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Wie man Kinder begeistert, lebenslange Leser zu werden

  • 0:01 - 0:03
    Als Grundschullehrerin
  • 0:03 - 0:08
    setzte meine Mama alles daran,
    dass ich gute Lesefertigkeiten hatte.
  • 0:08 - 0:13
    Für gewöhnlich übten wir das Lesen
    am Wochenende an unserem Küchentisch,
  • 0:13 - 0:15
    während meine Freunde draußen spielten.
  • 0:15 - 0:17
    Meine Lesefertigkeiten verbesserten sich.
  • 0:17 - 0:23
    Aber diese erzwungenen Lesestunden
    begeisterten mich nicht gerade fürs Lesen.
  • 0:24 - 0:26
    Die High School hat das
    in der 10. Klasse geändert.
  • 0:26 - 0:33
    Wir lasen im Englisch-Grundkurs
    Kurzgeschichten und machten Schreibtests.
  • 0:33 - 0:37
    Aus purer Langeweile fragte ich,
    ob ich den Kurs wechseln durfte.
  • 0:37 - 0:40
    Im nächsten Semester besuchte ich
    den Englisch-Leistungskurs.
  • 0:40 - 0:42
    (Lachen)
  • 0:42 - 0:45
    In diesem Semester lasen wir zwei Romane
    und schrieben zwei Buchberichte.
  • 0:46 - 0:50
    Die drastische Strenge und der Unterschied
    zwischen den beiden Kursen
  • 0:50 - 0:52
    verärgerte mich und regte
    Fragen an, wie etwa:
  • 0:54 - 0:56
    "Woher sind all diese Weißen gekommen?"
  • 0:56 - 0:57
    (Lachen)
  • 0:57 - 1:01
    Meine High School bestand zu über 70 %
    aus Schwarzen und Latinos.
  • 1:01 - 1:06
    Aber dieser Englisch-Leistungskurs
    war voll mit weißen Schülern.
  • 1:06 - 1:10
    Diese persönliche Begegnung
    mit institutionalisiertem Rassismus
  • 1:10 - 1:13
    änderte meine Beziehung
    zum Lesen für immer.
  • 1:13 - 1:17
    Ich lernte, dass mir Lehrer, Schule
    oder Lehrplan nicht verlässlich
  • 1:17 - 1:19
    das notwendige Wissen beibringen.
  • 1:19 - 1:24
    Eher aus Rebellion
    statt aus intellektueller Größe,
  • 1:24 - 1:27
    entschied ich, mir nicht länger
    von anderen vorschreiben zu lassen,
  • 1:27 - 1:29
    wann und was ich las.
  • 1:30 - 1:33
    Und ohne es zu merken,
    stieß ich auf einen Schlüssel,
  • 1:33 - 1:35
    um Kindern zum Lesen zu verhelfen.
  • 1:36 - 1:37
    Identität.
  • 1:37 - 1:40
    Anstatt sich auf Fähigkeiten zu fixieren
  • 1:40 - 1:44
    und Schüler von einer Lesestufe
    zur anderen zu bringen
  • 1:44 - 1:49
    oder leseschwache Kinder zu zwingen,
    sich unbekannte Wörter einzuprägen,
  • 1:49 - 1:53
    sollten wir uns diese Frage stellen:
  • 1:53 - 1:57
    Wie können wir Kinder begeistern,
    sich als Leser zu fühlen?
  • 1:59 - 2:03
    DeSean, ein genialer Erstklässler,
    den ich in der Bronx unterrichtete,
  • 2:03 - 2:07
    half mir zu verstehen,
    wie Identität das Lernen prägt.
  • 2:07 - 2:10
    Ich ging eines Tages im Matheunterricht
    auf DeSean zu und sagte:
  • 2:10 - 2:13
    "DeSean, du bist
    ein großartiger Mathematiker."
  • 2:13 - 2:15
    Er sah mich an und antwortete:
  • 2:15 - 2:18
    "Ich bin kein Mathematiker.
    Ich bin ein Mathegenie!"
  • 2:18 - 2:19
    (Lachen)
  • 2:19 - 2:22
    Okay, DeSean, alles klar.
  • 2:22 - 2:24
    Lesen?
  • 2:24 - 2:25
    Eine vollkommen andere Sache:
  • 2:25 - 2:27
    "Herr Irby, ich kann nicht lesen.
  • 2:27 - 2:30
    Ich werde niemals
    lesen lernen", sagte er oft.
  • 2:30 - 2:33
    Ich brachte DeSean das Lesen bei.
  • 2:33 - 2:38
    Aber es gibt unzählige schwarze Jungs,
    die Analfabet bleiben.
  • 2:39 - 2:41
    Laut dem US-Bildungsministerium
  • 2:41 - 2:45
    sind mehr als 85 % der männlichen
    schwarzen Viertklässler
  • 2:45 - 2:47
    im Lesen ungeübt.
  • 2:48 - 2:49
    85 Prozent!
  • 2:51 - 2:55
    Je mehr das Lesen für die Kinder
    eine Herausforderung ist,
  • 2:55 - 2:58
    umso mehr müssen Pädagogen
    kulturell kompetent sein.
  • 2:59 - 3:03
    Nach acht Jahren Erfahrung, als
    nebenberuflicher Stand-up-Comedian
  • 3:03 - 3:06
    verstehe ich die Wichtigkeit
    von kultureller Kompetenz.
  • 3:06 - 3:09
    Ich definiere sie als die Fähigkeit,
  • 3:09 - 3:13
    zu vermittelndes Wissen oder Können
  • 3:13 - 3:16
    in für eine Person
    relevante oder ansprechende
  • 3:16 - 3:18
    Kommunikationen
    und Erfahrungen zu übersetzen.
  • 3:19 - 3:21
    Vor jedem Auftritt
    schätze ich das Publikum ein.
  • 3:22 - 3:24
    Sind sie weiß, sind sie Latinos?
  • 3:24 - 3:28
    Sind sie alt, jung,
    fachmännisch, konservativ?
  • 3:28 - 3:31
    Dann wähle und modifiziere
    ich meine Witze,
  • 3:31 - 3:34
    aufgrund dessen, was meiner Meinung nach
    die meisten Lacher erzeugt.
  • 3:34 - 3:38
    Wenn ich in einer Kirche auftrete,
    könnte ich Barwitze machen.
  • 3:39 - 3:41
    Aber das wäre vielleicht nicht lustig.
  • 3:41 - 3:43
    (Lachen)
  • 3:43 - 3:48
    Als Gesellschaft schaffen wir
    Leseerfahrungen für Kinder,
  • 3:48 - 3:51
    als ob wir Barwitze
    in einer Kirche erzählen.
  • 3:52 - 3:55
    Und dann wundern wir uns,
    dass so viele Kinder nicht lesen.
  • 3:55 - 3:58
    Der Pädagoge und Philosoph
    Paulo Freire glaubte,
  • 3:58 - 4:01
    dass Lehren und Lernen
    beidseitig sein sollte.
  • 4:01 - 4:06
    Schüler sollten nicht als leere Eimer
    zur Füllung von Fakten gesehen werden,
  • 4:06 - 4:08
    sondern als Co-Erzeuger von Wissen.
  • 4:10 - 4:13
    08/15-Lehrpläne und Schulregeln,
  • 4:13 - 4:16
    welche von den Schülern
    abverlangen, still zu sitzen
  • 4:16 - 4:19
    oder in völliger Stille zu arbeiten --
  • 4:19 - 4:24
    diese Umgebungen schließen
    die individuellen Lernbedürfnisse,
  • 4:24 - 4:27
    Interessen und Fachkenntnisse
    der Kinder häufig aus.
  • 4:27 - 4:29
    Besonders von schwarzen Jungs.
  • 4:30 - 4:33
    Viele Kinderbücher für schwarze Jungs
  • 4:33 - 4:38
    sprechen ernste Themen wie Sklaverei,
    Bürgerrechte und Biografien an.
  • 4:38 - 4:42
    Weniger als 2 % der Lehrer in den USA
    sind schwarze Männer.
  • 4:42 - 4:46
    Die Mehrheit schwarzer Jungs wird
    von alleinerziehenden Müttern aufgezogen.
  • 4:46 - 4:51
    Das sind junge Schwarze, die noch nie
    einen schwarzen Mann lesen gesehen haben.
  • 4:52 - 4:56
    Oder noch nie von einem Schwarzen
    zum Lesen ermutigt wurden.
  • 4:58 - 5:03
    Aus welchen kulturellen Faktoren
    oder sozialen Hinweisen
  • 5:03 - 5:05
    sollte ein schwarzer Junge schließen,
  • 5:05 - 5:07
    dass er überhaupt lesen sollte?
  • 5:08 - 5:12
    Deswegen habe ich Barbershop Books
    [dt. Friseursalonbücher] gegründet.
  • 5:12 - 5:15
    Ein gemeinnütziger Verein
    zur Alfabetisierung,
  • 5:15 - 5:19
    der kinderfreundliche Leseräume
    in Friseursalons einrichtet.
  • 5:20 - 5:21
    Die Mission ist einfach:
  • 5:21 - 5:24
    Schwarzen Jungs zu helfen,
    sich als Leser zu identifizieren.
  • 5:26 - 5:29
    Viele schwarze Jungs gehen
    ein- oder zweimal im Monat zum Friseur.
  • 5:30 - 5:33
    Manche sehen ihren Friseur
    öfter als ihren Vater.
  • 5:34 - 5:39
    Barbershop Books verbindet Lesen
    mit einer männlichen Umgebung
  • 5:39 - 5:43
    und umfasst die frühen Leseerfahrungen
    von schwarzen Männern und Jungs.
  • 5:44 - 5:46
    Dieses identitätsbezogene Leseprogramm
  • 5:46 - 5:50
    verwendet von schwarzen Jungs
    empfohlene Kinderbücher.
  • 5:50 - 5:53
    Es sind Bücher,
    die schwarze Jungs lesen wollen.
  • 5:55 - 5:58
    Der Kinder- und Familienbericht
    von Scholastic aus dem Jahr 2016
  • 5:58 - 6:04
    fand heraus, dass Kinder
    von einem Buch am meisten wollen,
  • 6:04 - 6:06
    dass es sie zum Lachen bringt.
  • 6:07 - 6:13
    Wenn wir also ernsthaft
    schwarzen Jungs und anderen Kindern
  • 6:13 - 6:15
    zum freiwilligen Lesen verhelfen wollen,
  • 6:15 - 6:17
    brauchen wir für
    die frühe Alfabetisierung
  • 6:17 - 6:19
    männliche Lesevorbilder
  • 6:20 - 6:24
    und müssen einige Kinderbücher,
    die Erwachsene so sehr lieben,
  • 6:24 - 6:29
    gegen lustige, alberne oder sogar grobe
    Bücher wie "Ekliger Greg" austauschen.
  • 6:29 - 6:33
    (Lachen)
  • 6:34 - 6:39
    "Du nennst sie Popel. Greg nennt sie
    leckere kleine Süßigkeiten."
  • 6:39 - 6:40
    (Lachen)
  • 6:40 - 6:44
    Das Lachen, die positive Reaktion
  • 6:44 - 6:47
    oder angewiderte Reaktion,
    von manchen von uns --
  • 6:47 - 6:48
    (Lachen)
  • 6:48 - 6:52
    davon verdienen und brauchen
    schwarze Jungs dringend mehr.
  • 6:53 - 6:57
    Zum Abbau der brutalen Ungleichheiten,
    die die amerikanische Bildung plagen,
  • 6:58 - 7:01
    müssen wir Leseerfahrungen erzeugen,
  • 7:01 - 7:05
    die Kinder begeistern,
    vier Worte zu sagen:
  • 7:06 - 7:07
    Ich bin ein Leser.
  • 7:07 - 7:08
    Vielen Dank.
  • 7:08 - 7:14
    (Applaus)
Title:
Wie man Kinder begeistert, lebenslange Leser zu werden
Speaker:
Alvin Irby
Description:

Laut dem US-Bildungsministerium sind 85 % der schwarzen Jungs in der vierten Klasse im Lesen ungeübt. Welche Art von Leseerfahrungen sollten wir erzeugen, um zu garantieren, dass alle Kinder gut lesen? In diesem Vortrag, der darüber nachdenken lässt, wie wir das Lesen lehren, erklärt Pädagoge und Autor Alvin Irby welchen Leseherausforderungen viele schwarze Kinder gegenüberstehen -- und erzählt uns was kulturell kompetente Pädagogen tun, um allen Kindern zu helfen, sich als Leser zu identifizieren.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
07:27

German subtitles

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