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Was verursacht Opioidabhängigkeit und warum ist sie so schwer zu bekämpfen? - Mike Davis

  • 0:07 - 0:12
    Vor mehr als 3.000 Jahren
    begann eine Pflanze in Heilmitteln
  • 0:12 - 0:15
    in altägyptischen medizinischen
    Texten zu erscheinen.
  • 0:15 - 0:19
    Im Mittelmeerraum fanden die alten Minoer
    höchst wahrscheinlich Wege,
  • 0:19 - 0:22
    dieselbe Pflanze
    für ihren Rausch zu verwenden.
  • 0:22 - 0:25
    Beide antiken Zivilisationen
    waren auf der gleichen Spur --
  • 0:25 - 0:28
    Opium, ein Extrakt
    aus der besagten Mohnblume,
  • 0:28 - 0:32
    kann sowohl Vergnügen bereiten,
    als auch Schmerzen lindern.
  • 0:32 - 0:35
    Obwohl Opium seit jeher
    in Gebrauch geblieben ist,
  • 0:35 - 0:39
    wurde erst im 19. Jahrhundert
    eine seiner chemischen Verbindungen,
  • 0:39 - 0:44
    das Morphin, identifiziert und für
    die medizinische Verwendung isoliert.
  • 0:44 - 0:47
    Morphin, Kodein und andere Substanzen,
  • 0:47 - 0:49
    die direkt aus dem Mohn gewonnen werden,
  • 0:49 - 0:50
    werden als Opiate bezeichnet.
  • 0:50 - 0:53
    Im 20. Jahrhundert
    schufen Arzneimittelhersteller
  • 0:53 - 0:55
    eine Reihe von synthetischen Substanzen,
  • 0:55 - 0:57
    die diesen Opiaten ähnlich sind,
  • 0:57 - 1:02
    darunter Heroin, Hydrocodon,
    Oxycodon und Fentanyl.
  • 1:02 - 1:05
    Ob synthetisch oder von Opium ausgehend,
  • 1:05 - 1:09
    diese Verbindungen werden
    kollektiv als Opioide bezeichnet.
  • 1:09 - 1:12
    Synthetische oder natürliche,
    legale oder illegale Opioiddrogen
  • 1:12 - 1:18
    sind sehr wirksame Schmerzmittel,
    aber sie sind auch sehr suchterzeugend.
  • 1:18 - 1:21
    In den 1980er und 90er Jahren
    begannen Pharmaunternehmen
  • 1:21 - 1:25
    Opioid-Schmerzmittel
    aggressiv zu vermarkten
  • 1:25 - 1:28
    und spielten ihr Suchtpotenzial
    sowohl für die medizinische Fachwelt
  • 1:28 - 1:30
    als auch für die Öffentlichkeit
    aktiv herunter.
  • 1:30 - 1:34
    Die Zahl der Verschreibungen von
    opioiden Schmerzmitteln explodierten,
  • 1:34 - 1:37
    ebenso wie die Fälle
    von Opioidabhängigkeit,
  • 1:37 - 1:40
    was eine bis heute
    anhaltende Krise auslöste.
  • 1:40 - 1:43
    Um zu verstehen,
    warum Opioide so süchtig machen,
  • 1:43 - 1:47
    ist es wichtig zu wissen, wie sie sich
    auf den menschlichen Körper auswirken,
  • 1:47 - 1:50
    von der ersten Dosis
    über den wiederholten Gebrauch
  • 1:50 - 1:53
    bis hin zu dem was passiert,
    wenn der Langzeitkonsum aufhört.
  • 1:53 - 1:56
    Jedes Medikament hat
    eine leicht unterschiedliche Chemie,
  • 1:56 - 1:59
    aber alle wirken auf
    das Opioidsystem des Körpers,
  • 1:59 - 2:02
    indem sie an Opioidrezeptoren
    im Gehirn binden.
  • 2:03 - 2:08
    Körpereigene Endorphine dämpfen Schmerzen,
    indem sie sich an diese Rezeptoren binden,
  • 2:08 - 2:12
    und Opioidmedikamente binden
    wesentlich stärker und länger.
  • 2:12 - 2:17
    Daher bewältigen Opioidmedikamente
    viel stärkere Schmerzen als Endorphine.
  • 2:18 - 2:23
    Opioidrezeptoren wirken auch auf
    die Stimmung und andere Körperfunktionen.
  • 2:23 - 2:26
    Aufgrund der Bindungskraft
    und Dauerhaftigkeit der Opiode
  • 2:26 - 2:30
    ist auch bei diesen Funktionen die Wirkung
    ausgeprägter und weiter verbreitet
  • 2:30 - 2:34
    als die der natürlichen
    Signalmoleküle des Körpers.
  • 2:34 - 2:39
    Wenn ein Medikament an Opioidrezeptoren
    bindet, wird Dopamin freigesetzt.
  • 2:39 - 2:44
    Das ist mit Lustgefühlen verbunden
    und kann für die Euphorie sorgen,
  • 2:44 - 2:47
    die ein Opioid-High charakterisiert.
  • 2:47 - 2:51
    Gleichzeitig unterdrücken Opioide
    die Ausschüttung von Noradrenalin,
  • 2:51 - 2:55
    das die Wachsamkeit, Atmung, Verdauung
    und den Blutdruck beeinflusst.
  • 2:57 - 3:00
    Eine therapeutische Dosis
    senkt Noradrenalin so weit ab,
  • 3:00 - 3:02
    dass es zu Nebenwirkungen
    wie Verstopfung kommt.
  • 3:04 - 3:08
    Höhere Dosen von Opioden können die Herz-
    und Atemfrequenz gefährlich senken,
  • 3:08 - 3:12
    was zu Bewusstseinsverlust
    und sogar zum Tod führen kann.
  • 3:14 - 3:18
    Mit der Zeit beginnt der Körper,
    eine Toleranz für Opioide zu entwickeln.
  • 3:18 - 3:21
    Er kann die Anzahl
    der Opioidrezeptoren verringern,
  • 3:21 - 3:24
    oder die Rezeptoren
    reagieren weniger auf Opioide.
  • 3:24 - 3:29
    Um die gleiche Freisetzung an Dopamin
    und Stimmung wie zuvor zu erzielen,
  • 3:29 - 3:32
    müssen die Menschen
    immer höhere Dosen einnehmen —
  • 3:32 - 3:36
    ein Zyklus, der zu körperlicher
    Abhängigkeit und Sucht führt.
  • 3:36 - 3:39
    Wenn die Menschen mehr Opioide einnehmen,
    um die Toleranz zu kompensieren,
  • 3:39 - 3:44
    wird der Noradrenalinspiegel
    immer niedriger, bis zu einem Punkt,
  • 3:44 - 3:46
    der sich auf grundlegende
    Körperfunktionen auswirken könnte.
  • 3:46 - 3:51
    Der Körper kompensiert dies mit
    mehr Noradrenalin-Rezeptoren,
  • 3:51 - 3:54
    so dass er viel geringere Mengen
    Noradrenalin detektieren kann.
  • 3:54 - 3:57
    Die erhöhte Empfindlichkeit
    gegenüber Noradrenalin
  • 3:57 - 4:00
    ermöglicht es dem Körper,
    weiterhin normal zu funktionieren --
  • 4:00 - 4:05
    aber die Aufrechterhaltung des neuen
    Gleichgewichts ist abhängig von Opioiden.
  • 4:05 - 4:10
    Wenn ein physisch anhängiger
    Opioide abrupt absetzt,
  • 4:10 - 4:13
    wird dieses Gleichgewicht gestört.
  • 4:13 - 4:15
    Der Noradrenalinspiegel kann
    innerhalb eines Tages
  • 4:15 - 4:17
    nach Beendigung
    der Opioideinnahme ansteigen.
  • 4:17 - 4:20
    Aber der Körper braucht viel länger,
  • 4:20 - 4:23
    um die extra Noradrenalinrezeptoren
    loszuwerden, die er gebildet hat.
  • 4:23 - 4:25
    Das bedeutet, es gibt eine Zeitspanne,
  • 4:25 - 4:28
    in der der Körper zu empfindlich
    auf Noradrenalin reagiert.
  • 4:28 - 4:31
    Diese Überempfindlichkeit
    führt zu Entzugserscheinungen
  • 4:31 - 4:35
    wie Muskelschmerzen,
    Bauchschmerzen, Fieber und Erbrechen.
  • 4:35 - 4:40
    Auch wenn nur vorübergehend,
    ein Opioidentzug kann sehr belastend sein.
  • 4:40 - 4:44
    In schweren Fällen kann jemand,
    der auf Entzug ist,
  • 4:44 - 4:46
    tage- oder sogar wochenlang
    schwer krank sein.
  • 4:47 - 4:51
    Menschen, die süchtig nach Opioiden sind,
    nehmen die Drogen nicht mehr unbedingt,
  • 4:51 - 4:54
    um high zu werden, sondern eher,
    um zu vermeiden, krank zu werden.
  • 4:54 - 4:58
    Viele riskieren, während des Entzugs ihren
    Lohn oder sogar Arbeitsplatz zu verlieren,
  • 4:58 - 5:02
    oder sie haben niemanden, der sich
    während des Entzugs um sie kümmern kann.
  • 5:02 - 5:05
    Wenn jemand später
    wieder Opioide einnimmt,
  • 5:05 - 5:08
    kann er besonders gefährdet sein
    für eine Überdosis.
  • 5:08 - 5:12
    Denn was bei hoher Verträglichkeit
    eine Standarddosis gewesen wäre,
  • 5:12 - 5:14
    kann jetzt tödlich sein.
  • 5:14 - 5:18
    Seit 1980 ist die Zahl der Todesfälle
  • 5:18 - 5:21
    durch Opioid-Überdosierung
    in den USA exponentiell angestiegen,
  • 5:21 - 5:25
    und auch weltweit ist
    die Opioidabhängigkeit explodiert.
  • 5:25 - 5:30
    Während die Verschreibung von Opioiden
    immer strenger reglementiert wird,
  • 5:30 - 5:33
    nehmen die Fälle von Überdosierungen
    und Sucht weiter zu,
  • 5:33 - 5:36
    vor allem bei jüngeren Menschen.
  • 5:36 - 5:39
    Viele der frühen Fälle von Sucht
    waren Personen mittleren Alters,
  • 5:39 - 5:42
    die nach Schmerzmitteln süchtig wurden,
    die ihnen verschrieben worden waren
  • 5:42 - 5:46
    oder die sie von Familienmitgliedern
    und Freunden erhielten.
  • 5:46 - 5:51
    Heute fangen junge Menschen
    auf diese Weise mit Opioiddrogen an,
  • 5:51 - 5:55
    gehen dann aber über zu Heroin
    oder illegalen synthetischen Opioiden,
  • 5:55 - 5:58
    die billiger und leichter erhältlich sind.
  • 5:58 - 6:01
    Was können wir außer einer
    strengeren Regulierung von Opioiden tun,
  • 6:01 - 6:06
    um die wachsenden Zahlen
    von Sucht und Überdosierung umzukehren?
  • 6:06 - 6:10
    Das Medikament Naloxon ist derzeit unsere
    beste Verteidigung gegen Überdosierungen.
  • 6:10 - 6:15
    Naloxon bindet an Opioidrezeptoren,
    aktiviert sie aber nicht.
  • 6:15 - 6:18
    Es hindert andere Opioide daran,
    sich an die Rezeptoren zu binden,
  • 6:18 - 6:23
    und entfernt sie sogar von den Rezeptoren,
    um eine Überdosis rückgängig zu machen.
  • 6:23 - 6:26
    Opioidabhängigkeit ist selten
    eine eigenständige Krankheit.
  • 6:26 - 6:29
    Häufig haben Menschen
    mit Opioidabhängigkeit
  • 6:29 - 6:31
    auch mit einem psychischen
    Problem zu kämpfen.
  • 6:31 - 6:34
    Es gibt sowohl stationäre
    als auch ambulante Programme,
  • 6:34 - 6:38
    die Medikamente, Gesundheitsdienste
    und Psychotherapie kombinieren.
  • 6:38 - 6:41
    Viele dieser Programme
    sind jedoch sehr teuer,
  • 6:41 - 6:44
    und die erschwinglicheren Optionen
    haben lange Wartelisten.
  • 6:44 - 6:49
    Außerdem erfordern sie oft
    eine vollständige Entgiftung von Opioiden
  • 6:49 - 6:51
    vor dem Beginn der Behandlung.
  • 6:51 - 6:54
    Die Entzugszeit und der einmonatige,
    stationäre Aufenthalt
  • 6:54 - 6:57
    kann es unmöglich machen für Menschen,
  • 6:57 - 7:01
    die in diesem Zeitraum Arbeitsplatz
    und Wohnung zu verlieren drohen.
  • 7:01 - 7:04
    Opioid-Erhaltungsprogramme
    zielen darauf ab,
  • 7:04 - 7:07
    einige dieser Hindernisse anzugehen
    und den Opioidmissbrauch
  • 7:07 - 7:11
    durch eine Kombination von Medikamenten
    und Verhaltenstherapie zu beseitigen.
  • 7:11 - 7:14
    Diese Programme vermeiden
    Entzugserscheinungen mit Drogen,
  • 7:14 - 7:18
    die an Opioidrezeptoren binden,
    aber nicht die psychoaktive Wirkung
  • 7:18 - 7:23
    von Schmerzmitteln, Heroin und anderen
    häufig missbrauchten Opioiden haben.
  • 7:24 - 7:28
    Methadon und Buprenorphin sind die heute
    wichtigsten Opioid-Erhaltungsdrogen,
  • 7:28 - 7:31
    aber Ärzte benötigen
    eine Ausnahmegenehmigung,
  • 7:31 - 7:32
    um sie verschreiben zu können.
  • 7:32 - 7:35
    Auch wenn für die Verschreibung
    opioider Schmerzmittel
  • 7:35 - 7:38
    keine spezielle Ausbildung
    oder Zertifizierung erforderlich ist.
  • 7:38 - 7:40
    Buprenorphin ist oft so knapp,
  • 7:40 - 7:43
    es gibt sogar einen immer
    größer werdenden Schwarzmarkt dafür.
  • 7:43 - 7:47
    Der Weg zur Bekämpfung
    der Opioidabhängigkeit ist noch lang,
  • 7:47 - 7:51
    aber zahlreiche Ressourcen helfen,
    Therapiemöglichkeiten besser zu verstehen.
  • 7:51 - 7:52
    Wenn Sie oder jemand, den Sie kennen,
  • 7:52 - 7:55
    mit dem Opioidkonsum
    in den USA Probleme hat,
  • 7:55 - 7:59
    das Gesundheitsministerium
    betreibt eine Hotline:
  • 7:59 - 8:02
    800-662-4357
  • 8:02 - 8:08
    und eine Datenbank mit über
    14.000 Einrichtungen für Drogenmissbrauch:
  • 8:08 - 8:12
    www.hhs.gov/opioids
Title:
Was verursacht Opioidabhängigkeit und warum ist sie so schwer zu bekämpfen? - Mike Davis
Speaker:
Mike Davis
Description:

Ganze Lektion ansehen: https://ed.ted.com/lessons/what-causes-opioid-addiction-and-why-is-it-so-tough-to-combat-mike-davis

In den 1980er und 90er Jahren begannen Pharmaunternehmen, opioide Schmerzmittel aggressiv zu vermarkten, während sie ihr Suchtpotenzial aktiv herunterspielen. Die Zahl der Verschreibungen schnellte in die Höhe und mit ihnen die Anzahl von Suchtfällen, was eine Krise auslöste, die bis heute anhält.
 Was macht Opioide so suchterzeugend? Mike Davis erklärt was wir tun können, um den sprunghaften Anstieg der Sucht- und Überdosierungsraten umzukehren.

Lektion von Mike Davis, geleitet von Good Bad Habits.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TED-Ed
Duration:
08:19

German subtitles

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