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Die faszinierende Wissenschaft hinter Phantomgliedern - Joshua W. Pate

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    Viele Menschen, die eine Gliedmaße
    verloren haben, können diese noch fühlen,
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    nicht als Erinnerung oder Kontur,
    sondern mit lebensechten Details.
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    Sie können ihre Phantomfinger beugen
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    und fühlen manchmal sogar das Uhrenarmband
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    oder das Pochen eines
    eingewachsenen Fußnagels.
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    Es verblüfft, dass auch manche Menschen,
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    denen bei Geburt eine Gliedmaße fehlte,
    Phantomempfindungen berichten.
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    Was verursacht Phantomempfindungen?
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    Vermutlich entstehen sie dadurch,
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    dass eine Körper-Landkarte
    in unserem Gehirn existiert.
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    Die Tatsache, dass Menschen,
    die ohne eine Gliedmaße geboren werden,
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    diese trotzdem fühlen,
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    deutet darauf hin, dass bei der Geburt
    eine solche Landkarte angelegt ist.
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    Aber Phantomglieder unterscheiden sich
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    von ihren Vorgängern aus Fleisch und Blut,
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    da sie meist Schmerzen erzeugen.
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    Um Phantomglieder und
    Phantomschmerz zu verstehen,
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    muss der Weg von der Extremität
    zum Gehirn verfolgt werden.
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    Durch unsere Glieder laufen
    sehr viele sensorische Neurone,
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    die uns Fingerspitzengefühl geben
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    und auch das Verständnis
    für die Lage unseres Körpers im Raum.
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    Diese sensorische Information
    wird über neuronale Bahnen
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    durch das Rückenmark zum Gehirn geleitet.
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    Eine lange Strecke bis zum Gehirn
    liegt außerhalb der Extremität,
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    deshalb existiert ein großer Teil davon
    auch noch nach der Amputation.
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    Jedoch verändert der Verlust eines Gliedes
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    die Signalübertragung zum Gehirn.
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    Am Amputationsort
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    werden durchtrennte Nervenenden
    häufig dicker und sensibler,
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    wodurch sie schon bei
    leichtem Druck Notsignale senden.
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    Unter normalen Umständen
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    würde eine Signalhemmung im Hinterhorn
    des Rückenmarks stattfinden.
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    Unbekannt ist jedoch,
    warum nach einer Amputation
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    die Hemmung des Hinterhorns fehlt,
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    was zur Signalverstärkung führen kann.
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    Die sensorischen Signale erreichen
    durch das Rückenmark das Gehirn.
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    Dort werden sie vom somato-
    sensorischen Cortex verarbeitet.
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    Der ganze Körper ist in
    diesem Cortex abgebildet.
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    Die sensiblen Körperteile
    mit vielen Nervenenden,
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    wie z.B. Lippen und Hände,
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    beanspruchen die größten Flächen.
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    Der Homunculus ist eine Abbildung
    des menschlichen Körpers,
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    dargestellt im Größenverhältnis
    der Inanspruchnahme des Cortex.
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    Der Cortex-Anteil für eine Körperregion
    kann größer oder kleiner werden,
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    was vom sensorischen Input
    aus dieser Körperregion abhängt.
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    Zum Beispiel ist die linke Hand
    eines Geigenspielers größer
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    als bei einem Nicht-Geigenspieler.
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    Der Cortex-Anteil vergrößert sich auch
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    bei Verletzungen eines Körperteils,
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    um die Wachsamkeit für Gefahr zu steigern.
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    Dieser vergrößerte Cortex-Anteil
    kann zu Phantom-Schmerzen führen.
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    Die cortikale Karte ist wahrscheinlich
    auch dafür verantwortlich,
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    dass ein amputiertes Körperteil
    immernoch gefühlt wird,
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    weil der betreffende
    Cortex-Anteil noch existiert.
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    Später kann der Anteil schrumpfen,
    und damit auch der Phantomschmerz.
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    Aber die Phantome bleiben oft bestehen.
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    Die Phantombehandlung
    war bisher eine Kombination von
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    Physiotherapie,
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    Schmerzmitteln,
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    Prothesen
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    und Zeit.
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    Die neue Spiegelkasten-Therapie
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    vergrößert den Bewegungsbereich
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    und reduziert den Phantomschmerz.
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    Der Patient legt das Phantom-Glied
    in eine Box hinter einen Spiegel
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    und das intakte Glied vor den Spiegel.
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    So wird das Hirn ausgetrickst,
    denn jetzt sieht es auch das Phantom,
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    anstatt es nur zu fühlen.
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    Wissenschaftler entwickeln jetzt
    Virtual-Reality-Therapien,
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    welche die Spiegel-Therapie
    lebensechter darstellen.
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    Prothesen wirken ähnlich,
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    denn viele Patienten
    berichten von Schmerzen
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    nach dem Entfernen der Prothese.
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    Phantome helfen dem Patienten dabei,
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    die Prothese als eigenes
    Körperteil zu akzeptieren
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    und sie intuitiv zu benutzen.
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    Es gibt noch viele Fragen
    bezüglich der Phantome.
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    Ungelöst bleiben die Fragen,
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    warum einige Amputationspatienten
    keine Schmerzen fühlen,
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    und einige auch überhaupt keine
    Phantomempfindungen haben.
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    Die weitere Forschung zu Phantomgliedern
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    ist nicht nur für Betroffene bedeutsam.
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    Ein tieferes Verständnis der Phantome
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    liefert Erkenntnisse über
    unsere täglichen Hirnleistungen
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    und wie wir dadurch die Welt wahrnehmen.
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    Das erinnert uns daran,
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    dass unsere erlebte Wirklichkeit
    tatsächlich subjektiv ist.
Title:
Die faszinierende Wissenschaft hinter Phantomgliedern - Joshua W. Pate
Speaker:
Joshua W. Pate
Description:

Gesamte Lektion: https://ed.ted.com/lessons/the-fascinating-science-of-phantom-limbs-joshua-w-pate

Viele Menschen, die eine Gliedmaße verloren haben, können diese immer noch fühlen - nicht als Erinnerung oder vage Form, sondern in ganz lebensechten Details. Sie können ihre Phantomfinger beugen und manchmal sogar das Scheuern eines Uhrenarmbandes oder das Pochen eines eingewachsenen Zehennagels spüren. Was verursacht diese Phantomempfindungen? Joshua W. Pate erklärt, wie das Gehirn auf eine fehlende Gliedmaße reagiert.

Lektion von Joshua W. Pate, Regie von Kozmonot Animation Studio.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TED-Ed
Duration:
05:09

German subtitles

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