die Sehnsucht,
    einen Seelenverwandten zu finden,
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    der uns wieder vollkommen macht,
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    oder zumindest glaubte Platon,
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    dass das ein betrunkener Komödiant
    auf einer Feier sagen würde.
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    Die Liebe bringt verführt uns dazu,
    Kinder zu bekommen.
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    Sehr viel später behauptete der deutsche
    Philosoph Arthur Schopenhauer,
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    die auf sexuellen Wünschen
    basierende Liebe
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    sei eine sinnliche Illusion.
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    Er meinte, dass wir lieben, weil uns
    unsere Wünsche glauben machen,
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    dass uns ein Anderer glücklich macht,
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    aber da liegen wir grundsätzlich falsch.
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    Die Natur bringt uns mit
    einer List dazu uns fortzupflanzen,
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    und uns in unserer Liebe zu vereinigen,
    ist mit unseren Kindern vollendet.
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    Ist unser sexuelles Verlangen befriedigt,
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    werden wir in unsere
    quälende Existenz zurückgeworfen
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    und sind nur dann erfolgreich,
    wenn wir unsere Art erhalten
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    und den Kreislauf menschlicher
    Schinderei weiter fortsetzen.
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    Das hört sich an, als bräuchte
    jemand eine Umarmung.
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    Liebe ist die Flucht
    aus unserer Einsamkeit.
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    Dem Nobelpreisträger und britischen
    Philosophen Bertrand Russell zufolge
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    lieben wir, um unsere körperlichen
    und psychischen Bedürfnisse zu stillen.
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    Menschen sind dazu gemacht
    sich fortzupflanzen,
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    aber ohne den Rausch
    einer leidenschaftlichen Liebe
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    ist Sex unbefriedigend.
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    Unsere Ängste vor der kalten,
    grausamen Welt bringen uns dazu,
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    eine harte Schale aufzubauen,
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    um uns zu schützen und zu isolieren.
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    Die Freude, Intimität und Wärme der Liebe
    hilft uns, unsere Ängste zu überwinden,
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    unseren einsamen Schalen zu entfliehen
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    und ausgiebig am Leben teilzunehmen.
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    Die Liebe bereichert unser ganzes Wesen
    und macht es zum Besten im Leben.
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    Liebe ist ein irreführendes Leiden.
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    Siddhārtha Gautama,
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    der als Buddha oder der Erleuchtete
    bekannt wurde,
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    hätte wahrscheinlich
    interessante Argumente
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    gegen Russels Theorie vorgebracht.
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    Buddha erklärte, dass wir lieben,
    weil wir versuchen,
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    unsere Grundbedürfnisse zu stillen.
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    Dennoch sind unsere leidenschaftlichen
    Sehnsüchte Schwächen
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    und Zuneigungen, selbst romantische Liebe,
    große Quellen des Leidens.
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    Glücklicherweise entdeckte Buddha
    den 8-gliedrigen Pfad,
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    eine Art Anleitung zur Auslöschung
    der Feuer des Begehrens,
  • 3:23 - 3:26
    sodass wir Nirwana,
    einen erleuchtenden Zustand
  • 3:26 - 3:31
    von Frieden, Klarheit, Weisheit
    und Mitgefühl erreichen können.
  • 3:31 - 3:34
    Der Schriftsteller Cao Xueqin
    zeigte die buddhistische Ansicht auf,
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    dass romantische Liebe eine Torheit ist,
    in einem von Chinas größten Klassikern,
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    "Der Traum der roten Kammer".
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    In einer Nebenhandlung
    verliebt sich Jia Rui in Xi-Feng,
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    die ihn täuscht und demütigt.
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    Widersprüchliche Gefühle
    von Liebe und Hass zerreißen ihn,
  • 3:51 - 3:55
    also gibt ihm ein Taoist
    einen Zauberspiegel, der ihn heilen kann,
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    vorausgesetzt, dass er nicht hineinsieht.
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    Aber natürlich sieht er hinein.
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    Es sieht Xi-Feng.
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    Seine Seele versinkt im Spiegel
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    und er wird zum Sterben
    in Eisenketten abgeführt.
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    Nicht alle Buddhisten denken so über
    romantische und leidenschaftliche Liebe,
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    aber die Moral der Geschichte ist,
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    dass solche Zuneigungen
    Tragödien hervorrufen
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    und, genau wie Zauberspiegel,
    vermieden werden sollten.
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    Durch die Liebe gehen wir aus uns heraus.
  • 4:24 - 4:27
    Werfen wir zum Schluss noch
    einen positiven Blick auf das Ganze.
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    Die französische Philosophin
    Simone de Beauvoir
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    war der Ansicht, dass Liebe der
    Wunsch ist, sich gegenseitig zu ergänzen,
  • 4:33 - 4:36
    und dass sie unser Leben mit Sinn erfüllt.
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    Jedoch ging es ihr weniger darum,
    warum wir lieben,
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    sondern eher darum,
    wie wir besser lieben können.
  • 4:42 - 4:46
    Für sie war das Problem mit
    der traditionellen romantischen Liebe,
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    dass sie so einnehmend sein kann,
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    sodass wir dazu neigen,
    sie zu unserem Lebenssinn zu machen.
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    Jedoch führt die Abhängigkeit vom Anderen,
    um die eigene Existenz zu rechtfertigen,
  • 4:55 - 4:59
    sehr leicht zu Langeweile
    und Machtspielen.
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    Um nicht in diese Falle zu tappen,
    schlug de Beauvoir authentische Liebe vor,
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    die mehr einer
    großartigen Freundschaft gleicht.
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    Die Liebenden unterstützen
    sich dabei, sich selbst zu finden,
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    aus sich herauszugehen,
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    und das Leben und die Welt
    zusammen zu bereichern.
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    Wir wissen vielleicht nicht,
    warum wir uns verlieben,
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    aber wir können uns sicher sein,
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    dass es eine Achterbahnfahrt
    der Gefühle werden wird.
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    Liebe ist beängstigend und beglückend.
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    Sie lässt uns leiden,
  • 5:24 - 5:25
    sie lässt uns schweben.
  • 5:25 - 5:27
    Vielleicht verlieren wir uns.
  • 5:27 - 5:28
    Vielleicht finden wir uns.
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    Vielleicht bricht sie unser Herz
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    oder vielleicht ist sie das Beste,
    was uns im Leben geschieht.
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    Nimmst du das Risiko auf dich,
    es herauszufinden?
Title:
Warum lieben wir? Eine philosophische Betrachtung – Skye C. Cleary
Speaker:
Skye C. Cleary
Description:

Die ganze Lektion unter https://ed.ted.com/lessons/why-do-we-love-a-philosophical-inquiry-skye-c-cleary

Aah, romantische Liebe – wunderschön und berauschend, herzzerbrechend und seelezerreißend – und oft alles zur gleichen Zeit. Sollte romantische Liebe einen Zweck haben, hat es weder die Wissenschaft noch die Psychologie herausgefunden. Aber im Laufe der Geschichte haben einige unserer angesehensten Philosophen interessante Theorien hervorgebracht. Skye C. Cleary fasst fünf dieser philosophischen Betrachtungen darüber, wie wir lieben, einmal zusammen.

Lektion von Skye C. Cleary, Animation von Avi Ofer.

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English
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closed TED
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Duration:
05:45
Angelika Lueckert Leon approved German subtitles for Why do we love? A philosophical inquiry
Angelika Lueckert Leon edited German subtitles for Why do we love? A philosophical inquiry
Nadine Hennig accepted German subtitles for Why do we love? A philosophical inquiry
Nadine Hennig edited German subtitles for Why do we love? A philosophical inquiry
Angelika Lueckert Leon rejected German subtitles for Why do we love? A philosophical inquiry
Angelika Lueckert Leon edited German subtitles for Why do we love? A philosophical inquiry
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