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Die verborgene Rolle von Pflegenden im Gesundheitswesen

  • 0:01 - 0:04
    Bringen wir die Sorge wieder
    in die Gesundheitsfürsorge zurück.
  • 0:05 - 0:09
    Seit 15 Jahren arbeite ich
    im Gesundheitswesen,
  • 0:09 - 0:11
    und was mich zu diesem
    Bereich hingezogen hat,
  • 0:11 - 0:15
    war mein Interesse an der Pflegekomponente
    unserer Gesundheitssysteme --
  • 0:15 - 0:17
    genauer gesagt
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    an der unbezahlbaren Rolle von Pflegenden.
  • 0:20 - 0:24
    Wie viele von Ihnen hier würden
    sich selbst als Pfleger bezeichnen?
  • 0:26 - 0:29
    Damit meine ich, wie viele
    von Ihnen haben jemand gepflegt,
  • 0:29 - 0:33
    der an einer Krankheit, Verletzung
    oder Behinderung leidet?
  • 0:33 - 0:35
    Können Sie die Hand heben,
    wenn das der Fall ist?
  • 0:37 - 0:39
    Fast die Hälfte.
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    Ich möchte allen danken,
    die die Hand gehoben haben,
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    für ihre Zeit als Pflegeperson.
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    Was Sie tun ist extrem wertvoll.
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    Ich bin selbst ein ehemaliger
    versorgter Patient.
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    Als Jugendlicher litt ich
    an Lyme-Borreliose
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    und erhielt eine 18-monatige
    Antibiotikumbehandlung.
  • 0:58 - 1:00
    Ich wurde mehrfach falsch diagnostiziert:
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    bakterielle Meningitis,
    Fybromyalgie, was auch immer.
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    Sie fanden es nicht heraus.
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    Dass ich heute hier vor Ihnen stehe,
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    liegt daran, dass ich mein Leben
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    der Sturheit und dem Einsatz
    einer Pflegeperson verdanke.
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    Er tat alles was er konnte für mich --
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    fuhr lange Strecken von einem
    Behandlungszentrum zum anderen,
  • 1:22 - 1:24
    suchte nach der besten Option,
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    und vor allem gab er nie auf,
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    trotz der Schwierigkeiten,
    auf die er stieß,
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    auch aus Sicht von
    Arbeits- und Lebensqualität.
  • 1:33 - 1:35
    Das war mein Vater.
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    Ich genas, vor allem Dank seiner Hingabe.
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    Diese Erfahrung machte mich
    zu einem Patientenfürsprecher.
  • 1:43 - 1:48
    Je genauer ich hinsah, desto mehr sah ich
    Pfleger die gleiche Unterstützung bieten,
  • 1:48 - 1:51
    die mein Vater mir gegeben hatte,
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    sie spielen eine zentrale Rolle
    im Gesundheitswesen.
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    Es ist wohl nicht übertrieben zu sagen,
  • 1:57 - 2:00
    dass ohne solche Pflegende wie er
  • 2:00 - 2:02
    unsere Gesundheits- und Sozialsysteme
  • 2:02 - 2:03
    zusammenbrechen würden.
  • 2:04 - 2:08
    Dennoch wird das meist nicht anerkannt.
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    Ich reise von weit an
    für die Pflege meiner Mutter,
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    die unter mehreren
    chronischen Krankheiten leidet.
  • 2:16 - 2:20
    Jetzt verstehe ich erst recht,
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    welche Beanspruchungen
    Pflegenden abverlangt werden.
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    Mit einer alternden Bevölkerung,
  • 2:25 - 2:27
    wirtschaftlicher Instabilität,
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    Druck im Gesundheitswesen
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    und vermehrten, chronischen
    Langzeitpflegefällen
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    ist die Bedeutung von und
    Anforderung an pflegende Angehörige
  • 2:36 - 2:37
    größer denn je zuvor.
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    Weltweit opfern Pflegende
    ihr eigenes körperliches,
  • 2:42 - 2:45
    finanzielles und
    psychosoziales Wohlbefinden,
  • 2:45 - 2:46
    um ihre Liebsten zu pflegen.
  • 2:48 - 2:50
    Pflegende haben ihre
    eigenen Grenzen und Bedürfnisse.
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    Mangels ausreichender Unterstützung
  • 2:52 - 2:55
    können viele an ihre
    Belastungsgrenze kommen.
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    Einst als private Angelegenheit
    des Familienlebens angesehen,
  • 3:00 - 3:04
    ist unbezahlte Pflege weltweit
    zur unsichtbaren Stütze
  • 3:04 - 3:07
    unserer Gesundheits-
    und Sozialsysteme geworden.
  • 3:08 - 3:11
    Viele der Pflegenden
    sind sogar in diesem Raum,
  • 3:11 - 3:12
    wie wir gerade gesehen haben.
  • 3:13 - 3:16
    Wer sind sie und wie viele gibt es?
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    Mit welchen Herausforderungen
    sind sie konfrontiert?
  • 3:19 - 3:22
    Aber wie können wir vor allem dafür
    sorgen, dass ihr Wert für die Patienten,
  • 3:22 - 3:25
    unser Gesundheitswesen
    und die Gesellschaft
  • 3:25 - 3:26
    anerkannt wird?
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    Tatsächlich kann jeder
    eine Pflegeperson sein:
  • 3:30 - 3:34
    ein 15-jähriges Mädchen, das ein
    Elternteil mit multipler Sklerose pflegt;
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    ein Vierzigjähriger, der Vollzeitarbeit
  • 3:38 - 3:41
    und die Pflege seiner Familie
    hinkriegen muss;
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    ein Sechzigjähriger, der seine Frau
    mit Krebs im Endstadium pflegt
  • 3:46 - 3:49
    oder eine Achtzigjährige,
    die ihren Mann pflegt,
  • 3:49 - 3:51
    der Alzheimer hat.
  • 3:52 - 3:56
    Pflegende tun die unterschiedlichsten
    Dinge für ihre Patienten.
  • 3:56 - 3:58
    Sie leisten persönliche Pflege,
  • 3:58 - 4:00
    wie jemanden anzuziehen,
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    sie zu füttern,
  • 4:01 - 4:03
    sie zur Toilette zu begleiten,
  • 4:03 - 4:05
    sie helfen ihnen, klarzukommen.
  • 4:05 - 4:09
    Sie leisten auch ein wesentliches
    Maß medizinischer Pflege,
  • 4:09 - 4:14
    denn sie wissen oft viel über Verfassung
    und Bedürfnisse ihrer Liebsten,
  • 4:14 - 4:17
    manchmal besser als die Patienten selbst,
  • 4:17 - 4:20
    die durch die Diagnose gelähmt
    oder verwirrt sein können.
  • 4:21 - 4:23
    In diesen Situationen
  • 4:23 - 4:27
    sind Pflegende auch
    Fürsprecher für die Patienten.
  • 4:29 - 4:31
    Von zentraler Bedeutung ist auch,
  • 4:32 - 4:36
    dass die Pflegenden auch
    emotionale Unterstützung leisten.
  • 4:36 - 4:38
    Sie organisieren Arzttermine,
  • 4:39 - 4:41
    sie verwalten Finanzen
  • 4:41 - 4:44
    und sie erledigen auch
    die täglichen Hausarbeiten.
  • 4:45 - 4:48
    Das sind Herausforderungen,
    die wir nicht ignorieren können.
  • 4:49 - 4:52
    Zurzeit gibt es über
    100 Millionen Pflegende,
  • 4:52 - 4:56
    die in ganz Europa
    80 % der Pflege leisten.
  • 4:57 - 4:59
    Auch wenn diese Zahlen beeindruckend sind,
  • 4:59 - 5:03
    sind sie wohl unterbewertet, bedenkt man
    die fehlende Anerkennung von Pflegenden.
  • 5:03 - 5:05
    Wie wir gerade sahen,
  • 5:05 - 5:08
    waren viele von Ihnen nicht sicher,
    ob Sie qualifiziert sind,
  • 5:08 - 5:10
    als Pflegeperson zu gelten.
  • 5:10 - 5:13
    Viele von Ihnen dachten wohl,
    ich meine eine Krankenschwester
  • 5:13 - 5:15
    oder eine andere Gesundheitsfachkraft.
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    Genauso erstaunlich
  • 5:17 - 5:21
    ist der Nutzen, den Pflegende
    unseren Gesellschaften bringen.
  • 5:21 - 5:25
    Ich möchte Ihnen ein Beispiel
    aus Australien von 2015 nennen.
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    Der Jahreswert durch informelle Pflegende
  • 5:29 - 5:31
    für jene, die an psychischen
    Krankheiten leiden,
  • 5:31 - 5:36
    wurde auf 13,2 Milliarden
    australische Dollar geschätzt.
  • 5:36 - 5:40
    Das ist etwa das Doppelte dessen,
    was die australische Regierung
  • 5:40 - 5:42
    jährlich für psychische
    Gesundheitsvorsorge ausgibt.
  • 5:42 - 5:44
    Die Zahlen, neben anderen, zeigen,
  • 5:44 - 5:47
    wenn Pflegende morgen
    mit der Pflege aufhören würden,
  • 5:47 - 5:51
    würden unsere Gesundheits-
    und Sozialsysteme kollabieren.
  • 5:52 - 5:55
    Obwohl die Bedeutung dieser
    Millionen lautloser Pflegender
  • 5:55 - 5:56
    nicht geleugnet werden kann,
  • 5:57 - 5:59
    werden sie von Regierungen,
    dem Gesundheitswesen
  • 6:02 - 6:04
    und privaten Einrichtungen kaum beachtet.
  • 6:05 - 6:09
    Außerdem stehen Pflegende vor enormen
    persönlichen Herausforderungen.
  • 6:10 - 6:14
    Viele Pflegende haben höhere Ausgaben
    und können in Finanzprobleme geraten,
  • 6:14 - 6:17
    da sie eventuell nicht mehr
    voll arbeiten können
  • 6:17 - 6:20
    oder gar keinen Beruf
    mehr ausüben können.
  • 6:20 - 6:22
    Viele Studien haben gezeigt,
  • 6:22 - 6:25
    dass Pflegende oft ihre Gesundheit
    und ihr Wohlbefinden opfern,
  • 6:25 - 6:27
    um ihre Liebsten zu pflegen.
  • 6:27 - 6:31
    Viele Pflegende verbringen so viel Zeit
    mit der Pflege ihrer Liebsten,
  • 6:31 - 6:34
    dass ihre Familien und Beziehungen
    oft darunter leiden.
  • 6:35 - 6:37
    Viele Pflegende berichten,
    dass ihre Arbeitgeber
  • 6:37 - 6:39
    häufig keine angemessenen
    Richtlinien haben,
  • 6:39 - 6:41
    um sie zu unterstützen.
  • 6:41 - 6:43
    Doch es gab Verbesserungen
  • 6:43 - 6:45
    in Anerkennung der Pflegenden
    überall auf der Welt.
  • 6:46 - 6:48
    Erst vor wenigen Jahren
    ist eine Dachorganisation
  • 6:48 - 6:53
    namens International Alliance
    of Carer Organizations, IACO,
  • 6:53 - 6:56
    gegründet worden, um Gruppen von
    Pflegenden weltweit zusammenzubringen,
  • 6:57 - 6:59
    um eine strategische Richtung vorzugeben,
  • 6:59 - 7:01
    Informationsaustausch zu fördern
  • 7:01 - 7:04
    und um aktiv für Pflegende
    auf internationaler Ebene einzutreten.
  • 7:05 - 7:09
    Private Einrichtungen beginnen auch,
    die Situation der Pflegenden zu erkennen.
  • 7:10 - 7:12
    Ich bin stolz, dass mein
    persönliches Engagement
  • 7:12 - 7:15
    und Enthusiasmus gegenüber
    dem Thema der Pflegenden
  • 7:15 - 7:17
    an meinem eigenen Arbeitsplatz
    Anklang gefunden hat.
  • 7:18 - 7:20
    Meine Firma setzt sich
    für dieses Anliegen ein
  • 7:20 - 7:23
    und hat einen beispiellosen Rahmenplan
  • 7:23 - 7:26
    für seine Mitarbeiter und
    die Gesellschaft insgesamt entwickelt.
  • 7:26 - 7:29
    Ziel ist, die Pflegenden zu befähigen,
  • 7:29 - 7:32
    ihre eigene Gesundheit und
    ihr Wohlbefinden zu verbessern
  • 7:32 - 7:34
    und bessere Balance
    in ihr Leben zu bringen.
  • 7:35 - 7:38
    Dennoch muss noch viel mehr getan werden,
  • 7:38 - 7:41
    um diese ziemlich isolierten
    Initiativen zu ergänzen.
  • 7:42 - 7:45
    Unsere Gesellschaften stehen
    vor erhöhten Gesundheitsbelastungen,
  • 7:45 - 7:47
    einschließlich alternder Bevölkerungen,
  • 7:47 - 7:51
    gehäufter Fälle von Krebs
    und chronischen Krankheiten,
  • 7:51 - 7:53
    weit verbreiteter Ungleichheit
  • 7:53 - 7:54
    und vieles mehr.
  • 7:55 - 7:57
    Um den Herausforderungen zu begegnen,
  • 7:57 - 8:00
    müssen Entscheidungsträger über
    die gängigen Pfade im Gesundheitswesen
  • 8:00 - 8:02
    und Beschäftigungspolitik hinaussehen
  • 8:02 - 8:05
    und anerkennen, dass informelle Pflege
  • 8:05 - 8:08
    weiterhin das Fundament
    der Pflege bleiben wird.
  • 8:09 - 8:12
    Jemanden zu pflegen,
    sollte eine Option sein
  • 8:13 - 8:17
    und sollte getan werden, ohne
    das eigene Wohlbefinden zu gefährden.
  • 8:19 - 8:23
    Aber um die Pflege wieder in
    die Gesundheitspflege zu bekommen,
  • 8:24 - 8:29
    braucht es einen tiefen,
    sozialen, strukturellen Wandel.
  • 8:30 - 8:33
    Das kann nur durch einen
    Bewusstseinswandel geschehen.
  • 8:33 - 8:35
    Wir können heute damit beginnen.
  • 8:36 - 8:39
    Heute können wir die Saat
    für einen Wandel pflanzen,
  • 8:39 - 8:41
    für Millionen von Pflegenden weltweit.
  • 8:42 - 8:44
    Folgendes möchte ich vorschlagen:
  • 8:44 - 8:46
    Wenn Sie heute nach Hause gehen,
  • 8:46 - 8:49
    oder morgen früh ins Büro,
  • 8:49 - 8:50
    umarmen Sie einen Pflegenden.
  • 8:51 - 8:52
    Danken Sie Ihnen,
  • 8:53 - 8:55
    bieten Sie ihm oder ihr Hilfe an,
  • 8:55 - 8:59
    bieten Sie sich vielleicht selbst
    für einige Wochen als Pfleger an.
  • 9:00 - 9:03
    Wenn Pflegende weltweit
    sich anerkannter fühlten,
  • 9:03 - 9:06
    würde das nicht nur deren
    Gesundheit, Wohlbefinden
  • 9:06 - 9:08
    und Gefühl der Erfüllung verbessern,
  • 9:08 - 9:11
    sondern es würde auch das Leben
    derer verbessern, die sie pflegen.
  • 9:12 - 9:13
    Sorgen wir uns mehr!
  • 9:13 - 9:15
    Danke.
  • 9:15 - 9:18
    (Applaus)
Title:
Die verborgene Rolle von Pflegenden im Gesundheitswesen
Speaker:
Scott Williams
Description:

Einst selbst ein umsorgter Patient und jetzt selbst ein Pflegender hebt Scott Williams die unschätzbare Rolle informeller Pflegepersonen hervor -- jene Freunde und Verwandte, die aus Liebe für Pflegebedürftige über sich hinauswachsen. Von persönlicher Pflege über Fürsprache bis zu emotionaler Unterstützung: unbezahlt Pflegende bilden die unsichtbare Stütze von Gesundheits- und Sozialsystemen weltweit, sagt William -- und ohne sie würden diese Systeme kollabieren. "Wie können wir sicherstellen, dass ihr Wert für Patienten und die Gesellschaft anerkannt wird?", fragt er.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
09:30

German subtitles

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