Die faszinierende Wissenschaft hinter Phantomgliedern - Joshua W. Pate
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0:06 - 0:11Viele Menschen, die eine Gliedmaße
verloren haben, können diese noch fühlen, -
0:11 - 0:17nicht als Erinnerung oder Kontur,
sondern mit lebensechten Details. -
0:17 - 0:19Sie können ihre Phantomfinger beugen
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0:19 - 0:23und fühlen manchmal sogar das Uhrenarmband
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0:23 - 0:26oder das Pochen eines
eingewachsenen Fußnagels. -
0:26 - 0:28Es verblüfft, dass auch manche Menschen,
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0:28 - 0:33denen bei Geburt eine Gliedmaße fehlte,
Phantomempfindungen berichten. -
0:33 - 0:37Was verursacht Phantomempfindungen?
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0:37 - 0:39Vermutlich entstehen sie dadurch,
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0:39 - 0:42dass eine Körper-Landkarte
in unserem Gehirn existiert. -
0:42 - 0:46Die Tatsache, dass Menschen,
die ohne eine Gliedmaße geboren werden, -
0:46 - 0:47diese trotzdem fühlen,
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0:47 - 0:52deutet darauf hin, dass bei der Geburt
eine solche Landkarte angelegt ist. -
0:52 - 0:55Aber Phantomglieder unterscheiden sich
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0:55 - 0:58von ihren Vorgängern aus Fleisch und Blut,
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0:58 - 1:02da sie meist Schmerzen erzeugen.
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1:02 - 1:05Um Phantomglieder und
Phantomschmerz zu verstehen, -
1:05 - 1:10muss der Weg von der Extremität
zum Gehirn verfolgt werden. -
1:10 - 1:14Durch unsere Glieder laufen
sehr viele sensorische Neurone, -
1:14 - 1:16die uns Fingerspitzengefühl geben
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1:16 - 1:20und auch das Verständnis
für die Lage unseres Körpers im Raum. -
1:20 - 1:24Diese sensorische Information
wird über neuronale Bahnen -
1:24 - 1:26durch das Rückenmark zum Gehirn geleitet.
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1:26 - 1:30Eine lange Strecke bis zum Gehirn
liegt außerhalb der Extremität, -
1:30 - 1:34deshalb existiert ein großer Teil davon
auch noch nach der Amputation. -
1:34 - 1:36Jedoch verändert der Verlust eines Gliedes
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1:36 - 1:40die Signalübertragung zum Gehirn.
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1:40 - 1:42Am Amputationsort
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1:42 - 1:46werden durchtrennte Nervenenden
häufig dicker und sensibler, -
1:46 - 1:51wodurch sie schon bei
leichtem Druck Notsignale senden. -
1:51 - 1:52Unter normalen Umständen
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1:52 - 1:57würde eine Signalhemmung im Hinterhorn
des Rückenmarks stattfinden. -
1:57 - 2:01Unbekannt ist jedoch,
warum nach einer Amputation -
2:01 - 2:06die Hemmung des Hinterhorns fehlt,
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2:06 - 2:09was zur Signalverstärkung führen kann.
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2:09 - 2:13Die sensorischen Signale erreichen
durch das Rückenmark das Gehirn. -
2:13 - 2:17Dort werden sie vom somato-
sensorischen Cortex verarbeitet. -
2:17 - 2:21Der ganze Körper ist in
diesem Cortex abgebildet. -
2:21 - 2:23Die sensiblen Körperteile
mit vielen Nervenenden, -
2:23 - 2:25wie z.B. Lippen und Hände,
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2:25 - 2:28beanspruchen die größten Flächen.
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2:28 - 2:31Der Homunculus ist eine Abbildung
des menschlichen Körpers, -
2:31 - 2:36dargestellt im Größenverhältnis
der Inanspruchnahme des Cortex. -
2:36 - 2:41Der Cortex-Anteil für eine Körperregion
kann größer oder kleiner werden, -
2:41 - 2:46was vom sensorischen Input
aus dieser Körperregion abhängt. -
2:46 - 2:51Zum Beispiel ist die linke Hand
eines Geigenspielers größer -
2:51 - 2:54als bei einem Nicht-Geigenspieler.
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2:54 - 2:56Der Cortex-Anteil vergrößert sich auch
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2:56 - 2:58bei Verletzungen eines Körperteils,
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2:58 - 3:02um die Wachsamkeit für Gefahr zu steigern.
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3:02 - 3:07Dieser vergrößerte Cortex-Anteil
kann zu Phantom-Schmerzen führen. -
3:07 - 3:10Die cortikale Karte ist wahrscheinlich
auch dafür verantwortlich, -
3:10 - 3:13dass ein amputiertes Körperteil
immernoch gefühlt wird, -
3:13 - 3:17weil der betreffende
Cortex-Anteil noch existiert. -
3:17 - 3:22Später kann der Anteil schrumpfen,
und damit auch der Phantomschmerz. -
3:22 - 3:27Aber die Phantome bleiben oft bestehen.
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3:27 - 3:30Die Phantombehandlung
war bisher eine Kombination von -
3:30 - 3:31Physiotherapie,
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3:31 - 3:33Schmerzmitteln,
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3:33 - 3:34Prothesen
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3:34 - 3:36und Zeit.
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3:36 - 3:38Die neue Spiegelkasten-Therapie
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3:38 - 3:41vergrößert den Bewegungsbereich
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3:41 - 3:44und reduziert den Phantomschmerz.
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3:44 - 3:48Der Patient legt das Phantom-Glied
in eine Box hinter einen Spiegel -
3:48 - 3:51und das intakte Glied vor den Spiegel.
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3:51 - 3:54So wird das Hirn ausgetrickst,
denn jetzt sieht es auch das Phantom, -
3:54 - 3:56anstatt es nur zu fühlen.
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3:56 - 3:59Wissenschaftler entwickeln jetzt
Virtual-Reality-Therapien, -
3:59 - 4:04welche die Spiegel-Therapie
lebensechter darstellen. -
4:04 - 4:07Prothesen wirken ähnlich,
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4:07 - 4:09denn viele Patienten
berichten von Schmerzen -
4:09 - 4:12nach dem Entfernen der Prothese.
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4:12 - 4:14Phantome helfen dem Patienten dabei,
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4:14 - 4:19die Prothese als eigenes
Körperteil zu akzeptieren -
4:19 - 4:21und sie intuitiv zu benutzen.
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4:21 - 4:25Es gibt noch viele Fragen
bezüglich der Phantome. -
4:25 - 4:26Ungelöst bleiben die Fragen,
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4:26 - 4:30warum einige Amputationspatienten
keine Schmerzen fühlen, -
4:30 - 4:33und einige auch überhaupt keine
Phantomempfindungen haben. -
4:33 - 4:35Die weitere Forschung zu Phantomgliedern
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4:35 - 4:39ist nicht nur für Betroffene bedeutsam.
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4:39 - 4:41Ein tieferes Verständnis der Phantome
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4:41 - 4:45liefert Erkenntnisse über
unsere täglichen Hirnleistungen -
4:45 - 4:48und wie wir dadurch die Welt wahrnehmen.
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4:48 - 4:49Das erinnert uns daran,
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4:49 - 4:53dass unsere erlebte Wirklichkeit
tatsächlich subjektiv ist.
- Title:
- Die faszinierende Wissenschaft hinter Phantomgliedern - Joshua W. Pate
- Speaker:
- Joshua W. Pate
- Description:
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Gesamte Lektion: https://ed.ted.com/lessons/the-fascinating-science-of-phantom-limbs-joshua-w-pate
Viele Menschen, die eine Gliedmaße verloren haben, können diese immer noch fühlen - nicht als Erinnerung oder vage Form, sondern in ganz lebensechten Details. Sie können ihre Phantomfinger beugen und manchmal sogar das Scheuern eines Uhrenarmbandes oder das Pochen eines eingewachsenen Zehennagels spüren. Was verursacht diese Phantomempfindungen? Joshua W. Pate erklärt, wie das Gehirn auf eine fehlende Gliedmaße reagiert.
Lektion von Joshua W. Pate, Regie von Kozmonot Animation Studio.
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TED-Ed
- Duration:
- 05:09
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