Die Sage von Prometheus – Iseult Gillespie

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Vor der Erschaffung der Menschheit besiegten die griechischen Götter die Titanen, ein Geschlecht der Riesen, in einer großen Schlacht. Die meisten Titanen wurden getötet oder in die ewige Tartaros-Hölle verbannt. Aber der Titan Prometheus, dessen Name "Weitblick" bedeutet, überzeugte seinen Bruder Epimetheus, mit ihm auf der Seite der Götter zu kämpfen. Iseult Gillespie erzählt die Sage von Prometheus.

Lektion von: Iseult Gillespie, unter Regie von: Léa Krawczyk

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Vor der Erschaffung der Menschen

besiegten die griechischen Götter
die Titanen in einer großen Schlacht.

Die meisten Titanen wurden getötet
oder in die ewige Hölle Tartarus verbannt.

Aber der Titan Prometheus,
dessen Name Weitblick bedeutet,

überzeugte seinen Bruder Epimetheus,

mit ihm auf der Seite
der Götter zu kämpfen.

Zum Dank gab Zeus den Brüdern die Aufgabe,

alle lebenden Dinge zu erschaffen.

Epimetheus durfte an die Geschöpfe
die göttlichen Gaben verteilen.

Einige konnten fliegen,
andere sich im Wasser bewegen

oder durch die Steppe rennen.

Er gab den Tieren glitzernde Schuppen,
weiches Fell und scharfe Klauen.

Inzwischen formte Prometheus
die ersten Menschen aus Lehm.

Er gestaltete sie
nach dem Vorbild der Götter.

Doch Zeus verfügte,
sie sollten sterblich bleiben

und den Bewohnern des Olymp
von der Erde aus huldigen.

Für Zeus waren sie Untertanen,
den Elementen ausgesetzte Wesen,

die die Götter zu ihrem Schutz brauchten.

Prometheus aber hatte Größeres
mit seinen unfertigen Geschöpfen vor.

Als ihn Zeus bat, zu entscheiden,
wie sie ihm opfern sollten,

ersann der listige Prometheus
zum Vorteil der Menschen einen Trick.

Er tötete einen Stier
und bot ihn Zeus in zwei Teilen dar.

Links versteckte er
das saftige Fleisch und die Haut

unter dem hässlichen Bauch des Tiers.

Rechts verbarg er die Knochen
unter einer dicken Fettschicht.

Als Zeus die scheinbar bessere Wahl traf,

reagierte er empört
auf Prometheus' Täuschung.

Rasend vor Wut verbot er
den Gebrauch von Feuer auf der Erde,

egal, ob zum Braten von Fleisch
oder für andere Zwecke.

Doch Prometheus wollte es
seinen Geschöpfen nicht vorenthalten.

Also bestieg er den Olymp,

um das Feuer aus der Werkstatt
von Hephaistos und Athene zu stehlen.

Er verbarg es in einem Fenchelstrunk

und brachte es sicher zu den Menschen.

So konnten sie die Natur nutzen

und die natürliche Ordnung
letztlich beherrschen.

Das Feuer brachte den Menschen
Nahrung und Wärme,

aber es half auch dabei,
Waffen zu schmieden und Krieg zu führen.

Prometheus' Flammen beschleunigten
den raschen Fortschritt der Zivilisation.

Als Zeus dies sah,
begriff er, was geschehen war.

Erneut hatte Prometheus
seinen Stolz verletzt

und seine Autorität untergraben.

Voller Zorn verhängte Zeus
eine grausame Strafe.

Prometheus wurde für alle Ewigkeit
an einen Felsen gekettet.

Jeden Tag kam ein Geier zu ihm
und riss ihm die Leber heraus.

Jede Nacht wuchs die Leber erneut,

doch am nächsten Morgen
kehrte der Geier zurück.

Obwohl Prometheus ständige Qualen litt,

bedauerte er seine Auflehnung nicht.

Sein Kampf gegen Unterdrückung
machte ihn zu einer beliebten Sagenfigur.

Man feierte ihn auch
wegen seiner List und Neugier

und weil er den Menschen Wissen,
Fortschritt und Macht brachte.

Er ist auch eine wiederkehrende Figur
in Kunst und Literatur.

In Percy Bysshe Shelleys Drama
"Der entfesselte Prometheus"

zeichnet ihn der Autor
als romantischen Helden,

der entkommt und der Welt
Mitgefühl und Wissen bringt.

Shelley schrieb:

"Prometheus erreicht moralisch
und intellektuell höchste Perfektion.

Er wird von den reinsten, wahrsten Motiven

für edle und hohe Ziele angetrieben."

Seine Frau Mary sah Prometheus
eher als abschreckende Figur.

Sie untertitelte ihren Roman
"Frankenstein: Der moderne Prometheus" --

ein Hinweis auf den Schaden durch
die Zerstörung der natürlichen Ordnung

und auf die bleibende Bedeutung
von aktuellen ethischen Fragen

zu Wissenschaft und Technik.

Als Held, Rebell oder Betrüger

bleibt Prometheus ein Symbol
unserer Fähigkeit, die Natur zu bändigen.

Im Grunde erinnert er uns
an die Kraft individuellen Handelns,

um die Welt zu entzünden.