Wieso sollte man ,,Warten auf Godot " lesen? - Iseult Gillespie
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0:07 - 0:09Ein schäbiger Mann Namens Estragon,
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0:09 - 0:13sitzt bei Dämmerung neben einem Baum
und versucht seine Schuh auszuziehen. -
0:13 - 0:15Sein Freund Vladimir kommt zu ihm,
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0:15 - 0:17und er errinert seinen ängstlichen Freund,
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0:17 - 0:21dass sie hier warten müssen
auf jemanden Namens Godot. -
0:21 - 0:24So beginnt ein frustrierender Zyklus,
bei dem die beiden darüber reden, -
0:24 - 0:26wann Godot kommen wird, wieso sie warten,
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0:26 - 0:30und ob sie überhaupt
beim richtigen Baum sind. -
0:30 - 0:33Von da an auf wird "Warten
auf Godot" nur noch seltsamer, -
0:33 - 0:36aber es wird als ein Stück betrachtet,
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0:36 - 0:38dass das Gescht des Modernen
Drama verändert hat. -
0:38 - 0:42Geschrieben von Samuel Beckett
zwischen 1949 und 1955, -
0:42 - 0:46wirft es eine simple,
aber aufrüttelnde Frage auf -- -
0:46 - 0:50was sollten die Figuren tun?
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0:50 - 0:53Estragon: Lass uns nichts tun.
Es ist sicherer. -
0:53 - 0:57Vladimir: Lass uns warten
und sehen, was er sagt. -
0:57 - 0:58Estragon: Wer?
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0:58 - 1:00Vladimir: Godot.
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1:00 - 1:02Estragon: Gute Idee.
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1:02 - 1:04So ein kryptischer Dialog
und kreisende Begründung -
1:04 - 1:07sind Hauptelemente des Absurden Theaters,
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1:07 - 1:10eine Richtung, die nach
dem Zweiten Weltkrieg entstand, -
1:10 - 1:12und Künstler suchten verzweifelt,
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1:12 - 1:15Sinn in Verwüstung zu finden.
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1:15 - 1:19Die Absurdisten dekonstruierten
die Handlung, Figuren und die Sprache, -
1:19 - 1:22um ihre Bedeutung zu hinterfragen
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1:22 - 1:26und um ihre tiefgreifende Unsicherheit
auf der Bühne zu teilen. -
1:26 - 1:28Auch wenn es düster klingt,
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1:28 - 1:31das Absurde vermischt
Hoffnugslosigkeit mit Humor. -
1:31 - 1:34Das wird in Beckets einmaligem
Zugang zur Gattung reflektiert, -
1:34 - 1:35mit Warten auf Godot,
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1:35 - 1:40die er bezeichnete als
,,Tragikkomödie in zwei Akten". -
1:40 - 1:42Tragischerweise befinden sich die Figuren
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1:42 - 1:45in einem existenziellen Rätsel:
sie warten vergeblich -
1:45 - 1:48auf eine unbekannte Gestalt,
die ihnen Sinn vermittelt, -
1:48 - 1:50aber ihre einzige Bestimmnug
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1:50 - 1:53kommt vom Warten.
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1:53 - 1:55Während sie warten, versinken
beiden in Langeweile, -
1:55 - 2:00drücken religiöse Furcht aus
und denken über Selbstmord nach. -
2:00 - 2:04Komisch aber ist ihr rauer Humor
gegenüber ihrem misslichen Lage, -
2:04 - 2:07das durch ihre Sprache und Bewegungen
zum Vorschein kommt. -
2:07 - 2:10Ihre Interaktionen sind erfüllt
mit seltsamen Wortspielen, -
2:10 - 2:12Wiederholungen und Zweideutigkeiten,
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2:12 - 2:15und physischen Clownereien,
Gesang und Tanz -
2:15 - 2:17und hektischem Hütetausch.
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2:17 - 2:20Oft ist es unklar, ob das Publikum
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2:20 - 2:23lachen oder weinen soll -- oder ob Becket
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2:23 - 2:26irgendeinen Unterschied
zwischen den beiden sah. -
2:26 - 2:28In Dublin geboren, studierte er Englisch,
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2:28 - 2:31Französich und Italienisch
bevor er nach Paris zog, -
2:31 - 2:34wo er die meiste Zeit
seines Lebens damit verbrachte, -
2:34 - 2:36Theaterstücke, Gedichte
und Prosa zu schreiben. -
2:36 - 2:39Währen Beckett eine lebenslange
Liebe zur Sprache hatte, -
2:39 - 2:43machte er auch Platz für Stille,
durch das Einfügen von Lücken, -
2:43 - 2:47Pausen und Momenten
der Leere in seinen Werken. -
2:47 - 2:50Das war ein Kernelement
seines Markenzeichens, -
2:50 - 2:53ungleichmäßiges Tempo und schwarzer Humor,
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2:53 - 2:56beliebt im gesamten Absurden Theater.
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2:56 - 2:59Er schuf auch eIne mysteriöse Persona,
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2:59 - 3:02und lehnte es ab, Spekulationen
zu bestätigen oder zu widersprechen, -
3:02 - 3:05über die Bedeutung seiner Arbeit.
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3:05 - 3:06Das hielt das Publikum in Atem
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3:06 - 3:09und erhöte ihre Faszination
mit seinen irrealen Welten -
3:09 - 3:12und deren rätselhaften Figuren.
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3:12 - 3:15Der Mangel an klarer Bedeutung macht Godot
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3:15 - 3:18endlos offen für Interpretationen.
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3:18 - 3:21Kritiker haben endlose Beschreibungen
des Stücks geliefert, -
3:21 - 3:24was in einem Zyklus von Vieldeutigkeit
und Spekulation resultierte, -
3:24 - 3:28der die Handlung des Dramas spiegelt.
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3:28 - 3:31Es wurde als eine Alegorie
zum Kalten Krieg interpretiert, -
3:31 - 3:33zur Französischen Revolution
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3:33 - 3:36und zu Britanniens
Kolonisation von Irland. -
3:36 - 3:38Die Dynamik der zwei Protagonisten
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3:38 - 3:40hat eine intensive Debatte entfacht.
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3:40 - 3:43Sie wurden interpretiert
als Überlebende der Apokalypse, -
3:43 - 3:46ein alterndes Paar,
zwei impotente Freunde -
3:46 - 3:52und sogar als Personifizierungen
von Freuds Ego und Es. -
3:52 - 3:54Bekanntlich hat Beckett gesagt,
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3:54 - 3:57er sei sicher, dass Vladimir und Estragon
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3:57 - 4:00,,Filtzhüte" tragen würden.
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4:00 - 4:03Wie die kritische Spekulation
und die verwirrende Handlung, -
4:03 - 4:05dreht sich ihre Sprache oft in Kreisen,
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4:05 - 4:08während sich die beiden zanken,
ihre Gedankengänge verlieren -
4:08 - 4:11und weiter machen, wo sie aufgehört haben:
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4:11 - 4:14Vladimir: Wir könnten vielleicht
nochmal von vorne anfangen. -
4:14 - 4:16Estragon: Das sollte leicht sein.
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4:16 - 4:19Vladimir: Der Anfang ist das Schwere.
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4:19 - 4:22Estragon: Du kannst von irgendwo anfangen.
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4:22 - 4:24Vladimir: Ja, aber du musst
dich entscheiden. -
4:24 - 4:28Becket zeigt uns,
dass wie unser tägliches Leben -
4:28 - 4:31die Welt auf der Bühne
nicht immer Sinn macht. -
4:31 - 4:35Es kann die Realität
und die Illusion erkunden, -
4:35 - 4:37das Bekannte und das Seltsame.
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4:37 - 4:41Auch wenn eine klare Geschichte
ihren Reiz hat, -
4:41 - 4:46dass beste Theater lässt uns
denken -- und warten.
- Title:
- Wieso sollte man ,,Warten auf Godot " lesen? - Iseult Gillespie
- Speaker:
- Iseult Gillespie
- Description:
-
Zwei Männer, Estragon un Vladimir treffen sich bei Dämmerung an einem Baum, um auf jemanden Namens ,,Godot" zu warten. So beginnt ein frustrierender Zyklus, wobei die beiden darüber sprechen, wann Godot kommen wird, wieso sie warten und ob sie überhaupt beim richtigen Baum sind. Das Stück wirft eine einfache, aber ergreifende Frage auf - was sollten die Figuren tun? Iseult Gillespie liefert alles, was man wissen muss, um die Tragikkomödie zu verstehen.
Lektion: Iseult Gillespie, Regie: Tomás Pichardo-Espaillat.
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TED-Ed
- Duration:
- 05:03
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