Woher kommen neue Wörter? - Marcel Danesi

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Es gibt über 170 000 Wörter, die zur Zeit in der englischen Sprache verwendet werden. Und doch werden jedes Jahr etwa tausend neue Wörter zum Oxford English Dictionary hinzugefügt. Woher kommen sie und wie finden sie ihren Weg in unseren Alltag? Marcel Danesi erklärt, wie neue Wörter eine Sprache betreten.

Lektion von Marcel Danesi, Animation von TOGETHER.

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Latora Slydell, Sydney Evans, Victor E Karhel, Bernardo Paulo, Eysteinn Guðnason, Matt Schoppen, Rubaiya Binte Hussain, Olivier Brunel, Andrea Feliz, Natalia Rico, Josh Engel, Bárbara Nazaré, Gustavo Mendoza, Zhexi Shan, Hugo Legorreta.

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Jedes Jahr werden über 1 000 neue Wörter
dem Oxford English Dictionary hinzugefügt.

Woher kommen sie

und wie schaffen sie es in unseren Alltag?

Mit über 170 000 Wörtern, die aktuell
im Englischen verwendet werden,

scheint es so, als hätten wir
bereits mehr als genug.

Doch weil unsere Welt sich verändert,

neue Ideen und Erfindungen entstehen

und die Wissenschaft voranschreitet,

entstehen Lücken in dem,
was wir beschreiben können.

Um diese Lücken zu füllen,
nutzen wir kreative, praktische

und manchmal seltsame Herangehensweisen.

Eine Möglichkeit ist es, ein Wort
aus einer anderen Sprache zu übernehmen.

Englisch hat in der Geschichte
so viele Wörter entlehnt,

dass fast die Hälfte seines Vokabulars
direkt aus anderen Sprachen stammt.

Häufig wurde nämlich das,
was das Wort beschreibt,

selbst entliehen.

Rom und Frankreich brachten
gesetzliche und religiöse Konzepte,

wie "altar" und "jury",
in das England des Mittelalters,

wohingegen der Handel
Getreide und Gerichte brachte,

wie arabischen "coffee",

italienische "spaghetti"

und indisches "curry".

Manchmal besitzt eine Sprache
genau das richtige Wort

für eine komplexe Idee oder Emotion,

wie "naïveté",

"machismo"

oder "schadenfreude".

Auch klassische Sprachen werden genutzt,
um neue Konzepte zu benennen.

"Clone" etwa entstammt
dem Altgriechischen Wort für Zweig,

um den Prozess des Ziehens einer Pflanze
aus einem Teil der alten zu beschreiben.

Heutzutage funktioniert
das Verfahren in beide Richtungen,

wenn das Englische Wörter wie Software
Sprachen in der ganzen Welt leiht.

Ein weiterer beliebter Weg,
um Lücken im Vokabular zu füllen,

ist die Kombination existierender Wörter,

die Teile des neuen Konzepts enthalten.

Ein Kompositum entsteht, wenn zwei Wörter
miteinander kombiniert werden,

wie "airport"

oder "starfish",

oder indem Teile der Wörter
abgeschnitten und vermischt werden,

wie "spork",

"brunch"

oder "internet".

Anders als Entlehnungen
aus anderen Sprachen

werden diese häufig bereits
beim ersten Mal verstanden.

Manchmal ist ein neues Wort
überhaupt nicht neu.

Veraltete Wörter erhalten neues Leben,
indem sie neue Bedeutungen bekommen.

"Villain" bezog sich einst auf Bauern,
aber durch aristokratischen Hochmut

wurde dazu jemand, der sich nicht
an den Code der Ritterlichkeit hielt

und demnach eine schlechte Person war.

Ein "geek" war einst
ein Künstler im Karneval,

dann eine merkwürdige Person,

dann eine bestimmte Art
eines unbeholfenen Genies.

Manchmal erhalten Wörter
eine umgekehrte Bedeutung durch Ironie,

eine Metapher

oder missbräuchliche Verwendung,

etwa wenn "sick" oder "wicked"
für etwas Erstaunliches verwendet werden.

Wenn Wörter auf diese Weise
gebildet werden können,

warum werden dann manche Mainstream

und andere werden nicht mehr benutzt
oder setzen sich gar nicht erst durch?

Manchmal ist die Antwort leicht,

wenn etwa Wissenschaftler oder Firmen

für eine neue Entdeckung oder Technologie
offizielle Namen vergeben.

Manche Länder haben Sprachschulen,
die diese Entscheidungen treffen.

Allerdings zeichnen
offizielle Quellen wie Wörterbücher

meist nur den momentanen Gebrauch auf.

Neue Wörter kommen nicht von oben,
sondern von gewöhnlichen Menschen,

die Wörter verbreiten,

die sowohl nützlich
als auch eingängig sind.

Das Wort "meme" etwa

prägte sich in den 1970er-Jahren
durch den Soziobiologen Richard Dawkins

und lässt sich vom altgriechischen Wort
für Imitation ableiten.

Er nutzte es, um die Verbreitung von Ideen
und Symbolen in Kulturen zu beschreiben,

wie Gene innerhalb einer Population.

Mit dem Beginn des Internets

wurde dieser Prozess sichtbar
durch Witze und Bilder,

die sich in Windeseile verbreiteten.

Und schon bald bezog sich das Wort
auf eine gewisse Art von Bild.

"Meme" beschreibt also nicht nur,
wie Wörter Teil einer Sprache werden,

sondern ist selbst auch ein Meme.

Es gibt ein Wort für das Phänomen,
wenn Wörter sich selbst beschreiben:

autolog.

Nicht alle Wörter werden
gleichermaßen erschaffen.

Manche bleiben für Jahrtausende,

manche passen sich der Zeit an

und manche sterben aus.

Manche teilen Informationen mit,

manche interpretieren sie,

aber die Art ihrer Entstehung
und der lange Weg,

bis sie Teil unserer Sprache werden,

erzählen uns viel über unsere Welt
und wie wir in ihr kommunizieren.