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JOHN FEODOROV
IN
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KUNST IM 21. JAHRHUNDERT
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[JOHN]
Ich bin sehr daran interessiert,
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mit kitschigen Gegenständen
spirituelle Altäre zu kreieren.
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In der westlichen Zivilisation sehen wir
eine seltsame "Disneyfizierung" der Natur,
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während in der indigenen Mythologie
Tiere machtvolle Totemsymbole sind,
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die man fürchtet und respektiert.
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Diese Gegensätze sind sehr wichtig
in meiner Arbeit,
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bei der ich sie
in einer Hybridmythologie verschmelze.
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"Nachts im Wald" besteht aus 12 Bäumen.
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Jeder Baum hat 12 Arme pro Seite.
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Die Zwölf ist wichtig
in der Mythologie von Christen und Navajo.
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Vor jedem Baum steht
ein Teller mit Sägemehl,
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wie Asche nach einer Kremation.
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Ich bin an Zweideutigkeit interessiert,
da sich dort das Spirituelle verbirgt.
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(Mutter singt in Navajo)
[JOHN] So singen Navajo "Old Mac Donald"!
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[JOHNS MUTTER] (lacht)
Ich drücke meinen Daumen in die Ferse.
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(Navajo)
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Und dann fängt er an, herumzuhüpfen.
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(Johns Mutter singt in Navajo)
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[JOHN] Ich komme von traditionellen Navajo
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und gleichzeitig den Zeugen Jehovas,
den christlichen Außenseitern.
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was komplett gegensätzlich ist.
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Da ich genau dazwischen bin,
versuche ich einen Sinn darin zu sehen.
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[MUTTER] Hier ist sein Großvater
mit seinen Pferden,
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und seine Großmutter mit ihrem Pferd
und Hillary.
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Die gehen wohl zu einem Powwow.
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[JOHN] Meine Großmutter war
eine Zitterhand.
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Leute besuchten sie und ihre Hand fing an
zu zittern,
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und darin bekam sie Antworten auf Fragen.
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Zitterhände sind sozusagen Orakel.
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[MUTTER] Hier sind die Großeltern
noch mal.
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Oh, und da bist du!
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Beim Spaziergang mit Opa
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[JOHN] Ich war jeden Sommer
bei meinen Großeltern im Reservat,
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bis ich 15 Jahre alt war.
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[MUTTER] Opa sieht immer so ernst aus,
aber er war immer sehr witzig.
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[JOHN] Mein Großvater war
ein Yei Be Chei Tänzer.
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Das ist ein ritueller Maskentanz,
bei dem die Tänzer zu Göttern werden.
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Beim Tanzen tritt der Geist in sie ein.
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Der Bär ist ein mächtiges Totemsymbol
in den indianischen Kulturen.
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Hinter diesen Masken sind
süße kleine Kuscheltiergesichter.
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Durch die Masken werden diese Teddys zu
mächtigen Totemsymbolen.
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Damit erlangen sie ihre Macht zurück.
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Zugleich sind das Konsumgegenstände,
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wobei sie wiederum ihre Macht verlieren.
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Dabei wird Spiritualität zum Kommerz.
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Menschen glauben an die Kaufkraft,
an das was ihnen die Werbung verspricht,
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weshalb sie glauben, dass das Einkaufen
ihr Leben effektiv verändert.
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Das ist also
schon ziemlich offensichtlich.
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Ich habe dieses Handbuch angefertigt,
dass jedem Produkt beigelegt ist.
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"Herzlichen Glückwunsch
zum besten Einkauf ihres Lebens."
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"Wenn in Ihrem Leben jetzt noch etwas
schiefgeht,"
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"liegt es wohl daran, dass Sie
ihren Totemteddy beleidigt haben."
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"In dem Fall benutzen Sie
das beigelegte Drehorakel,"
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"um herauszufinden, wie Sie
ihren beleidigten Teddy befriedigen."
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Und am Ende steht der Zeiger immer auf
"Versuchen Sie es nochmal."
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"Achtung: Die Tänze und Gesänge
sind mit großer Vorsicht zu praktizieren."
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In der Navajo Philosophie gibt es
keine Beichte,
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und auch kein Beten für etwas,
wie das bei Christen der Fall ist.
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Man muss das Ritual praktizieren,
und es muss gut ausgehen.
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Deine Situation kann sich nur verbessern,
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wenn du beim Ritual
nichts falsch gemacht hast.
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Ich widerlege die Spiritualität nicht.
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Ich mach mich auch nicht darüber lustig.
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Na ja ...
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Irgendwie doch schon! (lacht)
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Aber ich mache das eigentlich nur,
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weil ich glaube,
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dass es nötig ist.
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DER BÜROSCHAMANE
EINE AUFFÜHRUNG
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Jahrelanges Löffelverbiegen hat bewiesen,
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dass Angestellte,
die regelmäßig ins Jenseits reisen,
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hochmotiviert zurückkehren.
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So behalten Sie auch weiterhin
die Kontrolle.
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Darum haben wir den Büroschamanen
entwickelt.
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Sie fragen sich sehr wahrscheinlich,
"Wo ist der Schamane?"
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Das ist, das Schöne daran.
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Wir haben hoch qualifizierte Schamanen,
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um Ihrem Personal
bei ihrer spirituellen Suche zu helfen.
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Hier haben wir einen potenziell
hoch motivierten Angestellten.
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Wie heißen Sie?
- Paul.
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Paul, keine Angst jetzt,
aber,
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ich bringe sie jetzt
von allen Richtungen um ...
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[JOHN] Paul Stewart und ich
machen Musik und Performance Art.
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Wir arbeiten seit 20 Jahren zusammen.
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- Sie gleiten jetzt durch
die Welt des Feuers
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und des Wassers
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Ich beriesele Sie jetzt mit der Grab-Erde
ihrer Vorfahren.
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Die Geister der Tiere sind nun befriedigt,
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und ihr ist ihre Nachricht.
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Paul, aufstehen!
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Willkommen zurück!
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Wie geht es Ihnen?
- Mir geht's gut.
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Und jetzt zurück zur Arbeit!
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Danke, Büroschamane!
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Ich kann keine bequeme Kunst machen,
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wie dieser "bequeme Stuhl" mit dem Matisse
die Kunst vergleicht.
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Kunst muss provizieren.
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Als mir bewusst war,
dass diese Gemälde in Büros hängen würden,
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wollte ich etwas malen,
was den Arbeitsplatz zeigt.
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Die Firma wird als der Himmel darstellt,
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und da gibt es all diese Gottheiten.
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Die Komposition ist von mittelalterlicher
Ikonenmalerei beeinflusst.
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Der Geschäftsführer ist wie Jesus auf
dem Thron dargestellt, wie in einem Dom.
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mit der typischen Jesus-Handgeste,
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diesem Zeichen des Segens,
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aber hier hält er natürlich eine Zigarre,
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was die Tradition natürlich
vollkommen entweiht. (lacht)
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Da ist der Geschäftsführer
als jemand zu sehen,
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der nicht nur eine Menge Geld verdient,
sondern zumal noch ein Gott ist.
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Beim Malen weiß ich am Anfang
oft nicht was ich eigentlich will.
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Das kommt bei mir immer erst
wenn ich es bereits tue.
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Es ist für mich ein Kampf.
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Jedes Mal ist da diese Leinwand,
die mich verarscht,
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mir sagt,
"mach du jetzt bloß nichts aus mir!"
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Eigentlich macht mir das gar keinen Spaß.
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Es ist ein Kampf,
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den ich liebe.