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Die Lesebrille der Zukunft, die selber fokussiert.

  • 0:01 - 0:03
    Jeder von uns wird etwas verlieren
  • 0:03 - 0:07
    oder hat schon etwas verloren,
    auf das wir uns jeden Tag verlassen.
  • 0:07 - 0:10
    Ich spreche natürlich über Schlüssel.
  • 0:10 - 0:11
    (Lachen)
  • 0:11 - 0:12
    Das war nur ein Witz.
  • 0:12 - 0:16
    Eigentlich möchte ich über
    unseren Sehsinn sprechen.
  • 0:16 - 0:19
    Jeden Tag fällt es uns
    ein bisschen schwerer,
  • 0:19 - 0:21
    unsere Augen neu zu fokussieren,
  • 0:21 - 0:23
    bis wir es überhaupt nicht mehr können.
  • 0:23 - 0:25
    Diese Krankheit heißt Presbyopie.
  • 0:25 - 0:28
    Weltweit leiden zwei Milliarden
    Menschen darunter.
  • 0:28 - 0:29
    Genau, Milliarden.
  • 0:29 - 0:31
    Wenn ihr Presbyopie nicht kennt
  • 0:31 - 0:34
    und euch fragt: "Wo sind diese Menschen?",
  • 0:34 - 0:36
    hier ein Hinweis,
    bevor ich ins Detail gehe.
  • 0:36 - 0:39
    Deswegen trägt man
    Lese- oder Mehrstärkenbrillen.
  • 0:40 - 0:43
    Zuerst gehe ich auf den Verlust
    der Nahanpassungsfähigkeit ein,
  • 0:43 - 0:44
    der zur Presbyopie führt.
  • 0:44 - 0:48
    Als Neugeborenes konntet ihr bis zu
    sechseinhalb Zentimeter scharfstellen,
  • 0:48 - 0:49
    wenn ihr es wolltet.
  • 0:49 - 0:53
    Als Mittzwanziger hatet ihr noch
    etwa die Hälfte dieser Fähigkeit.
  • 0:53 - 0:54
    10 Zentimeter oder so,
  • 0:54 - 0:56
    aber nahe genug, dass man
    den Unterschied nie bemerkt.
  • 0:56 - 0:57
    Als Endvierziger
  • 0:57 - 1:00
    kann man jedoch nicht
    näher als ca. 25 cm fokussieren,
  • 1:00 - 1:01
    oder sogar noch weniger.
  • 1:01 - 1:03
    Verluste über diesen Punkt hinaus,
  • 1:03 - 1:06
    beeinflussen Tätigkeiten
    im Nahbereich wie Lesen
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    und wenn ihr 60 Jahre alt sind,
  • 1:07 - 1:10
    könnt ihr nichts im
    Umkreis von 1 m klar sehen.
  • 1:10 - 1:12
    Jetzt denken einige
    von euch wahrscheinlich:
  • 1:12 - 1:15
    "Das klingt schlecht, aber er meint
    euch im übertragenen Sinne,
  • 1:15 - 1:18
    nur die Menschen, die
    tatsächlich Presbyopie haben".
  • 1:19 - 1:23
    Aber nein, wenn ich euch sage,
    meine ich, jeder einzelne von euch
  • 1:23 - 1:26
    wird eines Tages Presbyopie haben,
    wenn ihr es noch nicht habt.
  • 1:27 - 1:28
    Das klingt beunruhigend.
  • 1:28 - 1:31
    Ich erinnere euch daran, dass Presbyopie
    uns schon immer begleitet hat
  • 1:31 - 1:34
    und wir viel getan haben,
    um das Problem zu lösen.
  • 1:35 - 1:38
    Stellen wir uns einmal vor,
    ihr sitzt am Schreibtisch und lest.
  • 1:39 - 1:40
    Wenn ihr presbyopisch wärt,
  • 1:40 - 1:42
    könnte es vielleicht so aussehen.
  • 1:42 - 1:45
    Alles in der Nähe,
    wie das Magazin, wird unscharf sein.
  • 1:45 - 1:46
    Weiter zu den Lösungen:
  • 1:46 - 1:48
    Zuerst, die Lesebrille.
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    Die haben Linsen
    mit einer eingestellten Brennweite,
  • 1:50 - 1:52
    sodass nahe Objekte fokussiert werden.
  • 1:52 - 1:56
    Weit entfernte Objekte sind aber
    zwangsläufig unscharf.
  • 1:56 - 1:58
    Man muss die Lesebrille also
  • 1:58 - 1:59
    ständig auf- und absetzen.
  • 1:59 - 2:02
    Benjamin Franklin erfand
    die Bifokalbrille,
  • 2:02 - 2:04
    um dieses Problem zu lösen.
  • 2:04 - 2:06
    Mit dieser Brille
  • 2:06 - 2:09
    konnte er in die Ferne sehen,
    wenn er aufschaute
  • 2:09 - 2:11
    und in der Nähe sehen,
    wenn er herunter schaute.
  • 2:12 - 2:15
    Heute gibt es außerdem Gleitsichtgläser,
    bei welchen die Brechwerte
  • 2:15 - 2:17
    stufenlos ineinander übergehen.
  • 2:17 - 2:19
    Der Nachteil von beiden Optionen ist,
  • 2:19 - 2:21
    dass man bei jeder Distanz
    Sehbereich verliert,
  • 2:21 - 2:23
    da er so von oben nach unten
    aufgeteilt wird.
  • 2:23 - 2:26
    Warum ist das ein Problem?
  • 2:26 - 2:28
    Stell euch vor,
    ihr klettert eine Leiter herunter.
  • 2:28 - 2:32
    Ihr schaut zu euren Füßen
    und seht unscharf.
  • 2:32 - 2:33
    Warum ist das so?
  • 2:33 - 2:37
    Ihr schaut runter,
    das ist der Nahbereich der Linse,
  • 2:37 - 2:39
    die nächste Sprosse war aber
    weiter entfernt
  • 2:39 - 2:41
    und für eure Augen ist das
    der Fernbereich.
  • 2:41 - 2:44
    Die nächste Lösung, die ich vorstelle,
    ist weniger häufig,
  • 2:44 - 2:45
    wird aber bei Kontaktlinsen
  • 2:45 - 2:47
    oder LASIK-Operationen verwendet
  • 2:47 - 2:48
    und heißt Monovision.
  • 2:48 - 2:51
    Dabei fokussiert
    das dominante Auge in die Ferne
  • 2:51 - 2:52
    und das andere Auge in die Nähe.
  • 2:52 - 2:53
    Das Gehirn verbindet
  • 2:53 - 2:55
    die schärfsten Bereiche von beiden Augen.
  • 2:55 - 2:59
    Was die Augen sehen
    unterscheidet sich aber ein bisschen
  • 2:59 - 3:02
    und deshalb ist es schwieriger,
    Abstände beidäugig einzuschätzen.
  • 3:02 - 3:03
    Was bedeutet das alles?
  • 3:03 - 3:05
    Wir haben viele Lösung entwickelt,
  • 3:05 - 3:08
    aber keine davon stellt die natürliche
    Nahanpassung wieder her.
  • 3:08 - 3:10
    Keine garantiert, dass jedes Objekt
  • 3:10 - 3:11
    auch scharf gesehen wird.
  • 3:11 - 3:13
    Aber warum?
  • 3:13 - 3:14
    Damit wir das verstehen können,
  • 3:14 - 3:17
    müssen wir uns die Anatomie
    des menschlichen Auges anschauen.
  • 3:17 - 3:19
    Die Augenlinse ermöglicht es,
  • 3:19 - 3:22
    den Blick auf verschiedene
    Abstände scharfzustellen.
  • 3:22 - 3:25
    Um die Linse herum sind Muskeln,
    die sie verformen können,
  • 3:25 - 3:28
    wodurch sich die
    Fokussierungsstärke verändert.
  • 3:28 - 3:29
    Was passiert bei Presbyonpie?
  • 3:29 - 3:32
    Die Augenlinse versteift,
  • 3:32 - 3:35
    bis sie ihre Form irgendwann
    nicht mehr verändern kann.
  • 3:35 - 3:38
    Die Lösungen, die ich vorhin
    aufgelistet habe,
  • 3:38 - 3:41
    haben untereinander alle etwas gemeinsam,
  • 3:41 - 3:44
    das sie aber von den Augen unterscheidet:
  • 3:44 - 3:46
    Sie sind feststehend.
  • 3:46 - 3:49
    Sie sind wie das Holzbein eines Piraten.
  • 3:49 - 3:52
    Wie sähe dann die Augenversion
    der modernen Beinprothese aus?
  • 3:52 - 3:54
    In den vergangenen Jahrzehnten
  • 3:54 - 3:58
    wurden sogenannte
    "focus-tunable lenses" entwickelt.
  • 3:58 - 4:00
    Es gibt verschiedene Typen:
  • 4:00 - 4:02
    Mechanisch verstellbare Alvarez-Linsen,
  • 4:02 - 4:03
    verformbare Flüssiglinsen
  • 4:03 - 4:06
    und elektronisch geschaltete
    Flüssigkristalllinsen.
  • 4:06 - 4:08
    Auch sie haben Nachteile,
  • 4:08 - 4:10
    aber machen keine Abstriche
    bei den visuellen Aspekten.
  • 4:10 - 4:14
    Vollbild-Sicht kann scharf
    auf jede Entfernung sein.
  • 4:14 - 4:16
    Die benötigten Linsen
    gibt es also bereits.
  • 4:16 - 4:18
    Problem gelöst, oder?
  • 4:18 - 4:19
    Nicht so schnell.
  • 4:19 - 4:22
    Fokusabstimmbare Linsen
    machen die Gleichung komplizierter.
  • 4:22 - 4:26
    Linsen können nicht die Entfernung wissen,
    auf die sie scharf stellen sollen.
  • 4:26 - 4:27
    Wir brauchen Brillen,
  • 4:27 - 4:30
    die ferne Objekte scharf stellen,
  • 4:30 - 4:31
    und wenn man nah schaut,
  • 4:31 - 4:34
    nahe Objekte in den Fokus rücken,
  • 4:34 - 4:36
    ohne das man darüber nachdenken muss.
  • 4:36 - 4:38
    Über die letzten Jahre
    habe ich an Stanford,
  • 4:38 - 4:41
    genau an dieser Intelligenz
    für Linsen gearbeitet.
  • 4:41 - 4:44
    Unser Prototyp nutzt Technologie von
    virtuellen Augmented-Reality-Systemen,
  • 4:44 - 4:46
    um Entfernungen abzuschätzen.
  • 4:46 - 4:50
    Mit dem Augen-Trecker sehen wir,
    in welche Richtung die Augen fokussieren.
  • 4:50 - 4:52
    Mit zwei davon können wir
    die Blickrichtung bestimmen,
  • 4:52 - 4:54
    für eine Fokusschätzung.
  • 4:54 - 4:56
    Für alle Fälle und
    für höhere Zuverlässigkeit,
  • 4:56 - 4:58
    nutzen wir einen Abstandssensor.
  • 4:58 - 5:00
    Der Sensor ist eine Kamera,
    die in die Welt schaut,
  • 5:00 - 5:02
    und Entfernungen bestimmt.
  • 5:02 - 5:04
    Wir können unsere Blickrichtung
    ein zweites Mal
  • 5:04 - 5:06
    für Abstansschätzung nutzen,
  • 5:06 - 5:08
    Wir kombinieren beide Abstansschätzungen
  • 5:08 - 5:10
    und aktualisieren die
    einstellbare Objektivstärke.
  • 5:10 - 5:13
    Als nächstes testeten wir
    unser Gerät an echten Menschen.
  • 5:13 - 5:17
    Wir haben gut 100 Presbyope
    gefragt, unser Gerät zu testen,
  • 5:17 - 5:18
    während wir ihre Leitung messen.
  • 5:18 - 5:22
    Die Ergebnisse überzeugten uns,
    dass Autofokale die Zukunft sind.
  • 5:22 - 5:25
    Unsere Teilnehmer konnten deutlicher sehen
    und schneller fokussieren
  • 5:25 - 5:28
    und sie empfanden das Fokussieren
    einfacher und besser,
  • 5:28 - 5:29
    als ihre gegenwärtige Brille.
  • 5:29 - 5:32
    Kurz gesagt, bezogen auf Sehen,
  • 5:32 - 5:35
    machen Autofokale keine Kompromisse,
    wie statische Korrektoren.
  • 5:35 - 5:37
    Aber ich will nichts versprechen.
  • 5:37 - 5:40
    Es gibt noch viel zu tun für
    meine Kollegen und mich.
  • 5:40 - 5:42
    Zum Beispiel, unsere Brillen sind etwas,
  • 5:42 - 5:43
    (Lachen)
  • 5:43 - 5:44
    sperrig, vielleicht?
  • 5:44 - 5:48
    Das ist wegen der sperrigeren Teile,
    die wir benutzen,
  • 5:48 - 5:51
    die oft für Forschungszwecke
    oder industrielle Nutzung sind.
  • 5:51 - 5:53
    Außerdem brauchen wir mehr Stabilität,
  • 5:53 - 5:57
    weil aktuelle Eye-Tracking-Algorithmen
    nicht robust genug sind.
  • 5:57 - 5:58
    Für die Zukunft,
  • 5:58 - 6:00
    wenn wir von Forschung
    zum Start-Up kommen,
  • 6:00 - 6:02
    planen wir Autofokal herzustellen,
  • 6:02 - 6:05
    die etwas mehr wie normale
    Brillen aussehen.
  • 6:05 - 6:07
    Dafür müssen wir deutlich
  • 6:07 - 6:11
    die Robustheit
    unseres Produkts verbessern.
  • 6:11 - 6:15
    Wir müssen auch kleinere und effektivere
    Elektronik und Linsen nutzen.
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    Somit, sogar mit unserem
    aktuellen Prototypen,
  • 6:17 - 6:20
    haben wir gezeigt, dass
    fokussierbare Objektivtechnologie
  • 6:20 - 6:23
    besser sein kann als
    traditionelle Brillen.
  • 6:23 - 6:25
    Es ist nur eine Frage der Zeit.
  • 6:25 - 6:27
    Es ist klar, dass in naher Zukunft,
  • 6:27 - 6:30
    anstatt sich über das richtige Paar
    Brillen Gedanken zu machen,
  • 6:30 - 6:33
    wir uns auf die wichtigen Dinge
    fokussieren können.
  • 6:34 - 6:35
    Danke.
  • 6:35 - 6:37
    (Applaus)
Title:
Die Lesebrille der Zukunft, die selber fokussiert.
Speaker:
Nitish Padmanaban
Description:

Wenn wir älter werden, wird es für unserer Augen immer schwieriger, neu zu fokussieren. Dieses Phänomen ist so alt, wie die Menschheit selbst. Deswegen sind wir auf Mehrstärkenbrillen, Kontaktlinsen und medizinische Eingriffe wie die LASIK-Operation angewiesen. In seinem Vortrag stellt uns der Elektroingenieur Nitish Padmanaban eine hochmoderne Technologie vor, die manch einem die Augen öffnen wird: Dynamischen Linsen, die von selber fokussieren, unseren Blick verfolgen und sich darauf einstellen, was wir in der Nähe und in der Ferne sehen.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
06:51

German subtitles

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